1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Kiefernschädlinge: Kiefernschädlinge: Hubschrauber sollen die Nonnen-Plage stoppen

Kiefernschädlinge Kiefernschädlinge: Hubschrauber sollen die Nonnen-Plage stoppen

Von Jan Wätzold 02.12.2004, 20:59

Genthin/MZ. - Sachsen-Anhalts Kiefernwäldern droht 2005 der Kahlfraß. Verantwortlich ist eine hohe Konzentration von Nonne und Kiefernspinner. Die Landesförster glauben, dass nur noch der Einsatz von Hubschraubern die gefährlichen Baumschädlinge stoppen kann.
Die Frauen und Männer, die sich an diesem ersten Dezember-Donnerstag bevorzugt auf allen Vieren durch den Tuchheimer Forst kämpfen, sehen deutlich, was die Stunde geschlagen hat. Die Raupen und in Kokons verwebte Eier, die die frühen Besuchern alle paar Meter im feuchten Boden oder hinter der Rinde der eng stehenden Kiefern finden, lassen ein Horrorszenario voraussagen. "Wenn wir nichts gegen diese Schädlinge tun, ist hier am Ende kommenden Jahres keine Nadel mehr zu sehen", sagt Michael Schenk. Seine Kollegen vom Landesforstbetrieb nicken stumm.

Was den Wald bei Genthin bis Weihnachten 2005 ebenso nachhaltig vom derzeit oft besungenen Immergrün befreien könnte wie die riesigen Kiefernpopulationen der Colbitz-Letzlinger Heide, hat niedliche Namen: Nonne und Kiefernspinner. Doch die Raupen nur einer der beiden Schmetterlingsarten sind bei geballtem Auftreten in der Lage, Nadelwälder bis zum Absterben kahl zu fressen.

"Im Jahrhundertsommer 2003 konnten sich die Schädlinge derart stark vermehren, dass ihre Brut nun schon den zweiten Winter in einer Doppelspitze auf den nächsten Frühling lauert", so Schenk. Bereits in diesem Jahr seien rund 1 800 Hektar Annaburger Forst nur durch den massiven Einsatz von Insektiziden vor dem Ende bewahrt worden.

Die Aufgabe, die noch auf Sachsen-Anhalts Forstleute wartet, ist allerdings bedeutend größer. Um die 5 000 Hektar nun bedrohten Kiefernwaldes zu retten, müssen Hubschrauber von April an mit der chemischen Keule Jagd auf Nonne und Kiefernspinner machen. Das Versprühen des laut Schenk "für Menschen und andere Tiere unschädlichen Insektizids" kostet pro Hektar 20 Euro. Die Gesamtkosten der Aktion dürften also mindestens 100 000 Euro betragen. In diesem Jahr hat der Landesforstbetrieb die gesamte Finanzlast geschultert. Wer im Frühjahr zahlt, wird derzeit noch verhandelt.

Eine Alternative wie 1924, als die letzte große Nonnen-Invasion über Sachsen-Anhalt rollte, gibt es unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen aber nicht. Damals waren die von den Schädlingen abgefressenen Wälder einfach zu Bauholz verarbeitet worden.