Kinderpornoring in Sachsen-Anhalt aufgeflogen Kinderpornoring in Sachsen-Anhalt aufgeflogen: So etwas hat Manfred niemand zugetraut
Schneidlingen/Halle/MZ. - Auf neue Untermieter wird der 52-Jährige wohl lange warten können. Denn Manfred A. ist einer von sieben Verdächtigen, gegen die die Polizei und die Staatsanwaltschaft im bisher größten Fall von Kinderpornografie in Sachsen-Anhalt ermitteln. Neben ihm werden fünf weitere Männer sowie eine Frau aus Magdeburg sowie den Kreisen Jerichower Land und Schönebeck beschuldigt, mindestens zehn Jungen und zwei Mädchen im Alter von neun bis 13 Jahren missbraucht und dabei fotografiert und gefilmt zu haben. Drei der Verdächtigen sitzen nach Aussage von Oberstaatsanwalt Peter Vogt aus Halle bereits in Untersuchungshaft. Vogt ist in Sachsen-Anhalt für die Bekämpfung gewaltdarstellender, pornografischer und jugendgefährdender Schriften zuständig.
U-Haft ist Manfred A. bisher noch erspart geblieben. Gegen ihn wird vorerst nur wegen Besitzes von 300 Kassetten mit pornografischem Material ermittelt. "Ob die Anklage erweitert wird, hängt davon ab, ob wir noch Beweise auf dem Filmmaterial finden", erklärt Peter Vogt die weitere Vorgehensweise der ermittelnden Behörden.
In Schneidlingen reagierte man geschockt auf die Nachricht, dass einer von ihnen mit Kinderpornos zu tun hat. "So etwas hat Manfred hier wirklich niemand zugetraut. Schließlich war er immer friedlich und unauffällig", weiß die Kneiperin in der Dorfgaststätte.
Insgesamt 1500 Videos, hunderte von CDs und Zeitschriften haben die Ermittler in den vergangenen Wochen beschlagnahmt. Zwar haben die Beamten erst einen kleinen Teil der Beweisstücke ausgewertet, doch "was dabei zu sehen ist, treibt selbst mir die Tränen in die Augen", ist der Oberstaatsanwalt entsetzt über die dokumentierten Taten. So sei auf einem der Videos dokumentiert, wie ein 34-Jähriger seine eigene Tochter und die Nichte sexuell missbraucht. "Der hat sogar speziell Reizwäsche für die Aufnahmen gekauft", erzählt Peter Vogt verständnislos.
Auf die Spur des Kinderpornorings kamen die Ermittler durch Bert W. aus Heyrothsberge (Jerichower Land). Der 31-Jährige war im August vergangenen Jahres von Badegästen am Salbker See in Magdeburg, der auf einer einschlägigen Internetseite als beliebte Spannerstätte beschrieben wird, dabei beobachtet worden, wie er nackte Jungs fotografierte. Bei seiner überstürzten Flucht ließ er Videokamera und Personalausweis liegen. Wenig später konnte die Polizei den Mann in seiner Wohnung überraschen, als er versuchte, Beweismaterial zu verbrennen.
Durch umfangreiche Recherchen kamen die ermittelnden Beamten den anderen Mitgliedern des Kinderpornorings auf die Spur. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand, so Oberstaatsanwalt Vogt, soll W. mit zwei weiteren Magdeburgern Drahtzieher des Rings gewesen sein. Sie hätten unter anderem die Jungen angesprochen und mit Geld gelockt, sich auszuziehen und sexuelle Handlungen auszuführen. Die dabei produzierten Fotos und Videos seien dann mit den anderen Beschuldigten, die sie am Neustädter See in Magdeburg kennengelernt hatten, ausgetauscht worden. Wie Vogt weiter sagte, deute einiges darauf hin, dass die Aufnahmen später sogar für den kommerziellen Handel gedacht waren.