Hochwasser in Sachsen-Anhalt Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Bahnverkehr ist vielerorts lahmgelegt

Halle/MZ - Der Sachsen-Anhalt-Tag steht wegen des anhaltenden Hochwassers auf der Kippe. Das mehrtägige Landesfest soll eigentlich Ende Juni in Gommern (Jerichower Land) gefeiert werden. Ob das Fest stattfinden kann, soll am Freitag entschieden werden. „Wir müssen abwarten, wie sich die Katastrophenlage im Norden entwickelt“, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe der MZ. Es werde „Gespräche mit allen Beteiligten“ geben. Wenn das Fest wie geplant durchgeführt werden kann, solle das Programm auch das Hochwasser sowie den Zusammenhalt der Bevölkerung thematisieren.
Trotz teilweise sinkender Pegelstände ist die Lage im Norden Sachsen-Anhalts derzeit weiter angespannt. Selbst in Magdeburg, wo das Hochwasser stetig zurückgeht, liegt der Pegel immer noch über dem Höchststand von 6,72 Metern im Jahr 2002. Im Landkreis Stendal, wo in der Nacht zu Montag ein Deich bei Fischbeck gebrochen war, wurde das Hinterland überflutet. Die Bundeswehr konnte die Bruchstelle allerdings erfolgreich verkleinern. Auch in Aken (Anhalt-Bitterfeld) blieb die Lage weiter angespannt, obwohl Soldaten dort einen Deich sichern konnten.
Wo das Wasser abfließt, werden enorme Schäden sichtbar. Die Deutsche Bahn etwa befürchtet, dass die Trasse zwischen Halle und Magdeburg sowie die wichtige Fernverkehrsverbindung zwischen Hannover und Berlin für mehrere Wochen gesperrt bleiben müssen. „Erst wenn das Wasser weg ist, können wir eine Schadensanalyse machen und dann die Reparaturen angehen“, sagte Bahn-Sprecherin Erika Poschke-Frost. Seit Tagen steht ein Streckenabschnitt bei Schönebeck (Salzlandkreis) unter Wasser. Am Dienstag sind außerdem die Gleise bei Schönhausen (Kreis Stendal) überflutet worden.
Für Privatpersonen und Kommunen hat die Landesregierung am Dienstag Soforthilfen beschlossen. Pro geschädigtem Erwachsenen soll es 400 Euro geben, pro Haushalt maximal 2.000 Euro. „Wir werden die Betroffenen nicht im Stich lassen“, sagte Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD). Zumindest am Dienstag funktionierte die Auszahlung der Soforthilfe durch die Städte in einigen Orten noch nicht, weil dort die Zahlungs-Modalitäten noch unbekannt waren. Den Kommunen erstattet das Land zudem drei Viertel der Kosten, die beim Kampf gegen die Flut entstanden sind. Etwa Ausgaben für Sandsäcke und Verpflegung sowie für die Beseitigung von Schlamm und Müll.
Bullerjahn geht davon aus, dass das Land den Einsatz der 10.000 Soldaten und Mitglieder des technischen Hilfswerks (THW) nicht bezahlen muss. „Das würde das Land schlichtweg überfordern“, so Bullerjahn. Die Vergütung der Helfer sowie Unterstützung des Bundes und der anderen Bundesländer beim Wiederaufbau sind Themen beim morgigen Hochwasser-Gipfel in Berlin. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) plädierte dafür, die Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag für die Beseitigung der Flutschäden zu nutzen. Bullerjahn kündigte an, dass zur Beseitigung der Flutschäden notfalls andere Projekte verschoben werden müssten.
Wie hoch der Gesamtschaden in Sachsen-Anhalt ausfällt, ist noch unklar. „Seriös ist noch keine belastbare Schätzung möglich, weil an vielen Stellen noch das Wasser steht“, sagte Regierungssprecher Schuppe. Mit „aller Vorsicht“ schätzte er aber ein: „Über eine Milliarde Euro könnte es gehen.“






