Heißer Sommer Heißer Sommer: Wärmeaustausch über Kopf ist ein Mythos

Halle (Saale)/MZ - So macht das der Körper, wissen Menschen, sobald sie Mutter oder Vater werden: Die meiste Wärme verliert das Kind immer über den Kopf, denn bis zu 45 Prozent des notwendigen Wärmeaustauschs besorgten seit einer Studie des US-Militärs aus den 50er Jahren Kopf, Hals und Nacken. Gut im Sommer, denn selbst wenn die Sonne ballert, konnte Junior den fälligen Sonnenhut abwehren: Wo sollte denn sonst die ganze überzählige Hitze hin?
Aber, ach, die guten Zeiten sind vorbei, denn nach knapp 60 Jahren hat sich nun herausgestellt, dass die legendäre Militärstudie zum Wärmeaustausch, bei der der Kopf so prima abschnitt, seinerzeit ein ganz klein bisschen missinterpretiert worden ist. Nicht 45, sondern gerade mal zehn Prozent der je nach Umgebungsverhältnissen notwendigen Hitzeabfuhr besorgt der menschliche Kopf, fanden Rachel Vreeman and Aaron Carroll von der Indiana University in Indianapolis heraus. Für den Rest ist der Körper zuständig - und auch immer zuständig gewesen.
Der Mythos vom Kopf als grandiosem Hitzeventil entstand wohl aus einer Kombination von gefühltem Wissen und bewusstem Fühlen: Der Kopf ist sensibler, er spürt Temperaturveränderungen deutlicher als etwa der Rücken. Und bei den ursprünglichen Tests mit US-Soldaten in Arktis-Anzügen war er schlicht der einzige unbedeckte Körperteil - über ihn musste der Wärmeaustausch stattfinden.