Hochwasser in Brandenburg Hochwasser in Brandenburg: Wassermassen brechen einen Deich bei Herzberg

Potsdam/dpa - Die Wasserstände in Brandenburg steigen und steigen - noch ist kein Ende in Sicht und Prognosen sind schwierig. Die Unsicherheit sorgt vor allem in dem vom Elbe-Hochwasser bedrohten Mühlberg für Nervosität. Seit Mittwoch gilt Katastrophenalarm. Rund 200 Bewohner mussten ein Seniorenheim verlassen. „Die Sicherheit der Menschen ist nicht mehr zu gewährleisten“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Er besuchte am Abend die Stadt im Elbe-Elster-Kreis, die immer wieder von Hochwasser bedroht ist.
Beim Jahrhunderthochwasser 2002 stieg der Fluss hier auf 9,98 Meter - inzwischen hat er die Neun-Meter-Marke bereits deutlich überschritten. Die Verantwortlichen schließen in den kommenden zwei Tagen Pegelstände von bis zu 10,20 Meter nicht aus.
Die höchste Alarmstufe 4 gilt für den gesamten Landkreis Elbe-Elster. Bei Herzberg an der Schwarzen Elster brach am Morgen auf 20 Meter Länge ein Deich. Menschen seien nicht in Gefahr, teilten die Behörden mit. Überflutet seien Ackerland und Wälder. Bei Bad Liebenwerda wurde ein Deich geflutet.
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Auch der Landkreis Prignitz hat für das Flussgebiet der Elbe den Katastrophenfall ausgerufen, teilte Landrat Hans Lange (CDU) mit. In Nordbrandenburg wird der Höhepunkt der Flutwelle am Wochenende erwartet. 120 Soldaten sind laut Koordinierungszentrum Krisenmanagement im Innenministerium bereits in der Prignitz. Am Pegel Wittenberge wird für Sonntag mit einer Rekordmarke von 7,50 Meter gerechnet. Das wären 14 Zentimeter mehr als beim jüngsten Hochwasser Ende Januar 2011.
Platzeck schätzte die Situation - derzeit vor allem in Mühlberg - als schwierig ein. „Es hat sich seit 2002 aber eine Menge getan und wir sind jetzt besser vorbereitet als damals“, sagte der Landeschef. Landrat Christian Jaschinski (CDU) wagte keine Prognosen. Er rief die Bewohner der Mühlberger Altstadt auf, im eigenen Interesse ihre Häuser freiwillig zu verlassen. Innenminister Dietmar Woidke (SPD), der ebenfalls vor Ort war, unterstützte diese Aufforderung. „Die Situation an der Elbe ist gefährlicher als an Spree, Schwarzer Elster und Lausitzer Neiße“, sagte Woidke.
Einen Zwang zur Evakuierung sehen die Verantwortlichen zwar vorerst nicht. Da die Pegelstände der Elbe derzeit nicht genau vorhergesagt werden könnten, sei die Lage jedoch unberechenbar, so Woidke. „Wenn es hier nicht hält, sind zwei Drittel der Stadt unter Wasser“, so Platzeck. Laut Bürgermeisterin Hannelore Brendel (parteilos) sind rund 2100 Bewohner aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Insgesamt leben in Mühlberg rund 4000 Menschen.
Landesweit sind mehr als 2200 Helfer im Einsatz. Mehr als eine Million Sandsäcke seien an die Landkreise gegangen, 500 000 davon in die Prignitz. Koordiniert werden die Hilfsmaßnahmen von der Katastrophenschutzleitung des Landes.