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Katarina Witt spricht über Doping Familie und Flüchtlinge Katarina Witt spricht über Doping Familie und Flüchtlinge: "Ich dachte wir betreiben ehrlichen Sport"

02.12.2015, 19:45
Katarina Witt posiert im Sommer 2012 in Aachen bei der Eröffnungsfeier des CHIO auf der Tribüne.
Katarina Witt posiert im Sommer 2012 in Aachen bei der Eröffnungsfeier des CHIO auf der Tribüne. dpa

Berlin - Zu ihrem 50. Geburtstag äußerte sich Katarina Witt unter anderem zur Flüchtlingssituation. Britta Körber sprach mit ihr auch über das Thema Doping.

Sie werden 50 und sind auch nach ihrer Eis-Karriere stark beschäftigt. So haben Sie den Bildband „So viel Leben“ zusammengestellt und drehen mit der ARD eine Dokumentation über Ihre Erfolge. Können Sie inzwischen auch loslassen?

Witt: Diesen Rückblick mit dem Buch habe ich genossen, das war ein Herzensprojekt. Man hakt sonst so schnell ab, was man erlebt hat. Das hat mich schon stolz gemacht, und ich habe mir gesagt: Jetzt kannste ruhiger werden, jetzt lass mal los. Das heißt ja nicht, dass ich Rentnerin werde.

Sie sind eine der wenigen Sportpersönlichkeiten, die ihren Hauptwohnsitz immer in Deutschland hatten. Haben Sie nie daran gedacht, ins Ausland zu ziehen?

Witt: Nie. Ich bin sehr familienverbunden, und so kam für mich nie infrage, um Steuern sparen zu können, in ein anderes Land zu ziehen. Ich war zu Beginn meiner Profi-Karriere viele Jahre in Amerika, da bin ich im November aus Berlin abgehauen, Ostern kam ich wieder. Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, ich brauche einen Anker.

Sie sind viele Jahre durch die Welt getingelt, wie empfinden Sie die heutige Flüchtlingssituation?

Witt: Ich war eigentlich mein ganzes Leben lang unterwegs und oft auf Hilfe und Freundlichkeit angewiesen. Natürlich lässt sich das nicht vergleichen. Aber wie groß muss die Not sein, dass man alles zurücklässt, alle Bindungen, um mit Nichts neu anzufangen? Das letzte halbe Jahr hat Deutschland vor eine epochale Herausforderung gestellt, und wir müssen diesen leidgeplagten Menschen die Chance der Integration geben.

Wie empfinden Sie die Pegida-Demonstrationen und die vielen Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen?

Witt: Für Verunglimpfungen von Politikern und Gewalt gegen Flüchtlinge habe ich kein Verständnis. Es hätte nie so weit kommen dürfen. Für so etwas darf es keine Toleranz in unserem Land geben, da muss der Staat Rechtsstaatlichkeit durchsetzten. Hasspostings haben auch nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun. Auch gehört nun große Besonnenheit dazu, die grausamen Terroranschläge von Paris und die Flüchtlingssituation nicht miteinander auf falsche Weise zu verbinden. Wenn es Deutschland und Europa schaffen, diese Menschen zu integrieren, kann es eine Bereicherung sein. Natürlich ist da wiederum Voraussetzung, dass ihre Kulturen und Religionen in einer Symbiose mit unseren leben müssen und die freie Gesellschaft und insbesondere die Gleichstellung der Frau akzeptiert wird.

Sie sind im Sportsystem der DDR aufgewachsen, haben Sie damals etwas von Doping mitbekommen?

Witt: Nein, ich habe gedacht, dass wir ehrlichen Sport betreiben. Aber ich habe mich gewundert, dass manche Athletin so eine tiefe Stimme hatte. Später habe ich mich erschrocken, wie flächendeckend gedopt wurde. Ich habe nichts bekommen und wäre auch ehrlich erbost gewesen, schon wegen des Angebotes. Ich wäre mir wie eine Betrügerin vorgekommen. Gerade die intensive Diskussion - besonders über die Doping-Problematik in der Leichtathletik in Russland - zeigt, wie aktuell die Vergangenheit bleibt. Diese öffentliche Diskussion ist wichtig, ganz besonders für die Athleten, die wirklich versuchen, ohne Doping Weltklasse-Leistungen zu bringen. (dpa)