Kraftakt Kraftakt: Binnenschiff liegt noch auf dem trockenen

Schnackenburg/dpa. - Das vor zehn Monaten im Deichvorland von Schnackenburg im Kreis Lüchow-Dannenberg (Schleswig-Holstein) gestrandete Binnenschiff liegt nach einem gewaltigen Kraftakt des Technischen Hilfswerkes (THW) weiter auf dem trockenen. 50 THW- Experten aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben das 57 Meter lange Schiff am Wochenende auf eine Rollenanlage gehievt. Wenn der Schiffs-TÜV grünes Licht gibt, kann der Frachter des polnischen Kapitäns Wlodzimierz Rosik bald mit Panzerkraft in die Elbe zurückgeschoben werden. Der Fluss scheint sich zu sträuben: Die Elbe war schon ganz nah und umspülte mit ihrem eisigen Wasser das Ruder, doch dann zog sie sich wieder zurück.
Am Sonnabend um 8.10 Uhr hatten die Bergungsarbeiten im Schein riesiger Halogenstrahler begonnen. 50 Frauen und Männer aus Lüneburg, Buxtehude, Rotenburg, Dannenberg, Salzwedel, Stendal und Magdeburg waren angerückt, um dem 57 Jahre alten Schiffer zu helfen. «Wir heben jetzt das Schiff», sagte Einsatzleiter Hans-Hermann Mietz zum Auftakt. Mit 16 Luftkissen, jedes kann bis zu 40 Tonnen heben, wurde der doch nur 180 statt ursprünglich angenommener 450 Tonnen schwere Frachter angehoben. «Dem Schiff sind hier keine Flügel gewachsen und es hat schon einige Jahre auf dem Buckel, der Stahl ist marode und wir wissen nicht, wie der Schiffsboden aussieht», sagt Mietz zur Motivation seiner Helfer.
Bei frostigen fünf Grad unter Null schaufelten Joachim Klug und Daniel Albien ein großes Stück Sand unter dem Rumpf zur Seite. «Wir wollen in die Grube Holzbohlen legen um einen festen Untergrund zu schaffen und darauf unsere Hebekissen platzieren», erklärt Klug. Bis zum Mittag war eine Seite mit Druckluft angehoben, Holzbohlen stützten das Schiff in 15 Zentimeter Höhe. Am Deich sammelten sich immer mehr Schaulustige. Für sie gab es Kaffee und Kuchen, die Einnahmen spenden die Dorfbewohner dem Kapitän. «Er ist hier mit seinem Schiff zur Attraktion geworden, so viel wie in den vergangenen Monaten war hier bei uns noch nie los», berichtet Bürgermeister Andreas Koch. Dennoch hofft er, dass Rosik Schnackenburg bald in Richtung Bydgoszcz (Bromberg) verlassen kann.
Früh aufstehen mussten die Bergungsspezialisten auch am Sonntag, viele hatte gleich hinterm Deich im Dorfgemeinschaftshaus in Schlafsäcken übernachtet. «Heute hieven wir das Schiff auf eine vor Ort aus Stahlrohren installierte Slipanlage», kündigte THW-Mann Mietz an. Zunächst hoben die Helfer das Schiff bis auf 45 Zentimeter Bodenfreiheit an und stützten es dann mit weiteren Holzbohlen gegen ein Absacken ab. «Es sieht gut aus, zum Glück ist der Rumpf nicht noch über Steine geschrammt, als das Schiff auflief», meint Mietz. Für ihn war am Sonntag die härteste Arbeit getan: «Wenn wir zum Endspurt loslegen können, ist die BM 5247 ruckzuck im Wasser.» Das kann erst passieren, wenn der Schiffs-TÜV zustimmt und den Frachter wieder fahren lässt. Am Sonntag sollte dies definitiv nicht mehr passieren.