1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. SG Reppichau: SG Reppichau: Wurzeln des Erfolgs

SG Reppichau SG Reppichau: Wurzeln des Erfolgs

Von Marcus Bräuer 08.06.2016, 18:09
Erfolgreiches Duo: Trainer Sven Schreiter (r.) und sein Co-Trainer Tobias Gallasch.
Erfolgreiches Duo: Trainer Sven Schreiter (r.) und sein Co-Trainer Tobias Gallasch. Hartmut Bösener

Reppichau - Auf der Internetseite der SG Reppichau gibt es unter der Rubrik „Verein“ einen kurzen Abriss zur Historie des 1948 gegründeten Vereins. Freundschaftsspiele gegen westdeutsche Mannschaften in den 1950er Jahren. Der Aufstieg in die 1. Kreisklasse in den 1960er Jahren. Der Bau der Gaststätte und der Mehrzweckhalle in den 1970er Jahren. Die Kreisliga-Zugehörigkeit in den 1980er Jahren. Die Gründung der Frauenmannschaft und die erstmalige Ausrichtung des Kreispokal-Finales in den 1990er Jahren. Das Freundschaftsspiel zum 55-jährigen Jubiläum 2003 gegen die Traditionsmannschaft des FC Carl Zeiss Jena. Der Aufstieg in die Landesklasse 2009 und die Etablierung in der dritthöchsten Spielklasse des Landes Sachsen-Anhalt in den Folgejahren. Der historische Abriss endet beim Jahr 2012.

Spätestens seit letztem Sonnabend bietet sich eine Aktualisierung der Vereinsgeschichte an. Die SG Reppichau ist Landesklasse-Meister, erstmals in der nun 68-jährigen Vereinsgeschichte wird das Aushängeschild erste Männermannschaft in der Landesliga spielen. Der Vereinsvorsitzende Thomas Bösener sagte also völlig zurecht: „Das ist der größte Erfolg des Vereins.“

Jeder ist gleich viel Wert

Wie ist das möglich? Nun, man kann die Erfolgsgeschichte der SG Reppichau auf zweierlei Art erzählen. Zunächst die wenig schmeichelhafte: Die Mannschaft ist teuer zusammengekauft, der Aufstieg alleine schon deshalb keine Überraschung, sondern zwangsläufig. Kein Witz: Die SG Reppichau wurde als „RB Leipzig der Landesklasse“ bezeichnet.

Wer die Geschichte so erzählt, lässt Wichtiges außen vor. Ja, natürlich hat der Verein im Sommer den einen oder anderen Euro ausgegeben, um Spieler wie Jeffrey Neumann, Kevin Jersak, Stephan Schulze und Thomas Berger in das 500-Seelen-Dorf zu locken. Thomas Bösener richtete seinen Dank deshalb auch an Ingmar Lehmann: „Er sorgt mit seinem Sponsoring dafür, dass das alles funktioniert.“ Aber nicht nur das Geld war verlockend.

Neumann, Jersak, Keil, Berger, Seiche, Krug und viele weitere sind alle gut befreundet. Die Möglichkeit, zusammen etwas Großes zu erreichen, führte sie nach Reppichau. In ein Vereinsleben, das es so nicht überall gibt. Die SG Reppichau hat sich in den letzten Jahren zur Top-Adresse im Köthener Raum entwickelt, weil sehr viele Menschen hinter den Kulissen einen tollen Job machen. Die Mannschaftskabinen wurden modernisiert, die Gaststätte erstrahlt in neuem Glanz. Ganz zu Schweigen von der „Soccer-Arena“, die direkt neben der Gaststätte zum Hallenfußball einlädt. Vor zwei Wochen wurde zudem der Spielplatz neben dem Fußballplatz feierlich eingeweiht. Es ist offensichtlich: Der Verein will für Klein und Groß etwas bieten. Das schafft Identität und fördert Integration.

Die SG Reppichau ist kein Verein, der nur auf die erste Männermannschaft setzt. Man merkt das schon, wenn man regelmäßig die Internetseite des Vereins liest. Auf der Startseite finden sich genauso viele Bilder und Kurzberichte von Nachwuchsmannschaften, dem Frauenteam, den Alten Herren und der zweiten Männermannschaft, wie von der ersten Mannschaft. Das Signal ist deutlich: Jeder ist gleich viel Wert.

Wie geht es nun weiter?

Abschließend sei aber nochmals auf die erste Mannschaft eingegangen. Es stimmt, dass die SG Reppichau aufgrund der Verstärkungen von Beginn an zurecht Meisterschaftsfavorit war. Doch noch nie ist jemand allein deshalb Meister geworden. Viele Dinge müssen funktionieren, um am Ende ganz vorn zu stehen. „Alle sechs Neuzugänge haben eingeschlagen, wir hatten kaum Verletzte und nur wenig Sperren“, zählt Thomas Bösener auf. Man kann das Glück nennen, man kann aber auch sagen, dass Verein, Spieler und vor allem das Trainerteam diesem Glück auf die Sprünge geholfen haben.

Trainer Sven Schreiter ist mit einer klaren Idee auf Spielersuche gegangen. Er holte erfahrene Spieler für die Innenverteidigung. Bei aller Offensivkraft darf man nicht vergessen, dass die SG Reppichau in 29 Spielen nur 24 Gegentore kassiert hat - Liga-Topwert. Schreiter und Co-Trainer Tobias Gallasch haben es zudem geschafft, die Spieler ihren Stärken entsprechend aufzustellen und so ein Team geformt, das mit wenigen Ausnahmen in jedem Spiel in der Lage war, erfolgreich zu agieren.

Und wie geht es nun weiter? Sven Schreiter wird mit Sicherheit schon seine Fühler nach Neuzugängen ausgestreckt haben. Er weiß: Will man in der Landesliga bestehen, braucht es ein paar Verstärkungen. Er und der Verein werden aber nicht kopflos agieren. Thomas Bösener sagte schon kurz nach dem Aufstieg bemerkenswerte Sätze: „Wir sind Stolz auf den Aufstieg und wollen natürlich die Klasse halten. Aber wir müssen jetzt schon daran arbeiten, dass wir auch im Falle eines Abstiegs eine gute Landesklasse-Mannschaft aufbieten können.“ Das heißt nichts anderes, als dass der Verein verhindern will, auf der Erfolgswelle zu vergessen, was ihn in den letzten Jahren so stark gemacht hat: Nicht abzuheben, sondern sich immer daran zu erinnern, wo man herkommt. (mz)