Gesundheit Kardiologe Alexander Plehn aus dem Tritt - Gute Laufschuhe gegen Schmerzen
Halle (Saale) - Abnehmkampf von Kardiologe Dr Alexander Plehn im Video
Der Kardiologe Dr. Alexander Plehn bringt Ende Januar 121 Kilogramm auf die Waage und ist damit trotz seiner Größe von 1,88 Metern deutlich übergewichtig. Als Mediziner weiß er besser als jeder andere, dass damit das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht ist.
Deshalb zieht er die Notbremse. Er stellt seine Ernährung um, treibt regelmäßig Sport. So will der Arzt auch für seine Patienten, denen er täglich zu einer gesünderen Lebensweise rät, ein Vorbild sein.
Die MZ begleitet Alexander Plehn, der in Salzmünde gemeinsam mit Dr. Thomas Hartkopf eine Gemeinschaftspraxis betreibt, seit Ende Januar bei seinen Bemühungen und berichtet von seinen Erfolgen und gelegentlichen Rückschlägen.
„Mist“, sagt Alexander Plehn beim Blick auf die Waage. 105,1 Kilogramm zeigt sie Anfang August nach dem Urlaub an. Im Frühjahr hatte das Gewicht des Kardiologen mehrere Wochen bei 105 Kilogramm stagniert. Dann gelingt es ihm, diese Schallmauer zu durchbrechen. Zwischenzeitlich wiegt er 102,6 Kilogramm. Fast 20 weniger als noch Ende Januar.
Doch im Urlaub lockert er seine strengen Essgewohnheiten. Ganz bewusst. Auch um das Süßzeug, das Alexander Plehn als seine Achillesferse bezeichnet, macht er keinen ganz so großen Bogen wie sonst. Wer will schon immer zusehen, wenn die anderen ihr Eis genießen?
Und die Bewegung? Die kommt zumindest in der zweiten Urlaubshälfte etwas zu kurz. „In der ersten Woche, die wir in Schweden verbracht haben, bin ich täglich gelaufen“, erzählt er. Zehn bis 14 Kilometer lang seien die Strecken gewesen. Und recht wellig. „Es ging ständig hoch und runter, was für die Gelenke eine ganz schöne Belastung ist“, fügt er hinzu. Eine Belastung, die er bald zu spüren bekommt.
Schon am zweiten Tag schmerzt das rechte Knie. Und was macht der Arzt? „Genau das, was man eigentlich nicht machen sollte“, sagt er. „Ich bin die Strecke zu Ende gelaufen, auch wenn es ganz schön wehtat.“ Immerhin setzt er einen Tag aus. Hofft, dass ein entzündungshemmendes Medikament wirkt. Dann dreht er weiter seine Runden. Unter Schmerzen. „Ich hatte Urlaub, ich hatte Zeit, ich wollte unbedingt laufen“, rechtfertigt er sein Tun.
Halbmarathon im Blick
In der zweiten Woche, die die Familie auf einem Boot verbringt, ist er - bis auf die täglichen Schwimmrunden - zur Ruhe verdammt. Doch zurück in Halle startet Alexander Plehn einen erneuten Lauf-Versuch. Als sich die Schmerzen wieder einstellen, beschließt er, zwei Wochen auszusetzen.
Sein großes sportliches Ziel sieht der Kardiologe trotz der Knieprobleme nicht gefährdet. Er will am 15. Oktober beim Mitteldeutschen Marathon starten. Auf der Halbmarathon-Distanz von genau 21,0975 Kilometern. 20 Kilometer ist er auch vor dem Urlaub schon mal gelaufen. „In etwas mehr als zwei Stunden, was gar nicht so schlecht ist“, wie er meint. Wahrscheinlich aber sei das, zusammen mit den Läufen auf dem welligen Untergrund in Schweden, ein Auslöser der aktuellen Beschwerden gewesen. Alexander Plehn seufzt: „Das sind die Rückschläge, die man manchmal hinnehmen muss, wenn man es übertreibt.“ Aber bis Oktober sei ja noch viel Zeit. „Das wird schon“, macht er sich selber Mut.
Eine Fehlbelastung der Gelenke kann sich allerdings nicht nur, so wie bei Alexander Plehn, durch zu viel Training einstellen, sondern auch durch falsches Schuhwerk. Deshalb holt der 42-Jährige fachkundigen Rat bei Waldemar Cierpinski ein.
Der zweifache Olympiasieger im Marathon, der zu besten Laufzeiten pro Jahr zehn paar Schuhe verschlissen hat, berät in seinem Sportgeschäft regelmäßig Kunden. Und wohl aus dieser Erfahrung heraus sagt er gleich zu Beginn: „Der Schuh muss zum Fuß passen. Die Farbe und andere Details sind dagegen zweitrangig.“
Er betrachtet zunächst genau Alexander Plehns Füße. Lässt ihn in seinen alten Sportschuhen ein Stück laufen, erkundigt sich nach Laufgewohnheiten. Denn es hängt nicht unwesentlich vom Boden, auf dem gelaufen wird, ab, welche Dämpfung und welches Profil die Schuhe haben sollten.
Hilfe bei Problemfüßen: Barfußlaufen ist ideal
Waldemar Cierpinskis Befund: Problemfüße hat Alexander Plehn nicht. Aber kräftiger könnten sie sein. Und bei der Abrollbewegung knicken die Füße zu stark nach innen. Fachlich korrekt ausgedrückt: Es besteht eine leichte Über-Pronation.
Was einerseits mit dem Gewicht zusammenhängt, andererseits aber auch auf anatomische Besonderheiten zurückgehen kann. Was immer die Ursache ist - Alexander Plehn braucht Schuhe, die nicht nur auf sein Gewicht und seine Laufstrecke abgestimmt sind, sondern die auch dieses Einknicken verhindern, sprich: die mit einer Pronationsstütze ausgerüstet sind. Was, nebenbei, auf viele handelsübliche Laufschuhe zutrifft. Diese Stützen sorgen dann - etwas laienhaft ausgedrückt - für eine gerade Körperachse und bauen Fehlbelastungen vor. Denn - ist der Fuß schief, sind auch Knie und Hüfte schief.
„Schuhe sind das absolute Rüstzeug des Läufers“, sagt auch Olaf Maennicke. Der Orthopäde erklärt, dass bei jedem Schritt das Zwei- bis Dreifache des Körpergewichts auf den Fuß und die übrigen Gelenke einwirkt. Deshalb seien gute Schuhe das A und O. Ansonsten riskiere der Läufer eben Fuß-, Knie- und Hüftbeschwerden. Auch zu alte Schuhe seien gefährlich. „Nach 1.000 bis 1.200 Kilometern sollten neue gekauft werden“, sagt er.
Olaf Maennicke bricht übrigens eine Lanze für das Barfußlaufen. Das sei das beste Training für die Füße. „Und die schnellsten Läufer“, so unterstreicht er, „sind die Barfußläufer.“
Auf Strecken, die Freizeitsportler hierzulande zurücklegen, ist es aber vielleicht doch ratsam, Schuhe zu tragen. Alexander Plehn ist mit seinen sehr zufrieden. Nun muss nur noch das Knie wieder mitspielen. Derweil fährt er Fahrrad. Wann immer es geht, auch die etwa 20 Kilometer von zu Hause bis in die Praxis. So bleibt er in Bewegung, schont aber seine Gelenke.
Wohlbefinden ist wichtiger als die Zahl auf der Waage
Nach der Schlemmerei im Urlaub ist der Kardiologe auch zum abendlichen Salat zurückgekehrt. „Was mir nicht schwergefallen ist“, beteuert er. Denn auf dem Display der Waage soll die Zahl 105 möglichst bald und möglichst für immer verschwinden. „Zweistellig soll die Zahl werden“, betont er. „Spätestens bis zum Halbmarathon muss ich zweistellig sein.“
Was aber noch wichtiger ist als die Zahl, die die Waage anzeigt, das ist das Wohlbefinden. Und das ist gestiegen. Er habe mehr Kondition, könne besser mit dem Praxis-Stress umgehen, fühle sich leistungsfähiger. „Ich bin superbelastbar“, sagt er. (mz)