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Fußball Fußball: Ohne Grätsche

Von Marcus Bräuer 19.12.2012, 18:19

Köthen/MZ. - Am Mittwoch erreichte Norman Rother ein Anruf aus Friedersdorf. Es ging um das Hallenmasters, das zum fünften Mal ausgetragen wird. Der SV Friedersdorf zog am Mittwoch seine Mannschaft zurück. Doch es ist nicht der Seriensieger, der dem Hallenmasters in Köthens Heinz-Fricke-Sporthalle fern bleibt, sondern die zweite Vertretung. "Nach aktuellem Stand spielen in der Gruppe A am Freitag nur fünf Mannschaften", sagte Rother. Eine kleine Hoffnung ist aber da, dass sich kurzfristig noch eine Mannschaft findet, die einspringt.

In der Gruppe A spielt auch der FV Merzien. Zum ersten Mal ist der Kreisligist dabei. Darüber freut man sich in Merzien, wobei Trainer Ludger Rölecke dem "Budenzauber" auch etwas skeptisch entgegen sieht. "Aus fußballerischer Sicht hat das in der Region schon einen großen Stellenwert", so Rölecke, "aber wenn sie mich als Trainer fragen, was ich davon halte, sage ich: naja." Das Spiel in der Halle ist schneller und der Boden ist hart. "Es zeigt die Erfahrung, dass in der Halle mehr Verletzungen passieren", so Rölecke.

Der VfL Großzöberitz, Merziens Konkurrent in der Kreisliga, ist dieses Jahr auch zum ersten Mal beim Hallenmasters dabei. Die Mannschaft spielt am 27. Dezember in der Gruppe C. Die Sache mit den Verletzungen sieht der Abteilungsleiter des VfL, Jürgen Tatschner, relativ. "Ist es nun gefährlicher, Auto zu fahren, oder zu Fuß zu gehen?", sagt er. Natürlich könne man in der Halle schneller umknicken, aber auf dem Feld sind die Verletzungen nicht weniger schlimm.

Um Verletzungen in der Halle einzudämmen, soll auch eine neue Regel des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt sorgen. "Das Grätschen ist nun grundsätzlich verboten", erzählt Norman Rother vom veranstaltenden Kreisfachverband Fußball Anhalt-Bitterfeld. Die Schiedsrichter sind dazu angehalten, diesen gefährlichen Einsatz sofort zu unterbinden oder sogar Zeitstrafen auszusprechen. "Wir finden die Verankerung dieser neuen Regel sehr gut", sagt Rother. Die gute Stimmung soll im Vordergrund stehen, "nicht das Umgrätschen."

Das sei auch im Sinne der Zuschauer, die sich vor allem auf trickreiche Spielzüge und viele Tore freuen. Auch Ludger Rölecke sieht dem Turnier, trotz seiner Bedenken, mit freudigem Blick entgegen. "Es ist ja auch so, dass die Spieler Lust darauf haben", so Merziens Trainer. Viel rechnet Rölecke seiner Mannschaft aber nicht aus: "Das ist schon eine Hammer-Gruppe. Wir denken nicht an ein Weiterkommen."

Jürgen Tatschner ist da für seinen VfL Großzöberitz schon optimistischer. "Wir werden natürlich erst einmal reinschnuppern", sagt er: "Aber unsere vielen jungen Spieler haben Spaß am Hallenfußball und werden sich gut verkaufen." Gerade weil in der Halle gespielt wird, herrschen auch andere Gesetze. "Ich rechne uns schon etwas aus", so Tatschner.

Am Ende wird dann aber wohl wieder der SV Friedersdorf gewinnen. Selbst der Vorsitzende des Spielausschusses des Kreisfachverbandes, Frank Schröter, findet das "langweilig. Wenn Friedersdorf, wie auch in den letzten Jahren, mit einer guten Mannschaft anreist, sind sie der klare Favorit."

Aber Schröters Bauchgefühl sagt ihm in diesem Jahr etwas anderes: "Ich glaube nicht, dass der SV Friedersdorf gewinnen wird." Wer dann? Nun, alle Mannschaften fangen bei null an. Demnach beginnen alle mit den gleichen Chancen. "Reppichau hat gute Spieler beisammen", sagt Schröter. Man munkelt: Merzien und Großzöberitz auch.