Hochwasser Hochwasser: Mit Millionenaufwand werden Elbedeiche saniert

Magdeburg/dpa. - Überschwemmte Wiesen, gesperrte Uferstraßenund kilometerbreite Flussläufe. Auch in Sachsen-Anhalt ist dies amEnde des Winters ein gewohntes Bild. Kommen zur Schneeschmelze nochanhaltende Regenfälle hinzu, wird selbst Burkhard Henningunruhig. Der 44-Jährige ist Geschäftsführer im MagdeburgerLandesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserbetrieb und weiß um dieGefahren an Elbe und Saale. «Große Teile unsere Deiche sind schon altund sanierungsbedürftig.» Man könne froh sein, dass in denvergangenen Jahren eigentlich kein richtiges Hochwasser gewesen sei.
Das Land hat deshalb ein Programm zur Deichsanierung aufgelegt.Bis zum Jahr 2020 sollen jährlich rund sieben Millionen Euro (etwa13,7 Mio Mark) investiert werden. Damit werden nach Angaben desUmweltministeriums insgesamt 200 Kilometer Deiche auf Vordermanngebracht. Saniert wurden in den vergangenen Jahren bereits mitMillionenaufwand 38 Kilometer Elbedeich, das Pretziener Wehr beiSchönebeck, sowie Talsperren und Deiche an den Elbe-Zuflüssen.
Aus einer aktuellen Bestandsaufnahme der InternationalenKommission zum Schutz der Elbe (IKSE) geht hervor, dass in Sachsen-Anhalt sogar über 300 Kilometer Elbedeiche sanierungsbedürftigsind, immerhin mehr als die Hälfte aller Schutzbauten an dem Fluss.Jedoch bestehe keine akute Überschwemmungs-Gefahr, beruhigt ManfredSimon von der IKSE. «Vielfach entsprechen die Deiche halt nicht mehrden neuesten DIN-Anforderungen, die nach dem Jahrhunderthochwasser1997 an der Oder festgelegt wurden.»
«Die Schwachstellen verteilen sich eigentlich auf den ganzenElbelauf», sagt Henning. Oberste Priorität hat die Sanierung derElbedeiche im Landkreis Stendal. Nach Einschätzung der IKSE muss der31 Kilometer lange Abschnitt entlang der Altmärkischen Wische «massivverteidigt» werden. Deshalb hat das Land allein für dieses Vorhabenrund 30 Millionen Euro eingeplant. Jedoch werden die Arbeiten erst2008 beendet sein. Bis dahin bleibt die Situation für die Anwohner«äußerst prekär», befürchtet die Elbe-Kommission.
Weitere Mängel haben die Experten zwischen Wittenberg und Aken(Landkreis Köthen) ausgemacht. Sorge bereiten vor allem elf KilometerElbedeich nahe der Muldemündung bei Dessau. «Hier besteht einebesondere Gefahr von Deichbrüchen», sagt Manfred Simon. Bei einemJahrhunderthochwasser könnten weite Teile des Stadtgebietesüberflutet werden. Etwa 50 000 Einwohner von Dessau wären davondirekt betroffen.
Insgesamt gelten landesweit über 52 000 Hektar Fläche alshochwassergefährdet. Darunter sind überwiegend Wiesen oder Auwälder,aber auch Teile von zwölf Kommunen, etwa die Altstadt von Schönebeck.Bei Deichbrüchen könnte noch einmal die vierfache Fläche überflutetwerden. Damit wären etwa 270 000 Menschen in 186 Städten und Dörfernbetroffen, heißt es nüchtern im Bericht der internationalenKommission.
Eine «natürliche» Lösung der Hochwassergefahr wird unterFederführung der Umweltstiftung WWF im Biosphärenreservat MittlereElbe vorbereitet. Durch Deichrückverlegungen soll die natürlicheÜberschwemmungsfläche der Elbe um etwa Tausend Hektar erweitertwerden. Und zur Freude der Umweltschützer bleibt der Auenwald alsLebensraum für Biber, Schwarzstorch und Kranich erhalten.