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Nach Insolvenz und Neustart Nach Insolvenz und Neustart: Poucher Boote erkunden Markt

03.12.2016, 08:27
Ein Mitarbeiter der Poucher Faltboot GmbH
Ein Mitarbeiter der Poucher Faltboot GmbH dpa-Zentralbild

Pouch - Ein halbes Jahr nach dem Neustart sucht der Poucher Faltboothersteller noch nach seinem Platz auf dem Markt. Die Firma baut die bewährten Produkte weiter, Verbesserungen gibt es bei Details, beispielsweise bei der Farbgebung, wie Geschäftsführer Helmar Becker der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Das Unternehmen bemühe sich verstärkt um Messeauftritte etwa in Leipzig und Österreich. Zudem solle eine Faltkanadier-Studie 2017 auf Praxistauglichkeit getestet werden. Nach der Insolvenz startete das Unternehmen am 1. Juni 2016 mit neuem Investor und neuem Namen als Poucher Faltboot GmbH.

Die acht Mitarbeiter haben laut Becker ihren Arbeitsplatz behalten. Im kommenden Jahr sollen demnach drei Beschäftigte hinzukommen. In neue Werkzeuge und Maschinen seien mehrere tausend Euro geflossen. „Insgesamt verlassen 2016 etwa 95 Wasserfahrzeuge den Betrieb, letztes Jahr kam die alte Firma auf 78 Boote, 2017 sollen es über 100 Boote werden“, sagte der Geschäftsführer.

Fünf Bootstypen im Angebot

Das Unternehmen habe fünf Bootstypen im Angebot, sagte Becker. Beliebt seien Drei- und Zweisitzer. Exportiert werde nach Schweden, in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich. Becker sieht noch Potenzial in den skandinavischen Ländern. Derzeit gebe es rund 800 Alt-Aufträge, der größte Teil seien Reparaturen. „Der Auftragsbestand ist bis Januar 2017 abgearbeitet“, sagte Becker. Dann solle es vom Auftrag bis zur Auslieferung maximal 14 Tage dauern.

Es gibt auch kritische Blicke auf das Unternehmen: „Der moderne Kick fehlt bei Pouch“, sagte Faltbootexperte Roland Stelzer. Er betreibt die Internetplattform „seekajakforum.de“.

„Sie können im Markt aber bestehen, wenn sie sich auf die Kundenwünsche noch besser einstellen. Heute ist eine andere Art von Faltbooten gefragt. Sie müssen leicht, schnell, lang und schmal sein. Und sie müssen aus modernen Werkstoffen gefertigt sein, nicht aus Baumwolle und PVC“, so der Experte. Solches Material trockne zu lange, die Leute hätten dafür aber nicht die Zeit, wenn sie mit dem Auto oder Flieger unterwegs sind. „Die modernen Materialien können nass eingepackt werden, da passiert nichts.“

Poucher Faltboote schon in der DDR bekannt

Poucher Faltboote sind in der Wassersportszene ein Begriff für solide Geräte. Den Urtyp des Faltbootes erfand Alfred Heurich (1883-1967) im Jahr 1897. Die DDR produzierte ab 1953 in Pouch bei Bitterfeld Tausende Faltboote.

Für den neuen Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen, Armin Schenk (CDU), ist das Überleben der Faltboot-Produktion ein Erfolg. „Dass das Unternehmen erhalten geblieben ist, stärkt das Selbstbewusstsein der Menschen. Auch wenn nicht jeder hier ein Boot kauft, denke ich, die Leute sind stolz, dass Faltboote nach wie vor aus der Region kommen.“ (dpa)