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Hochzeit Hochzeit: Die Frau an seiner Seite

Von Corinna Nitz 23.11.2004, 18:54

Wittenberg/MZ. - Vor zwei Jahren tat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer etwas, was ihm hierzulande wohl kaum jemand zugetraut hätte: Er trat in einer Talk-Show auf. Zu später Stunde saß der Christdemokrat, der, wenn es um Privates geht, ausgesprochen wortkarg werden kann, beim Kuschelplauderer Alfred Biolek und gab gewohnt knapp Auskunft über seine Beziehung zu Brigitte Klein. "Ich bin froh, dass sich jemand erbarmt hat, ich bin dankbar", sagte der damals 66-Jährige. Er erinnerte auch an seine erste Frau, die, als sie ahnte, dass sie sterben würde, ihm zu einer neuen Beziehung geraten habe. "Sie wusste, dass ich sonst ein Pflegefall würde."

Über die Bemerkung Böhmers, dass sie sich erbarmt hat, muss Brigitte Klein (49) noch heute schmunzeln. "Das ist seine Art", sagt die zweifache Mutter - und man könne das auch als Koketterie bezeichnen. Ansonsten, das weiß wohl kaum jemand besser als sie, schätzt Böhmer es tatsächlich nicht sonderlich, wenn zu viel aus seinem Leben jenseits der Politik an die Öffentlichkeit dringt.

Allerdings ähnelt Brigitte Klein ihm in diesem Punkt wie ein Ei dem anderen. Dass sie am 31. Juli heimlich, sogar unter Ausschluss der Familie in Wittenberg geheiratet haben, war schließlich ihr gemeinsamer Wunsch.

"Wir hatten nichts zu verheimlichen, aber eine Hochzeit ist ja eine sehr private Angelegenheit", sagt Brigitte Klein. Nach der Trauung ist das Ehepaar zu einer Kurzreise in den Spreewald aufgebrochen. Dort erlebte Brigitte Klein ungestörte Zweisamkeit, die ihr im Alltag nur selten vergönnt ist. Die Tage, an denen der Gatte Ministerpräsident zu Hause ist, kann sie vermutlich zählen. Unter anderem deshalb, sagt sie, arbeitet sie noch immer als OP-Schwester im Wittenberger Paul-Gerhardt-Stift.

Wolfgang Böhmer und seine Frau kennen sich seit Jahrzehnten. 1976 begann Brigitte Klein als Krankenschwester in der Klinik, in der Böhmer als Chefarzt gearbeitet hat. Die Familien waren befreundet. Brigitte Kleins erster Mann half zuweilen bei Böhmers im Garten.

Heute lässt Brigitte Klein keine Zweifel daran aufkommen, dass ihr die eigene Berufstätigkeit schon aus Gründen der Unabhängigkeit wichtig ist. Ihr liegt wenig daran, sich als "First Lady" zu profilieren. Weder steht ihr der Sinn nach medienwirksamen Projekten. Noch mischt sie sich in die politischen Geschäfte ihres Mannes ein. Und was andere als Abwertung empfinden würden, das ist sie durchaus gern: eben die Frau an seiner Seite.

Seite an Seite sieht man Böhmer und Brigitte Klein mitunter auch durch Wittenberg spazieren - privat und nicht als öffentliche Personen. Dass ihr Mann darauf großen Wert legt, betont Brigitte Klein.

Auch sie selbst möchte ein möglichst normales Leben führen. Gerade am Anfang, als die Beziehung publik wurde, sei das nicht immer einfach gewesen. "Es kam schon mal vor, dass meine Kollegen im Krankenhaus gestichelt haben", erinnert sie sich. Worum es da ging? Um politische Entscheidungen. Als ob sie darauf Einfluss hätte.