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Poucher Faltboote gerettet Poucher Faltboote gerettet: So geht es jetzt weiter

Von Christine Färber 02.06.2016, 10:12
Marco Tatusch und Mandy Hauschild beim Aufbau eines Bootes. In Windeseile ist das startklar. Die Manufaktur firmiert jetzt unter dem Namen Poucher Faltboot GmbH.
Marco Tatusch und Mandy Hauschild beim Aufbau eines Bootes. In Windeseile ist das startklar. Die Manufaktur firmiert jetzt unter dem Namen Poucher Faltboot GmbH. André Kehrer

Pouch - Die Poucher Boote sind mit einem neuen Steuermann und mit der kompletten alten achtköpfigen Mannschaft an Bord wieder stabil auf Kurs. Nach Umstrukturierung und Kostenanpassung geht die Fahrt nun aus eigener Kraft weiter, wie Insolvenzverwalter Nikolaus M. Schmidt während einer Pressekonferenz formuliert. Die Firma hatte Ende 2015 Insolvenz angemeldet. Die Produktion lief weiter - besser als gedacht. Kunden hielten zur Stange.

Produktion soll modernisiert werden

Ab jetzt hat der Bitterfelder Unternehmer Ingo Jung das Steuer in der Hand. Seine Kompakt-Immoservice GmbH hat den Zuschlag im Bieterverfahren erhalten. Der ursprüngliche Eigentümer, Ingolf Nitzschke, bleibt Geschäftsführer der Poucher Faltboot GmbH. Jung, der an der Pressekonferenz selbst nicht teilnahm, lässt ankündigen, dass er die Produktion modernisieren will. Insbesondere will der Mann, der bereits mit mehreren Firmen in der Vermarktung der Goitzsche unterwegs ist, die Synergieeffekte aus seinen Aktivitäten nutzen, um das Unternehmen weiterzuentwickeln und den Verkauf der Boote zu forcieren.

Wissen und Erfahrung sind Gold wert

Fünf neue Arbeitsplätze hat er in Aussicht gestellt. Zum Konzept gehört unter anderem, Teile der Vorfertigung auszulagern, die Endproduktion allerdings im Hause zu behalten. Denn Wissen und Erfahrung der Mannschaft um Nitzschke seien Gold wert. Vor allem das Reparaturtalent der Poucher Spezialisten ist sprichwörtlich und die Gewissheit, auch das älteste (übrigens nicht nur Poucher) Faltboot-Modell wieder flott machen zu können, ein Alleinstellungsmerkmal der kleinen Werft.

Deutlich mehr Boote als im Vorjahr

Verstärkt werden soll vor allem die Tischlerei, in der jetzt ausschließlich Bootsgerüste entstehen. Hier sollen sich am deutlichsten die Synergieeffekte zeigen, die Jung meint, indem auch andere Aufträge ausgeführt werden. Das ist noch nicht alles: Auch die Näherei soll aufgestockt werden. Denn das Feststoffboot ist im Kommen, weiß Nitzschke. Sogar für ausgefallene und schwierige Touren: Mit dem Poucher Faltboot auf dem Yukon schippern? Kein Problem.

Auch deshalb nicht: Das Unternehmen hat seine Produktpalette ständig erweitert, optimiert und verfeinert. Die Boote leichter, die Packtaschen kleiner gemacht. Rund 200 Boote übrigens werden im Jahr in Pouch hergestellt. Für dieses Jahr zeichnen sich nach Nitzschkes Worten „jetzt bereits deutlich mehr“ ab, die Wartezeit liegt bei aktuell vier Wochen.

Neue Fans rekrutieren

Beigetragen zu dieser Entwicklung haben eine moderne Marketingstrategie und Auftritte bei wichtigen Messen. Jetzt sollen vor allem Test-Veranstaltungen unter anderem auf den Lausitzer Seen, den erzgebirgischen Talsperren, den Magdeburger und Leipziger Gewässern Fans rekrutieren. Und auf der Halbinsel Pouch wird ein Faltbootzentrum entstehen, wo es Beratung gibt und auch Boote getestet werden können.

Werbung trägt erste Früchte

Früchte trägt jetzt auch die Werbung für Sonnensegel und Poolabdeckungen, sagt der Geschäftsführer. So kommen verstärkt Aufträge aus Kommunen für die Ausstattung von Kindereinrichtungen. Offen ist die Manufaktur nach wie vor für spannende Spezialanfertigungen. So haben die Poucher Handwerkskünstler bereits Ausrüstungsgegenstände für Expeditionsschiffe angefertigt. Und: Auch an das Fraunhoferinstitut wurden Arbeiten ausgeliefert.

„Mein Lebenswerk besteht fort“

Ingolf Nitzschke (66) hat über den Weg der Insolvenz einen Unternehmensnachfolger gefunden. „Ich bin froh“, sagt er, „dass wir eine Lösung haben. Dass die Faltbootproduktion weitergeht und ich die Entwicklung noch mitgestalten kann. Mein Lebenswerk besteht fort.“ Nitzschke hat die 1950 gegründete Firma über die Wende quasi in die neue Zeit geführt. Der Unternehmer mit Leib und Seele übrigens ist ein begeisterter Wassersportler - was sonst. (mz)#