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Honorare Honorare: Ärzte lassen Patienten sitzen

Von CHRISTIAN SCHAFMEISTER 13.04.2011, 21:17

Halle (Saale)/MZ. - Kassenpatienten drohenbei Orthopäden in Sachsen-Anhalt noch längereWartezeiten. Hintergrund sind Klagen der niedergelassenenFachärzte über einen massiven Einbruch ihrerHonorare. Als Folge drohten Einschränkungenbei der medizinischen Versorgung, heißt esin einem Offenen Brief von 106 Orthopäden.Die Mediziner sehen sich durch den Rückgangder Honorare um durchschnittlich fast 20 Prozent"gezwungen, ihre Kassenarztsprechstunden zureduzieren". Stattdessen müssten sie sich"andere Betätigungsfelder" wie die vermehrteBehandlung von Privatpatienten suchen, "umihre Praxen weiter führen zu können".

Der Verband der Ersatzkassen (VDEK) reagierteempört. Es sei "dreist und auch völlig inakzeptabel",den Streit um die Honorare auf dem Rückender Kassenpatienten auszutragen, erklärteSprecher Volker Schmeichel. "Eine künstlicheVerknappung der Sprechzeiten anzudrohen istskandalös." Wenig Verständnis zeigte auchdie Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt(KV). Das Verfahren sei "sicher nicht besonderselegant", sagte der Vorsitzende Burkhard John.

Die Orthopäden wiederum üben scharfe Kritikan der KV, die mit den Krankenkassen die Mediziner-Honorareaushandelt. Danach stehen einem Orthopädenseit dem Herbst 2010 für jeden Patienten pauschalnur noch 18,95 Euro im Quartal zu. "Wir fühlenuns verraten, da ist einfach schlecht verhandeltworden", sagte Rolf Schobeß, Orthopäde inHalle und einer der Initiatoren des OffenenBriefes. Darin heißt es, selbst die KassenärztlicheBundesvereinigung habe "zu Korrekturen aufLandesebene aufgerufen". Doch auch die anschließendvon der KV beschlossene Anhebung der Honorareauf 21,34 Euro sei "noch völlig unzureichend".

Deren Vorsitzender John räumte mit Blick aufdie Honorare ein, dass "es bei zahlreichenOrthopäden tatsächlich eine Verschlechterunggegeben hat". Darauf jedoch habe die KV mitder Anhebung der Pauschale bereits reagiert."Für eine weitere Erhöhung sehe ich derzeitkeine Chance." Das grundsätzliche Problemsei, dass Sachsen-Anhalt insgesamt zu wenigGeld für eine adäquate Versorgung der Patientenbekomme. "Die Decke ist also immer zu kurz,und wir können das Geld bloß zwischen Fachärztenumverteilen."

Orthopäde Schobeß und seinen Kollegen wollendas jedoch nicht akzeptieren. "Es gibt weiterVerwerfungen, die korrigiert werden müssen."Sollte sich das Gewicht der Behandlung nochmehr hin zu Privatpatienten verschieben, sindihm die Folgen durchaus bewusst. "Kassenpatientenmüssten noch länger auf Termine warten." Dabeiseien schon die heutigen Wartezeiten mit biszu acht Monaten "unanständig hoch".