Harz Harz: «Schiefer Turm von Wernigerode» wird weiter gesichert
Wernigerode/dapd. - Am Wasmusturm wird gebohrt, geschaufeltund gehämmert. Während drinnen die Besucher von Schloss Wernigerodeauf sauberen Parkett über blank poliertes Porzellan staunen, bringendraußen Bauarbeiter den sogenannten Schiefen Turm von Wernigerodeauf der Südseite des Schlosses wieder ins rechte Lot.
Bis Frühjahr 2012 soll das ehemalige Quartier des Schloss-TürmersLudwig Wasmus (um 1850) gesichert werden, sagt Christian Juranek,Museumsdirektor und Geschäftsführer der Schloss Wernigerode GmbH. ImObergeschoss neige sich der Turm mehr als 30 Zentimeter zurSchlossstraße. «Der hängt richtig schief zur Straße hin», betontJuranek.
Um ein Abrutschen zu verhindern, wurde vor einigen Jahren einStahlbetonanker als Interimslösung angebracht. Seit Sommervergangenen Jahres wird nun die Stützmauer des Turms saniert. Zwarsei das Gemäuer aus dem 12. Jahrhundert dann immer noch schief, abernicht mehr Absturz gefährdet, erklärt der Museumsleiter. Juranekbeziffert die Kosten auf etwa eine Million Euro.
Konstante Wärme mit neuer Heizung
Auch innerhalb der Schlossmauern ist in den vergangenen Monatenbei vollem Gästebetrieb, wie Juranek stolz verkündet, instandgesetzt und rekonstruiert worden. In dem historischenGebäudeensemble, was sich hoch über die Harzstadt erhebt, ist dieDampfheizung aus Kaiserzeiten durch eine moderne, computergesteuerteErdgasanlage ausgetauscht worden.
«Ein Riesenschritt» in der jüngsten Sanierungsgeschichte seidamit vollzogen worden, meint Juranek. Konstante Wärme, unteranderem «aus konservatorischen Gründen» sei dann für die fast 300Zimmer, zwölf Türme und 20 Treppenaufgänge möglich.
Seit Jahrzehnten habe die Rundburg mit dem Pilz zu kämpfen. Beider Montage des Heizsystems, seien immer wieder neue Stellen desSchwammbefalls entdeckt worden. Das Ausmaß sei größer als zunächstgedacht. Der Hausschwamm sei fast in jedem unsanierten Denkmal inSachsen-Anhalt zu finden, sagt Landeskonservatorin Ulrike Wendland.Dies sei nichts Ungewöhnliches. Doch mit moderner Technik könne derholzzerstörende Pilz in den Griff bekommen werden.
Sanierung bei vollem Besucherbetrieb
Indes wird im Schloss Wernigerode ein weiterer Schritt bei derErhaltung von historischem Kulturgut vollzogen. Die letztenHandgriffe zur Rekonstruktion eines Blumenrankenmusters an der Wandder Fensterfront im großen Festsaal aus dem 19. Jahrhundert, als dieursprünglich mittelalterliche Burg ihren vorerst letzten großenUmbau erlebte, sollen im Winter beginnen.
Die Besucher können und konnten auch schon in der Vergangenheitstets miterleben und beobachten, was sich verändert. «Noch nie hatdas Schloss seinen Besucherbetrieb wegen Bauarbeiten oderRestaurierung einzelner Räume eingestellt», betont derMuseumsleiter.
Fast 180.000 Besucher kommen jährlich auf das Schloss. Damit giltder Leitbau deutschen Historismus als bestbesuchtes Museum inSachsen-Anhalt. Insgesamt zähle die Residenz der AdelsfamilieStolberg-Wernigerode zu den Top Ten der attraktivsten Anlaufstellenfür Touristen des Landes, sagt Bärbel Pieper, Geschäftsführerin vomLandestourismusverband in Magdeburg.