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„Derb und frei“: Fotos aus dem Mansfelder Land Bildband zeigt: ein Stückchen Heimat

Der Fotograf Eberhard Klöppel hat den zweiten Band seiner Bilderserie aus dem Mansfelder Land beim Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht.

Von Anja Falgowski 06.11.2024, 10:22
Eberhard Klöppel war auch in Helbra dabei – hier beim Fackelumzug am Vorabend des 1. Mai 1979.
Eberhard Klöppel war auch in Helbra dabei – hier beim Fackelumzug am Vorabend des 1. Mai 1979. (Foto: Eberhard Klöppel)

Halle/MZ - Überregional bekannt, wenngleich vorerst vor allem im Osten Deutschlands, wurde der Berliner Fotograf Eberhard Klöppel durch seine Arbeit für die Neue Berliner Illustrierte, NBI genannt. Nach der Wende arbeitete er für die Bildzeitung und den Burda-Verlag, seit 1993 ist er freier Fotograf. Seine Bilderserien – über die Mauer zum Beispiel, über die DDR im allgemeinen und Berlin im besonderen – machten ihn auch im Westen der Republik bekannt.

Bilder aus dem Ballhaus

Legendär geradezu sind seine Langzeitprojekte. Eines über die Hauptstadt führte ihn unter anderem in „Clärchens Ballhaus“. Die Fotos daraus brachten ihm zwar einen Rüffel der NBI-Chefredaktion ein – die abgebildeten Werktätigen sähen nicht so aus, als ob sie anderntags wieder an der Planerfüllung mitwirken könnten – , machten ihn aber noch Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen deutschlandweit bekannt.

Auch nach Sachsen-Anhalt verschlug es Klöppel. Nicht aus Zufall, doch dazu später. Seine Bilder aus dem Mansfelder Land, entstanden zwischen 1967 und 1989, hat der Mitteldeutsche Verlag in einem ersten Band im Jahr 2020 veröffentlicht. Nun liegt Teil zwei vor: „Derb und frei – Mansfelder Land 1974–1989“ heißt er und zeigt Bilder von den Menschen dieser Region. Menschen, die dort gearbeitet haben und gelebt und gefeiert.

Pfingstburschen laufen nach altem Brauch durch Ahlsdorf, hier 1988.
Pfingstburschen laufen nach altem Brauch durch Ahlsdorf, hier 1988.
(Foto: Eberhard Klöppel)

In einer Umgebung, die geprägt war vom Kupferbergbau. In der sich Schlackehalden finden, Schornsteine, Schächte und Betriebe. Der Bergbau prägte nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Durchaus respekteinflößend: Sie stehen vor riesigen Maschinen, vor glühender Schlacke, neben Eisenbahnwaggons voller Rohkupfer. Szenen aus dem Thomas-Müntzer-Schacht, der August-Bebel-Hütte oder der Hettstedter Kupferhütte.

Beeindruckender noch, weil den Erinnerungen vieler Menschen näher, sind Klöppels Alltagsbilder. Dabei spart er die Wunden nicht aus, die das DDR-Regime schlug. Verfallene Häuser in Eisleben zeigt er, die leere Schaufensterauslage eines Gemüseladens in Gerbstedt, zerklüftete Straßen in Hettstedt. Und dennoch: Die Fotos sind Zeugen der Vergangenheit und – mit Klöppels Augen gesehen – dessen, was das Leben im Mansfelder Land auch ausmachte.

Es war einmal: Kinder laufen im Sommer 1978 durch die Innenstadt von Eisleben, mit der St.-Petri-Pauli-Kirche im Hintergrund.
Es war einmal: Kinder laufen im Sommer 1978 durch die Innenstadt von Eisleben, mit der St.-Petri-Pauli-Kirche im Hintergrund.
(Foto: Eberhard Klöppel)

Ebenfalls im Kontext der DDR: 1.-Mai-Umzüge mit Fahnen und Schnaps, Beisammensein und Unternehmungen. Auch für Betrachter fernab interessant sind die Beobachtungen traditioneller Feierlichkeiten. Des Pfingstfestes mit seinen Burschen zum Beispiel, zum Teil bunt geschmückt. Der Eisleber Wiese oder dem Dreckschweinfest in Hergisdorf.

In Hettstedt gestrandet

Eberhard Klöppel wurde 1940 in Berlin geboren, landete aber auf der Flucht vor der Ostfront des Weltkrieges in Hettstedt. „Wo der Zug hielt, mussten wir raus“, erzählt er, und dass er 20 Jahre lang in der Stadt lebte. Ein Stückchen Heimat nennt er das Mansfelder Land, wo er schon in jungen Jahren fotografierte und wohin es ihn immer mal wieder zurückzog.

Der Wandel faszinierte und erschreckte ihn gleichzeitig: „Die Gegend war geprägt vom Kupferbergbau. Und dann war alles mit einem Schlag vorbei, die Schächte wurden geschlossen, die Kupferverarbeitung zurückgefahren. Für die Region war die Wende ein absoluter Horror.“ Allerdings würdigt Klöppel durchaus, was sich seitdem entwickelt hat. Dies mit einer weiteren Publikation näher zu beleuchten, einen Blick nach der Wende ins Mansfelder Land zu werfen, könnte er sich noch vorstellen. Viel mehr aber auch nicht: „Ich habe genug gemacht.“

Eberhard Klöppel: „Derb und frei“.Mansfelder Land 1974-1989. Mit einem Textbeitrag von Hans-Peter Sommer. Mitteldeutscher Verlag, Halle, 144 Seiten, 30 Euro.