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Basketball Basketball: Immer wissen, wo der andere ist

Von THOMAS SCHAARSCHMIDT 21.01.2011, 16:24

SANDERSDORF/MZ. - Chemnitz ist die Heimat

"Das geht jetzt schon über zehn Jahre so", sagt Sascha, mit 24 Jahren der Ältere der beiden, "Basketball ist unser Leben geworden." Und auch, wenn die Brüder aus Chemnitz zusammen für die BSW Sixers auflaufen - der Weg dorthin verlief nicht immer parallel. "Das liegt zum einen daran, dass ich natürlich zwei Jahre älter bin", sagt Sascha, der mit zwölf Jahren zum ersten Mal einen Basketball in die Hand nahm und schon bald nicht mehr wegzudenken war aus dem Chemnitzer Basketballgeschehen. Sein Talent war offensichtlich. Doch richtig zur Entfaltung kam es erst, als er sich entschied, in der 12. Klasse ein Highschool-Jahr in Amerika zu absolvieren. "Das Jahr in Colorado", erinnert sich Sascha, "hat mich menschlich und basketballerisch geprägt." Was ihm während der zwölf Monate in den USA ebenfalls half: "Ich bin noch mal ein Stück gewachsen." Der Guard kam gereift zurück - und fand sich mit gerade einmal 18 Jahren im Zweitliga-Kader des BV Chemnitz wieder. Bruder Stefan genoss die Zeit daheim. "Wir waren das erste Mal getrennt, und natürlich ist es auch mal wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen." Er, zwei Jahre jünger als Sascha, hatte sich unterdessen selbst zu einem Talent entwickelt und nahm den Staffelstab auf.

Als Sascha 2004 aus Amerika zurückkehrte, ging Stefan den gleichen Weg: Ein Jahr Highschool in Alabama. "Da lief in Sachen Basketball nicht alles rund", denkt der 22-Jährige zurück, "doch es ist trotzdem eine tolle Zeit gewesen." In Chemnitz fand das Brüderpaar im Team des Zweitligisten dann eine Situation vor, die nicht unüblich für Talente ist, die aus dem eigenen V erein in die erste Mannschaft aufrücken: Wertschätzung und Rolle im Team korrespondierten nicht immer miteinander. Als dann auch noch der Trainer das Handtuch warf, trennten sich die Wege der beiden Ahnsehls wieder: Sascha, inzwischen zum Studenten für Lehramt Deutsch und Sport geworden, nahm ein Angebot des Zweitligisten aus Osnabrück an. Nach 87 Zweitligaspielen in vier Jahren für Chemnitz. "Ein völlig neuer Anfang", erinnert sich der Guard.

Und ein Anfang, der vielversprechend war. Ahnsehl bekam Spielzeit, stieg mit dem Team aus der Pro B in die Pro A auf. Doch im zweiten Jahr verdunkelte sich der Himmel über Osnabrück. Ahnsehl will über diese Zeit nicht mehr sprechen. Bekannt ist, das er gemeinsam mit anderen ehemaligen Osnabrücker Spielern den Verein verklagte - finanzielle Zusagen wurden nicht eingehalten. Denn auch diesen Bestandteil trägt das Basketball-Gen der Familie Ahnsehl: Die beiden Brüder wollen nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen an einem Ort ankommen. Das eine gehe ohne das andere nicht. Vertrauen in ein Umfeld ist ihnen genauso wichtig wie in ihre Mitspieler.

"Deshalb musste ich auch nicht lange zögern, als im Frühjahr das Angebot von den Sixers kam", sagt Sascha. "Ich wollte wieder zurück in den Osten, näher an meine Heimat heran." Der ambitionierte Club wiederum suchte für sein neues Konzept junge deutsche Spieler, die ihn nach einem durchwachsenen Jahr zurück in die Erfolgsspur führen. Zu einer der ersten Trainingseinheiten nahm Sascha dann Stefan mit - den Verantwortlichen der Sixers gefiel, was sie sahen, und sie zögerten nicht lange mit der Wiedervereinigung der Familie Ahnsehl.

Wohnung in Leipzig

Die hat mittlerweile in einer gemeinsamen Wohngemeinschaft in Leipzig ein neues Zuhause gefunden. Beide studieren - und doch dreht sich fast alles nur um Basketball. Bei Sascha sogar noch etwas mehr als bei Stefan. "Ich gebe zu, ich bin da von Montag bis Samstag komplett fokussiert", sagt Sascha. Nur der Sonntag gehört der Freundin. "Da ist Familientag."

Im Team haben die beiden mittlerweile unter Trainer Stephen Arigbabu ihre Rolle gefunden: Seit der ehemalige Nationalspieler Stefan als Aufbauspieler aufbietet und US-Guard Neuzugang Julio Anthony auf die Position zwei verschoben hat, stimmt die Struktur im Spiel der Sixers. Der 1,82 Meter große Stefan überzeugt als Vorbereiter, nimmt keine schlechten Würfe - und trifft die guten hochprozentig. Sascha dagegen, 1,88 Meter groß, ist auf dem Flügel zum zweitbesten Punktesammler der Sixers avanciert (13,6 pro Partie), gibt die meisten Vorlagen (2,9). Seine Reboundstatistik ist gut (4,9), doch Ahnsehl will sich in dieser Kategorie noch verbessern. Das Duo hat alle zwölf Saisonspiele bestritten. Unvergessen bliebt dabei Saschas Einsatz bei den Berlin Baskets, als er trotz einer schweren Zahn-OP am Spieltag auflief. 2. Liga bleibt das Ziel

Ihren Schritt nach Sandersdorf bezeichnen beide "als mit das Beste, was uns in unserer Karriere passiert ist". Natürlich sagen sie, könnte man mit etwas Glück noch besser in der Tabelle stehen. Doch der Blick zurück steht nicht zur Debatte. Immer gibt es ein nächstes Spiel, auf das es sich vorzubereiten gilt, ein nächstes Training, in dem man besser werden will. "Mein Ziel ist schon, noch einmal in der 2. Bundesliga anzukommen", gibt Sascha Ahnsehl zu. Sein Bruder steckt die Ziele nicht ganz so hoch. "Ich gebe meine Bestes, man wird sehen, wofür das reicht." Doch auch, wenn sich die Wege der beiden eines Tages auf dem Feld wieder trennen, so bleiben sie doch verbunden. Weil sie immer wissen werden, wo der andere gerade ist.