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Osternienburger Geschichte Geschichte von Osternienburg: Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte

Von Stefanie Greiner 05.03.2017, 11:00
Die MZ hat in ihrem eigenen Archiv geblättert und etliche Fotos gefunden. Hier eine Straßenübergabe in Osternienburg.
Die MZ hat in ihrem eigenen Archiv geblättert und etliche Fotos gefunden. Hier eine Straßenübergabe in Osternienburg. Archiv/Heiko Rebsch

Osternienburg - Ein Historiker? Nein, das sei er nicht, sagt Gerd-Peter Bartosch. Er sei einfach nur Osternienburger. Voraussetzung genug, um einen zweistündigen Vortrag über den Ort halten zu können. Zumal sich der Ortsbürgermeister seit Jahren mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt.

Sobald die Zeit es zulässt, will er eine neue Chronik für Osternienburg schreiben. Drei gibt es bereits. Eine von Pfarrer Hartung. Sie wurde 1899 gedruckt. Eine von Johannes Viertel, einem Angestellten von Solvay, von 1962/63. Die dritte Chronik wurde 1996 bei einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme erarbeitet.

Schon während seiner Schulzeit hat sich Gerd-Peter Bartosch ein wenig mit der Geschichte des Ortes beschäftigt. Und sich dafür Unterlagen von Johannes Viertel geben lassen. So richtig los gingen seine Recherchen nach der Wende. Das Interesse für Osternienburg lässt ihn seitdem nicht mehr los. Seit 2002 sammelt er Fotos.

28.000 historische Fotos von Osternienburg

Kürzlich hat Gerd-Peter Bartosch zwei Vorträge gehalten. Beide Male waren jeweils rund 50 Zuhörer dabei. Er hat dafür 500 Fotos rausgesucht. Aus 28.000. Einige hat er selbst aufgenommen, andere wurden ihm zur Verfügung gestellt. Seine Vorträge waren keine Wiedergabe der historischen Ereignisse seit 1205, als Osternienburg das erste Mal urkundlich erwähnt wurde.

Er zeigte anhand von Fotos vielmehr, wie sich der Ort in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert hat. Seine Gebäude, seine Landwirtschaft - und nicht zuletzt auch seine Bewohner. „Die Leute, die hier leben, interessieren mich am meisten“, machte er deutlich. Von ihnen hatte er besonders viele Fotos rausgesucht.

Einschulungen, Hochzeiten, Kommunionen. „Das sind wir“

Der Ortsbürgermeister zeigte Aufnahmen verschiedenster Anlässe: Einschulungen, Hochzeiten, Kommunionen. „Das sind wir“, rief eine Frau. „An der Seite, das bin ich.“ Eine ganze Gruppe von Senioren erkannte sich wieder. Sie gingen die Namen der Abgebildeten durch. Person für Person. „Ich freue mich über die Unterstützung“, sagte Gerd-Peter Bartosch.

Er hatte auch Bilder von Vereinen mitgebracht - von Anglern, Fußballern, Hockeyspielern, Kaninchenzüchtern, Radfahrern, Ringreitern, Turnern.

Alfred Wirth, der berühmte „Sohn“ von Osternienburg

Einen berühmten „Sohn“ des Ortes ließ er nicht unerwähnt: Alfred Wirth. Er gab Bücher über Osternienburg heraus. Und über Anhalt. Er schrieb unter anderem über das Essen in Anhalt um 1832: Montags, mittwochs und freitags, erzählte Gerd-Peter Bartosch, seien demnach Hülsenfrüchte und Kohl gegessen worden, samstags Kartoffelbrei. Fleisch sei dienstags, donnerstags und sonntags auf den Tisch gekommen.

Gerd-Peter Bartosch widmete sich in seinen Vorträgen auch der Landwirtschaft. Er stellte den alten Landmaschinen die heutigen gegenüber, hatte Fotos der modernen Raps- und Rübenernte mitgebracht.

Er zeigte Osternienburg von oben - aufgenommen aus einem Ballon, vom Kirchturm und aus der Drehleiter der Feuerwehr. Zu sehen waren unter anderem der Kindergarten, die Ringstraße, der Hockeyplatz und die Zwiebelscheune. Um zu verdeutlichen, wie der Ort sich verändert hat, zeigte Gerd-Peter Bartosch außerdem alte und neue Aufnahmen von Gebäuden. Die neue Schule zum Beispiel - alt und neu. Den Weißen Schwan - alt und … nun ja … abgerissen.

Der Wasserturm: Einst Wahrzeichen von Osternienburg

Ein Foto vom Wasserturm durfte da natürlich nicht fehlen. Gerd-Peter Bartosch nutzte die Gelegenheit, um ein Gerücht ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen: Das Wahrzeichen ließ nicht die Gemeinde abreißen. Der Turm gehörte dem Unternehmen Solvay - und das ließ den Turm wegen Einsturzgefahr abtragen. „Um eins noch mal klarzustellen: Wir hatten darauf keinen Einfluss.“

2013 hatte Gerd-Peter Bartosch schon einmal zwei Vorträge über Osternienburg gehalten. Die waren so gefragt, dass der Ortsbürgermeister sogar noch einen dritten nachlegte. (mz)

Gerd-Peter Bartosch hatte auch Einwohnerzahlen rausgesucht.

1807 lebten 396 Menschen in Osternienburg. 1867 waren es 554, 1900 dann 1.550 Menschen. 1960 waren es 3.500 und 1989 dann 2.600 Einwohner. Im Dezember 2016 hatte der Ort 1.839 Einwohner - 921 Männer und 918 Frauen. Die jüngste Einwohnerin wurde 2016 geboren, die älteste 1921.

Der Ortsbürgermeister hatte außerdem recherchiert, welche Familiennamen um 1947 am häufigsten waren. Seine Zuhörer tippten auf Schmidt und Reinbothe. Mit Schmidt lagen die Osternienburger schon mal richtig. Von den Gemeldeten hatten damals zwölf Bürger diesen Familiennamen, elf Fischer, zehn Richter, acht Müller und Walter. (sgr/mz)