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Häuser billig zu haben Häuser billig zu haben: Abwanderung drückt Immobilienpreise in Sachsen-Anhalt

Von Ralf Böhme 07.12.2015, 18:43
Laden zu vermieten: Leerstand in der Sangerhäuserstraße in Eisleben.
Laden zu vermieten: Leerstand in der Sangerhäuserstraße in Eisleben. Lukaschek/Symbol Lizenz

Halle (Saale) - Die Abwanderung in Sachsen-Anhalt wirkt sich teils dramatisch auf die Immobilienpreise aus.

Grundlage aller Analysen der amtlichen Wertermittlung über den Immobilienmarkt in Deutschland ist die Kaufpreissammlung. Laufende periodische Sammlungen von Grundstückskaufpreisen gibt es in Deutschland bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Kaufpreissammlung stellt somit ein Abbild des Geschehens auf dem Grundstücksmarkt dar. Den Gutachterausschüssen, die die entsprechenden Marktberichte verfassen und zum Deutschland-Bericht zusammenfügen, liegen jährlich knapp eine Million Kaufverträge zur Auswertung vor. Daraus lassen sich Aussagen ableiten hinsichtlich Zahl und Umfang von Kaufinvestitionen, zu Trends auf dem Wohnungsmarkt und ihrer ihrer Weiterentwicklung. Der nächste Grundstücksmarktbericht, der sich ausschließlich mit Sachsen-Anhalt befasst, erscheint im Frühjahr 2017.  

Grundstücke, Eigenheime und Wohnungen in ländlichen Gebieten, die einst heiß begehrt gewesen sind, entpuppen sich nicht selten als schwer verkäuflich. Sorgenkind Nummer eins im Landessüden ist dabei der Kreis Mansfeld-Südharz. Sachsen-Anhalts Bauministerium bestätigt, dass 40 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser, Baujahr zumeist vor 1949, bereits zu einem Preis von weniger 50.000 Euro angeboten werden müssen.

Überangebot an Wohnraum

In der Region Eisleben-Sangerhausen-Hettstedt liegt der Preisverfall vor allem am Einwohnerverlust der vergangenen Jahre und der damit verbundenen geringen Nachfrage. Die Zahl der Bürger ist hier seit 1990 um ein Drittel gesunken. Bis 2025 soll ein weiterer Rückgang um 25 Prozent folgen. Diese Entwicklung führt zu einem immer größeren Überangebot an Wohnraum. Die Folge: Inzwischen wechselt ein Quadratmeter Wohnfläche in Mansfeld-Südharz durchschnittlich schon für 500 Euro den Besitzer. Nach dem neuen Immobilienmarktbericht Deutschland 2015, der gestern vom Arbeitskreis der Gutachterausschüsse in Berlin vorgestellt wurde, sind die Preise im bundesweiten Vergleich nur noch im Kyffhäuserkreis (Thüringen) und im niedersächsischen Osterode derartig niedrig.

Große Städte sind Stützen des Immobilienmarktes

Stützen des Immobilienmarktes in Sachsen-Anhalt sind nach Auskunft des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) die großen Städte. Bei einer annähernd gleichen Anzahl von Käufen ist der Umsatz im vorigen Jahr vor allem hier noch einmal kräftig gestiegen - landesweit insgesamt um vier Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Der Quadratmeter Baugrundstück kostet in sehr guten Wohnlagen wie Halle-Kröllwitz bis zu 200 Euro, so IVD-Vorstandsmitglied Dirk Radde aus Halle. Die beiden Metropolen Sachsen-Anhalts profitierten von jungen Familien sowie von älteren Paaren, die zuvor auf dem Lande gelebt haben. Vor allem deshalb werden laut Radde jetzt - je nach Wohnwert - für Häuser mit Garage und ortsüblichem Grundstück ab 120.000 bis zu 260.000 Euro gezahlt. Ein weiterer Anstieg sei absehbar, auch in Magdeburg. Ähnlich wie in Leipzig gebe es dort Sanierungsobjekte mit Potenzial, die etwa unter Denkmalsschutz stehen und hochwertig ausgebaut werden können, regelrechte Raritäten.

Ein differenziertes Bild bieten laut Immobilien-Analyse des Landes die kleineren und mittleren Städte. Auffallend sind die teilweise beträchtlichen Preisunterschiede. So kostet ein Reihenhaus aus dem Bestand in der Lutherstadt Wittenberg durchschnittlich etwa 90.000 Euro. Im benachbarten Dessau-Roßlau ist ein vergleichbares Objekt dagegen schon für 80.000 Euro zu haben.

Touristenmagnete im Fokus

Hoch im Kurs stehen Touristenmagnete. Ein Reihenhaus in Naumburg kann mehr als 130.000 Euro kosten, in Wernigerode liegt der Preis meist noch höher. Grundsätzlich habe sich gezeigt, dass vor allem die Vermarktung von Eigenheimen in „peripheren Lagen“ selbst bei bestehender Nachfrage nicht immer einfach sei, meint Landesbauminister Thomas Webel (CDU). „Mängel in Struktur und Ausstattung führen hier oft zu entsprechenden Preisnachlässen.“ Neben Mansfeld-Südharz sind davon vor allem das Umland von Aschersleben, Querfurt und Weißenfels betroffen. Wenig Interesse finden auch viele Offerten in bestimmten Gegenden der Altmark, des Jerichower Landes und in der Börde. (mz)