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Bürgerinitiative erfolglos Deponie bei Roitzsch: Bürgerinitiative will weiter protestieren

Von Stefan Schröter 28.04.2016, 19:12
Kathrin Rapp und Andreas Heilmann von der GP Papenburg Entsorgung Ost GmbH erklären bei Roitzsch den Aufbau der Deponie.
Kathrin Rapp und Andreas Heilmann von der GP Papenburg Entsorgung Ost GmbH erklären bei Roitzsch den Aufbau der Deponie. André Kehrer

Roitzsch - Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative gegen das Deponie-Projekt in Roitzsch - vergebens. Die ersten Abfall-Berge wachsen nach oben. Eine Baggerraupe schiebt Erde vor sich her. Verunreinigter Boden, Bauschutt von Abrisshäusern, zerbrochene Fliesen sind zu sehen. „Aber die Materialien sind unbedenklich“, betont Kathrin Rapp bei der Begehung. Zum Beweis greift die Deponie-Leiterin in den Boden und zerreibt feine Erde zwischen ihren Fingern.

30.000 Tonnen mineralischer Abfälle seien seit Anfang 2015 auf der Deponie bei Roitzsch abgekippt und eingebaut worden. Alles stamme aus der Region: Der Deponiekörper steht noch am Anfang, in 28 Jahren könnten hier fünf Millionen Tonnen Abfälle liegen – bis zu 30 Meter hoch.

Die Worte „hoch“ und „Müll“ sind aber bei der zuständigen GP Papenburg Entsorgung Ost GmbH verpönt. Das sei das Vokabular der Bürgerinitiative (BI) „Keine Hochmülldeponie in Roitzsch“. Sie spricht sich seit Jahren gegen das Projekt aus. Bisher erfolglos.

„Im Fokus steht eine umweltgerechte Entsorgung“

Der Papenburg-Geschäftsführer kann die Roitzscher Deponie-Sorgen und -Ängste aber nicht nachvollziehen. „Denn sie sind unbegründet“, versichert Andreas Heilmann. Mehrfach erklärt er an diesem Aprilvormittag eindringlich den Aufbau der Deponie: dass der Untergrund wasserdicht angelegt sei, mit Kunststoffbahnen, Ton, Geotextil und einer Kiesschicht. Regenwasser werde mit Drainagerohren in ein Sickerwasserbecken geleitet.

Auch die abladenden Betriebe müssen Vorgaben beachten. Sie dürfen nur Abfälle abkippen lassen, die in einem Katalog aufgeführt sind. „Im Fokus steht eine umweltgerechte Entsorgung. Gefährliche oder giftige Stoffe nehmen wir hier nicht an“, erklärt die Deponieleiterin Rapp.

Alle Bestimmungen stehen auch in den über 100-seitigen Genehmigungsunterlagen des Landesverwaltungsamtes. Es enthält Vorgaben zur Grundwasserüberwachung, zu Jahresberichten, Staub und Lärm. So sind Betriebszeiten zwischen 6 Uhr und 20 Uhr unter der Woche einzuhalten. Diese Zeiträume schöpfen die Betreiber aber noch nicht aus, nach 16 Uhr ist Schluss für die fünf Mitarbeiter. Denn bislang kippen täglich nur zehn bis 15 Lkw ihre Abfälle ab.

Bürgerinitiative kämpft weiter

Die Mengen dürften in Zukunft zunehmen. Sobald in einigen Jahren andere Deponien wie die Freiheit III schließen, werden die entsorgten Mengen bei Papenburg zunehmen. Dann wachse die Bedeutung der Roitzscher Deponie für regionale Betriebe laut dem Geschäftsführer: „Was glauben Sie, wie teuer es für Firmen wird, wenn sie für ihre Abfälle bis nach Halle oder Leipzig fahren müssen?“, fragt der Geschäftsführer.

Doch die schon vor Jahren gegründete Roitzscher Bürgerinitiative (BI) kämpft weiterhin gegen die Deponie – trotz aller Aussichtslosigkeit. „Wir haben uns noch nicht aufgegeben“, lässt das BI-Sprachrohr Dietmund Wolf verlauten. Noch immer ließen die Mitarbeiter Unterlagen zusammentragen.

Gang vor Gericht derzeit kein Thema

Sie spricht von ernsthaften Gefahren, die weiterhin im Raum stünden – beispielsweise für das Grundwasser. Damit widerspricht die BI den Aussagen der Deponie-GmbH sowie dem Landesverwaltungsamt. In deren Genehmigungsunterlagen steht, dass das Wohl der Allgemeinheit nicht gefährdet sei.

Die Roitzscher Bürgerinitiative will ihre Bedenken erneut öffentlich machen und den Druck aufrecht halten. Sie veranstaltet am Freitag, 27. Mai, einen Informationsabend. In der Roitzscher Turnhalle will die BI ab 18 Uhr ihre neuesten Erkenntnisse präsentieren. Nachdem im Jahr 2014 eine Klage der BI gegen die Deponie abgeschmettert wurde, ist ein erneuter Gang vor Gericht derzeit aber kein Thema. „Welche Schritte wir künftig unternehmen, müssen wir sehen“, so Wolf.

Derweil wächst die Deponie weiter. Erste abgeschlossene Bereiche sollen in wenigen Jahren renaturiert werden. Das gesamte Gebilde könnte nach Ablauf der Betriebszeit in 30 Jahren für die Öffentlichkeit freigegeben werden. „Das wird einmal ein grüner Berg, der sich in die Landschaft einfügt“, kündigt Geschäftsführer Heilmann an. (mz)