Fußball-Landesklasse Fußball-Landesklasse: "Wenn hinten die Null steht"

Köthen/MZ - Am Samstagnachmittag kommt es zum Derby zwischen dem CFC Germania 03 und dem SV Edderitz (15 Uhr, Stadion Rüsternbreite) - erstmals auf Landesklasse-Ebene. Ein Duell, bei dem keine der beiden Mannschaften favorisiert ist. Marcus Bräuer unterhielt sich für die MZ mit den Torhütern Christian Schulze (CFC Germania 03) und Marcel Pauly (SV Edderitz). Auch sie sehen keinen Favoriten, aber eines wollen beide: Gewinnen.
28 Gegentore für den SV Edderitz, 25 Gegentore für den CFC Germania 03 - die höchsten Werte in der Landesklasse Staffel 4 nach neun Spieltagen. Wie ist es, da im Tor zu stehen?
Pauly: Natürlich nicht gut. Es ist nie gut, wenn du so viele Gegentore bekommst. Es mag noch gehen, wenn du trotzdem gewinnst. Wir würden lieber jedes Spiel zu Null spielen. Aber es gibt Teams wie zum Beispiel Lüttchendorf, da kannst du nichts machen, außer zuschauen.
Herr Schulze, Sie hat es am vergangenen Spieltag gegen Eisleben gleich neunmal erwischt. Was haben sie in diesem Spiel gedacht?
Schulze: Das ist unbegreiflich für mich. So viele Gegentore habe ich noch nie bekommen. Der Gegner hatte einen guten Tag und hätte noch mehr Tore schießen können. Dass es bei neun Gegentoren geblieben ist, da können wir uns noch bedanken. Das war richtig bitter für mich.
Herr Schulze, Herr Pauly, Sie haben etwas gemeinsam: Sie mussten in dieser Saison schon auf einer Position spielen, auf der Sie sonst nie spielen. Warum?
Schulze: Ich habe gegen den FSV Halle als Läufer gespielt, weil wir nicht genug Feldspieler hatten. Eigentlich ein Unding.
Würden Sie das noch einmal machen?
Schulze: Wenn wir wirklich großen Mangel haben, spiele ich natürlich draußen. Ich will meine Mannschaft ja nicht hängen lassen. Aber es ist schwach, dass ein Torhüter draußen spielen muss, weil nicht genügend Feldspieler da sind.
Herr Pauly, was müssen Sie dann erst sagen. Sie sind eigentlich Feldspieler, stehen aber in dieser Saison im Tor.
Pauly: Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil der Verein keinen richtigen Torwart gefunden hat. Ich stand in der Jugend mal im Tor, auch im Erwachsenenbereich habe ich mal aushilfsweise im Kasten gestanden, wenn der Stammtorhüter im Urlaub oder gesperrt war. Sogar mal zu meiner Zeit bei Germania. (lacht)
Machen Sie dem Verein Vorwürfe, dass er trotz Aufstieg keinen Torwart verpflichten konnte?
Pauly: Nein, überhaupt nicht. Der Verein hat sich redlich bemüht, einen Torhüter zu bekommen, deswegen kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Es gab Gespräche, aber die Spieler haben sich gegen den SV Edderitz entschieden. Man kann niemanden zwingen, zu uns kommen.
Herr Pauly, Sie haben in dieser Saison schon den einen oder anderen Bock geschossen. Wie gehen Sie mit Ihren Fehlern um - und wie die Mitspieler?
Pauly: Man macht natürlich ungern Fehler, aber wenn du als Torwart einen Fehler machst, bist du immer der Dumme. Wie erwähnt bin ich kein gelernter Torwart. Es ist wohl normal, dass ich manche Bälle nicht richtig einschätze und nicht immer im richtigen Moment rauskomme. Das ist sicher auch schwer für die Mannschaft, aber es hat bisher noch keiner wegen mir gemeckert. Und außerdem habe ich auch schon einige schwere Bälle gehalten, sogar einen Elfmeter. (lacht)
Schulze: Fehler passieren, davor ist keiner sicher. Ich habe in dieser Saison auch schon Fehler gemacht, gegen Nietleben am ersten Spieltag zum Beispiel. So etwas passiert. Selbst den Profis.
Trotz der vielen Gegentore hat der Aufsteiger Edderitz immerhin schon zehn Punkte gesammelt. Sind Sie zufrieden damit?
Pauly: Mit einem richtigen Torwart hätten wir sicher mehr Punkte. Einige meiner Fehler haben zu Punktverlusten geführt. Ich finde, für uns sind zehn Punkte zu wenig.
Der CFC Germania hat erst vier Zähler auf dem Konto.
Schulze: Viel zu wenig.
Auffällig ist zudem, dass die Mannschaft erst sieben Tore geschossen hat. Wo muss da angesetzt werden: Mehr Tore schießen oder weniger kassieren?
Schulze: Am besten beides. (lacht) Aber ich finde, wir müssen mehr Tore schießen. Von dreißig Chancen gehen vielleicht zwei rein. Das ist zu wenig. Vor allem zu Hause müssen wir mehr als ein Tor schießen. Ein Tor reicht momentan nicht.
Pauly: (lacht) Doch, wenn hinten die Null steht.
Steht Sie aber bekanntlich eher selten. Können wir dann morgen ein Schützenfest auf beiden Seiten erwarten?
Pauly: Ich glaube nicht, dass das ein Schützenfest wird. Das ist ein Derby, das läuft anders. Das wird vielleicht durch ein Tor entschieden. Klar ist, dass wir diesen Spiel unbedingt gewinnen wollen.
Schulze: Ich glaube schon, dass vier bis fünf Tore fallen. Ich hoffe natürlich, für uns eines mehr als für Edderitz. Es muss einfach klappen morgen. Das Training hat gezeigt, dass alle wollen. Es ist ein anderer Anreiz.
Schade, dass wohl nicht so viele Zuschauer da sein werden, weil zeitgleich sehr viele andere Spiele in der Region stattfinden. Wundert es Sie, dass die Partie nicht am Freitagabend stattfindet?
Pauly: Ein bisschen schon. Freitag wären wohl mehr gekommen.
Schulze: Ich glaube, dass es trotzdem voll wird. Ein Derby wollen sich viele nicht entgehen lassen, egal wann gespielt wird. Ich erwarte aber, dass viele der Zuschauer gegen uns sein werden.
Also kein Heimvorteil?
Schulze: Man bekommt einiges mit. Viele würden sich freuen, wenn der CFC verliert und am Ende sogar absteigt. Aber das macht uns nichts. Das motiviert uns nur noch mehr.