Jägerhof in Weißenfels Jägerhof in Weißenfels: Deftiges und Regionales im Jägerhof

Weißenfels - Der Blick in die Karte vorab im Internet beweist: Im Weißenfelser Restaurant „Jägerhof“ geht es deftig zu. Gänsekeule, Entenbraten, Wildschweinragout - viele der Gerichte sind wahre Klassiker der Winterzeit. Perfekt, um an einem draußen eher unwirtlichen Tag in dem gemütlichen Gasthaus einzukehren und sich mit duftenden Speisen von innen zu wärmen. Obwohl das Restaurant auch an diesem Abend mitten in der Woche schon um kurz nach sechs gut gefüllt ist, ist das Service-Team sofort zur Stelle und führt nach der freundlichen Begrüßung zum reservierten Platz.
Ohne großes Warten steht auch schon der Gruß aus der Küche auf dem Tisch. Ein Klassiker, mit besonderer Note - und sehr gelungen: die Tomatenbutter von fast mousseartiger Konsistenz zu herrlich frischem Brot, das es pur und mit Oliven gibt. Zeit, den Blick ein wenig schweifen zu lassen. Die Inneneinrichtung: eher klassisch als modern, dazu viel Dekoration - vom silbernen Reh auf dem Tisch bis zur Elchfigur im Fenster. Im Gastraum nebenan wird vor den Gästen gekocht. „Pasta satt“, also mit der Lizenz zum Nachschlagholen, ist heute zu haben. Für uns soll es aber etwas ganz anderes sein.
Der Auftakt jedenfalls ist gelungen: Brot und Butter machen Appetit auf mehr und die „Beschwipste Barbara“, wie hier ein heißer Rhabarber-Punsch mit einem Schuss Rum (3,90 Euro) genannt wird, sorgt für Adventsstimmung. Auf der anderen Seite soll es stattdessen etwas ohne Promille sein. Restaurantleiter Torsten Kucke schlägt einen alkoholfreien Cocktail (4 Euro) vor. Der findet sich nicht in der Karte, wird auf Wunsch aber gemixt. Eine Kombination aus Ananas und Kokos - nicht überraschend, aber süß und gut.
„Rucolastilzchen“ für Vegetarier
Apropos Karte: Für die Speisen, die Küchenchef Thomas Wagner für jede Saison neu kreiert, werden stets ulkige Namen erdacht. Mancher Gast findet das kindisch, andere amüsieren sich. Jedenfalls ist es originell. Derzeit dominieren die Märchenwesen im Jägerhof. So kann man zum Beispiel „Die kleine Meerjungfrau“ (Gericht mit Lachsforelle) oder ein vegetarisches „Rucolastilzchen“ (Gnocchis in Rucola-Sahnesauce) bestellen.
Die gewählten Vorspeisen könnten unterschiedlicher kaum sein. Einmal fruchtig und flüssig mit einer Tomatensuppe (3,90 Euro), die als „teuflisch-würzig“ angekündigt wird, dann aber weniger feurig ausfällt als erwartet. Das allerdings tut dem Geschmack des mit Gin, Basilikum und einer Sahnehaube verfeinerten Süppchens keinen Abbruch. Gegenüber wird es bei einer kalten Vorspeise herzhaft-kräftig: Das Carpaccio von der geräucherten Entenbrust wird ganz klassisch mit Rucola, Olivenöl, Parmesanspänen sowie einem Holunder-Balsamicoessig serviert (10,90 Euro). Hauchdünn geschnitten sind die Entenbrust-Scheiben nicht, trotzdem ist das einmal eine Carpaccio-Variante zum Ausprobieren.
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Worauf in diesem Hause besonders geachtet wird: „Die Produkte stammen nach Möglichkeit aus der Region“, berichtet der Geschäftsführer des Hotels und Restaurants Jägerhof, Uwe Weigelt. Die Fische kommen beispielsweise aus einer Weißenfelser Fischerei, das Wild erlegen Jäger in der Gegend. Eine weitere Besonderheit sei die Foodartistik, erzählt er. Seine Frau Anke Weigelt schnitzt prächtige, wenn auch vergängliche Kunstwerke: vom Buddha aus Kürbis bis zur Elfe aus Schokolade. Damit begeistert die gelernte Goldschmiedin nicht nur die Gäste, sondern hat bereits etliche Preise gewonnen. Zu sehen sind die Werke etwa bei Großveranstaltungen im Jägerhof.
Das Weißenfelser Haus hat übrigens eine lange Geschichte. Erstmals Mitte des 15. Jahrhunderts urkundlich erwähnt, wurde es später zum „Jagd- und Forsthofe“ der Weißenfelser Herzöge. Vor gut 300 Jahren war dort kein Geringerer als Johann Sebastian Bach zugegen, wie Uwe Weigelt erzählt. „Hier wurde seine berühmte Jagdkantate bei einem großen Fest uraufgeführt.“
Könner am Werk
Ein wenig festlich wird es auch im Hauptgang mit Klassikern der kalten Jahreszeit. Die halbe Ente (15,90 Euro), die wunderbarerweise ohne Knochen serviert wird, zeigt: Hier sind Könner am Werk. Außen knusprig und mit einer leichten Süße von der Honigglasur, innen dank eines besonderen Niedriggarverfahrens saftig und insgesamt von exzellentem Aroma. Da gibt es rein gar nichts auszusetzen. Dazu wird eine kräftige Portweinsauce gereicht und - wie auch zur Gans auf der anderen Tischseite - ganz traditionell Blaukraut, Schinkenrosenkohl sowie Kartoffelklöße. Alles sehr ordentlich, auch wenn der Rosenkohl eine Spur zu weich geraten ist.
Die Gänsekeule (15,90 Euro) ist ebenfalls so wie man sich das wünscht. Sehr zart kommt das Fleisch daher - vielleicht liegt es daran, dass es Sous-vide gegart wurde. So wird das Vakuumgaren bei geringen Temperaturen genannt. Zu den gehaltvollen Speisen harmoniert die Weinempfehlung, ein trockener Roter der Winzervereinigung Freyburg (5,90 Euro). Sowieso: Wer einen guten Tropfen schätzt, wird in der Karte sicher fündig - natürlich wird auch hier Wert auf Regionalität gelegt.
Beim Nachtisch läuft das im Jägerhof so: Jeder süße Happen kostet gleich viel. Der Preis sinkt, je mehr Desserts geordert werden. So kostet ein einzelnes 2,20 Euro, drei sind für 4,90 Euro zu haben. Hier unterläuft dem am ganzen Abend äußerst aufmerksamen Kellner ein kleiner Schnitzer, der sich jedoch als gar nicht ärgerlich herausstellt. Statt Fruchtgrütze mit Vanillesauce serviert er ein Glas Lebkucheneis mit karamellisierten Walnüssen. Kein Problem, wenn ein Dessert so gut schmeckt! Dabei passt es auch zu den zwei weiteren Nachspeisen: Krokant-Nougateis mit gerösteten Mandeln und Schokoladeneis mit Apfelpüree und Eierlikörschaum, also eine Art Schwedeneisbecher. Fazit: Köstlich! (mz)
