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Sandersdorf gegen Lok Leipzig Sandersdorf gegen Lok Leipzig: Attraktiv nur Freitagabend?

Von Daniel George 25.09.2014, 08:28
Ein Bild mit ungewohnt vielen Zuschauern: 1 015 Fans wollten das Landespokal-Viertelfinalspiel zwischen Union Sandersdorf und dem 1. FC Magdeburg in der vergangenen Saison sehen. Die berühmte „Obi“-Fahne wird auch am Freitagabend wieder im Sport- und Freizeitzentrum hängen.
Ein Bild mit ungewohnt vielen Zuschauern: 1 015 Fans wollten das Landespokal-Viertelfinalspiel zwischen Union Sandersdorf und dem 1. FC Magdeburg in der vergangenen Saison sehen. Die berühmte „Obi“-Fahne wird auch am Freitagabend wieder im Sport- und Freizeitzentrum hängen. Archiv/Kehrer Lizenz

Sandersdorf/MZ - Uwe Störzner weigert sich. Die jüngsten Zahlen haben ihre Spuren hinterlassen. „Genaue Zuschauerprognosen gebe ich nicht mehr ab“, sagt der Präsident der SG Union Sandersdorf vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Lok Leipzig, „da hätte ich schon am vergangenen Wochenende gehörig daneben gelegen.“ Gegen Erzgebirge Aue II fanden sich 145 Zuschauer im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum ein - in der zweiten Oberliga-Saison des Vereins ein unrühmlicher Negativrekord.

Entwicklung genau beobachten

An diesem Freitagabend aber darf man genau das Gegenteil erwarten: Der Traditionsverein aus Leipzig bringt naturgemäß zahlreiche fußballverrückte Fans mit. Flutlich-Atmosphäre, gefüllte Ränge. „Ich rechne mit etwa 500 Fans aus Leipzig, vielleicht noch mal 500 von uns, damit es zumindest vierstellig wird“, lässt sich Uwe Störzner dann doch noch entlocken.

Euphorie sucht man in seiner Stimme vergebens. Die Zuschauerentwicklung der vergangenen Wochen wirft grundlegende Fragen auf. Eine sportliche Talfahrt, wie sie Sandersdorf in den ersten Partien der neuen Saison erlebt hat, trägt nicht dazu bei, dass mehr Fans zu den Partien erscheinen, das ist Uwe Störzner bewusst. „Auch wenn wir einen schlechten Start hatten, bin ich mir sicher, dass wir sportlich dazu in der Lage sind, eine Menge zu bieten“, sagt der Präsident. „Auch Lok Leipzig wird sich anstrengen müssen, um aus Sandersdorf einen Punkt mitzunehmen.“ Die Zuschauerzahl hat nicht nur mit dem Erfolg des Teams zu tun. Auch in der vergangenen Spielzeit, als sich Aufsteiger Union spielerisch stark präsentierte, blieben viele Plätze im Stadion oft unbesetzt. Zwei Ursachen drängen sich auf: Zum einen klagen die Verantwortlichen oft über die für Fans unattraktiven zweiten Mannschaften, sieben sind es in dieser Saison. Und zum anderen „war Sandersdorf schon immer ein Freitagabend-Publikum“, meint Stefan Oberfranz, der wohl bekannteste Sandersdorfer Fan, der pikanterweise auch Anhänger von Lok Leipzig ist - seit 1987.

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Die Liebe zu Union kam erst in den 1990er Jahren. Im Sommer sorgte er mit seiner inzwischen weltweit bekannten „Obi“-Flagge bei der Weltmeisterschaft in Brasilien für Aufsehen. Er war schon überall, hat unzählige Stadien und Spiele auf der ganzen Welt gesehen. „An einem Samstagnachmittag, wo im Kreis auch viele Spiele stattfinden, gegen Erzgebirge Aue II , kann man einfach nicht mit vielen Zuschauern rechnen“, sagt er. Doch nur die wenigsten Oberliga-Konkurrenten haben sich seit dem Sandersdorfer Aufstieg auf Freitagabendspiele eingelassen. Dreimal darf Union in dieser Spielzeit vor heimischem Publikum unter Flutlicht antreten. Die Premiere gegen Askania Bernburg ging mit 0:2 verloren. Sonst wird meist am Sonntag gespielt. Unabhängig vom Termin findet Uwe Störzner, dass Oberliga-Fußball in Sandersdorf mehr Zuschauer verdient hätte: „Wir betreiben einen Riesenaufwand, aber es interessiert keinen. Da stellt sich die Frage, warum wir eigentlich Oberliga spielen.“

Und das, obwohl Union im ligaweiten Ranking noch zu den Teams mit den meisten Besuchern zählt. Ein Verein sei wie ein Unternehmen zu führen, so der Präsident. Weniger Zuschauer bedeuten zugleich weniger Einnahmen. „Man muss sich die Entwicklung auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten genau anschauen“, sagt Störzner.

Grenze nach oben offen

Die Partie gegen den Regionalligaabsteiger Lok Leipzig sollte nicht unerhebliche Einnahmen in die Vereinskasse spülen. „Der Gästeblock wird voll sein“, verrät René Gruschka, Fanbeauftragter beim 1. FC Lok Leipzig. „500 Fans bringen wir auf jeden Fall mit. Nach oben ist die Grenze offen.“ Für das Flutlichtspiel in Sandersdorf haben sich die Leipziger eine besondere Choreographie einfallen lassen (siehe „Große Choreographie geplant“). Erstmals bestreitet Lok ein Pflichtspiel im Sport- und Freizeitzentrum. „Sandersdorf hat ein schönes kleines Stadion und gute Voraussetzungen“, findet René Gruschka. „Das passt genau für die Oberliga.“

Die Fans von Lok Leipzig haben sich für das Spiel in Sandersdorf etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die Leipziger möchten eine ausgefallene Choreographie präsentieren. Im Mittelpunkt soll das Vereinslogo stehen. Details möchte der Fanbeauftragte des Vereins, René Gruschka, aber nicht verraten. „Es soll ja eine Überraschung sein“, sagt er. Aufgrund eines Markenstreits um das Logo des Vereins läuft Lok in dieser Saison ohne Logo und ohne den Schriftzug „1. FC Lok Leipzig“ auf den Trikots auf. Nur so sind die Trikots auch von den Fans zu erwerben. Union Sandersdorf veranstaltet vor dem Spiel gegen Lok Leipzig, das am Freitagabend um 19 Uhr angepfiffen wird, einen Kartenvorverkauf. Tickets gibt es für sechs oder vier (ermäßigt) Euro im Sportlerheim sowie am Spieltag an den Tageskassen.