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Japanologie an der Uni Halle Japanologie an der Uni Halle: Brücke zwischen Europa und Asien

Von Christin Iffert Und Cornelia Fuhrmann 18.03.2014, 15:11
Ein Bild mit Symbolkraft: Studenten des Elite-Austauschprogramms tauchen in die japanische Kultur ein.
Ein Bild mit Symbolkraft: Studenten des Elite-Austauschprogramms tauchen in die japanische Kultur ein. Privat Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Zwei Abschlüsse gleichzeitig, eine neue Sprache bis auf Muttersprachler-Niveau erlernen und für einige Zeit in eine andere Kultur eintauchen: All das ermöglicht ein deutschlandweit einzigartiger Doppelmasterstudiengang. Die Universität Halle und die japanische Keio-Universität in Tokio schlagen mit ihrem Deutsch-Japanischen Elite-Austauschprogramm (DJEAP) diese Brücke zwischen Europa und Asien.

Strenges Auswahlverfahren

Lediglich bis zu zehn Stipendiaten können jedes Jahr aufgenommen werden: fünf Deutsche und fünf Japaner. Gemeinsam studieren sie je ein Jahr in Japan und Deutschland, lernen die Sprache und verknüpfen sie mit kulturellen Phänomenen sowie fachlichen Qualifikationen. Die Nachfrage ist entsprechend groß. Mindestens zehn Bewerber kommen auf einen Platz, ein strenges Auswahlverfahren entscheidet.

Gleich zwei Abschlüsse, für japanische Sprache und interkulturelle Japanstudien, erwerben die Studenten im zweijährigen Masterstudium auf deutscher Seite. Seit 2009 schreibt die Studienstiftung des deutschen Volkes den Doppelmaster aus. Zur Förderung der Völkerverständigung finanziert die Robert-Bosch-Stiftung den Studenten ein Vollstipendium.

Harald Kümmerle entschied sich 2011 mit einem Master in Mathematik für das Austauschprogramm. Heute promoviert er als Japanologe an der Uni Halle. Die Sprache lernte er erst während des Elite-Studiums. Dass er von Anfang an versuchte, in die japanische Kultur einzutauchen und Kontakte zu knüpfen, erleichterte ihm das Lernen.

Dieser Austausch unter den Studenten ist für Christian Oberländer, Koordinator des Programms und Professor für Japanologie, ein wichtiger Aspekt: „Die interkulturelle Erfahrung reicht bis in die wissenschaftliche Forschung hinein. Es ist für die Studenten eine interessante Erfahrung, unterschiedliches Denken immer wieder abzugleichen und ein Gefühl für die Kultur zu entwickeln“, sagt er. In Seminaren oder im Wohnheim wird der Kontakt zwischen Deutschen und Japanern gefördert. Jedes Jahr gipfeln gemeinsame Aktivitäten in der Young Leaders Konferenz, bei der aktuelle Probleme in Japan untersucht werden. In Yamagata, nordöstlich von Tokio, widmete man sich kürzlich der Lage und Probleme jüngerer Arbeitskräfte im ländlichen Raum und traf sich mit Größen der Gesellschaft.

Wer sich für das Doppel-Masterstudium interessiert und nicht älter als 35 Jahre ist, kann sich bis zum 1. April noch dafür bewerben. Grundkenntnisse der japanischen Sprache sind erwünscht, aber keine Aufnahmebedingung. Absolventen aller Fachrichtungen können sich bewerben. Für die Dauer von zwei Jahren finanziert ein Stipendium beispielsweise den Auslandsaufenthalt.

Die Bewerbung erfolgt direkt über die Deutsche Studienstiftung unter: www.studienstiftung.de/japan

Student Roman Lossa ist noch immer überwältigt von Japan. „Alles ist ziemlich anders: Japaner konzentrieren sich in Gesprächen eher auf die positiven Aspekte, während wir Deutschen zum Negativen tendieren“, sagt er, als er im japanischen Studentenwohnheim vor seiner Webcam sitzt und die vergangenen Monate reflektiert. „Es ist schwer zu beschreiben, aber dieses Land macht mich glücklich und lässt mich in völliger Sicherheit zur Ruhe kommen“, so der Informatiker, den zurück in Deutschland die Masterarbeit erwartet.

Hervorragende Berufschancen

Dank seines Studiums, hat Harald Kümmerle heute einen besseren Blick auf Selbstverständlichkeiten, die es in anderen Gesellschaften nicht gäbe. „Das ist eine Erkenntnis, die mich freier macht, indem ich Automatismen im Denken entlarven kann“, sagt der 27-Jährige. Mit dem Doppel-Master sind die Berufschancen hervorragend. Der Abschluss sei in Japan sehr angesehen, so Oberländer. Aber: „Die Anforderungen sind schon hoch.“

Während Harald Kümmerle den wissenschaftlichen Weg einschlug und künftig in Japan und Deutschland forscht, durchläuft Informatiker Roman Lossa derzeit ein anstrengendes Einstellungsverfahren neben dem Studium, um nach seinem Abschluss beruflich in Japan Fuß zu fassen. Christian Oberländer sieht das betreuungsintensive Studienprogramm als lohnende Herausforderung: „Es treffen ja nicht nur die Studenten mit unterschiedlichen Hintergründen aufeinander, sondern auch zwei unterschiedliche Universitätskulturen.“

Der Austausch steht im Mittelpunkt, auch bei der Abschlussfeier: Laura Blecken, Eva Zimmermann, Eva Scholz von der Studienstiftung, Christian Oberländer, Minori Murata und Takayuki Miyashita, Gesandter der japanischen Botschaft, im Gespräch (v. l. n. r.)
Der Austausch steht im Mittelpunkt, auch bei der Abschlussfeier: Laura Blecken, Eva Zimmermann, Eva Scholz von der Studienstiftung, Christian Oberländer, Minori Murata und Takayuki Miyashita, Gesandter der japanischen Botschaft, im Gespräch (v. l. n. r.)
Uni Halle/Glöckner Lizenz