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Klink an der Müritz Klink an der Müritz: DDR-Vorzeigehotel schließt nach 40 Jahren

Von Winfried Wagner 05.09.2014, 04:49
Das Müritz Hotel in Klink (Mecklenburg-Vorpommern), aufgenommen am 19.08.2014.
Das Müritz Hotel in Klink (Mecklenburg-Vorpommern), aufgenommen am 19.08.2014. dpa/Archiv Lizenz

Klink - Nach mehr als 40 Jahren schließt das riesige Haus wenige Meter von der Müritz entfernt seine Pforten. Im Müritz-Hotel - einem der bekanntesten Hotels in Ostdeutschland - reisen die letzten Gäste ab, wie ein Hotelsprecher der Nachrichtenagentur dpa sagte. An diesem Samstag gibt es in Klink (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) im wahrsten Sinne des Wortes den Kehraus nach Silvester. Grund ist ein heftiger Streit zwischen dem Berliner Pächter Hans Karl Herr und dem Hauseigentümer - der ebenfalls in Berlin ansässigen Avila-Gruppe.

„Unser letzter Höhepunkt wird der Silvesterball sein“, sagte eine Hotelmitarbeiterin. Die Geschäftsleitung in Klink wollte sich nach den vielen Veröffentlichungen über die bevorstehende Schließung lieber nicht mehr äußern. An einer Beerdigung, die durch andere verursacht wurde, wolle man sich nicht beteiligen, hieß es aus Herrs Umfeld. Die Buchungen für Silvester seien, wie das gesamte letzte Geschäftsjahr, aber gut gelaufen.

Der Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) war der größte Reiseveranstalter der DDR. Er wurde 1947 gegründet und hatte die Aufgabe, Gewerkschaftsmitglieder und ihre Familien mit preiswertem Urlaub zu versorgen. Bis zu zwei Millionen Menschen machten mit ihm jedes Jahr Urlaub.

Bei gefragten Urlaubsgebieten übertraf die Nachfrage stets die vorhandene Anzahl der Plätze. In der Regel bewarben sich Interessenten bei der Betriebsgewerkschaftsleitung um einen Ferienplatz, sie entschied, wer fahren durfte.

Typisch für den Urlaub mit dem Feriendienst war, dass die Gäste aus verschiedenen Häusern - meist mit Vollpension - zentral versorgt wurden, wo dann oft in mehreren Durchgängen gegessen wurde. Zugleich wurden aber auch in den 70er und 80er Jahren Plätze in den Spitzenhotels der DDR-Kette „Interhotel“ angeboten, etwa im „Panorama“ Oberhof oder „Neptun“ in Warnemünde. Mit der Auflösung des FDGB im September 1990 kam auch das Aus für den Feriendienst.

Welche Summe der Bau des Hotels zu DDR-Zeiten kostete und wie viele Mitarbeiter von der Schließung betroffen sind, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Seit 1974 hat die idyllische Lage des monumentalen Zehngeschossers zwischen Müritz und Kölpinsee für gute Auslastungen gesorgt. „Mit der Machtübernahme Erich Honeckers wurde in der DDR in neue Urlauberobjekte investiert“, erinnert sich der langjährige Direktor Gert Schröter. In Klink entstand ab 1969 für damals 50 Millionen DDR-Mark ein modernes Haus mit Schwimmhalle, Restaurants, eigenem Strand und Vollverpflegung. Das Hotel war nach Templin (Brandenburg) und Friedrichroda (Thüringen) das drittgrößte des DDR-Feriendienstes der Einheitsgewerkschaft FDGB mit rund 700 Häusern.

Mit politischer Hilfe wurden nach 1990 auch die Schließungspläne der Treuhand umschifft. Danach entstanden ringsum neue Hotels. Das Haus büßte zwar seine Vorrangstellung ein, war aber immer noch ein gefragter Partner, unter anderem bei Bustouristen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde mehrfach zu Parteiveranstaltungen in Klink begrüßt.

Besonders betroffen von der unfreiwilligen Schließung sind die rund 130 Mitarbeiter des Hauses. Sie hoffe, in anderen Hotels Arbeit zu finden. Die Branche sucht eigentlich Fachkräfte. Sie sollen am 3. Januar, wenn die letzten Silvestergäste abgereist sein werden, alles aufräumen und zuschließen.

Den hübschen Blick vom Café und den Terrassen über die Müritz bis zum Kölpinsee soll es nur noch bis zum 2. Januar geben. Was danach passiert bleibt unklar: Der Chef der Avila-Gruppe, Douglas Fernando, der mit seinem Petrus-Werk in Österreich wegen Finanzierungsproblemen in die Schlagzeilen geraten war, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch in Klink war nichts über konkrete Bau- oder Abrisspläne zu erfahren. (dpa)