Halberstadt Halberstadt: Haftbefehl gegen Obdachlosen nach Feuerinferno abgelehnt

Halberstadt/dpa. - DerHaftrichter lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, weil einetechnische Ursache für den Brand in den Wohncontainern derObdachlosenunterkunft nicht vollständig auszuschließen sei.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Obdachlosen fahrlässige Tötungund fahrlässige Brandstiftung vor. Der Mann hatte zugegeben, nacheinem gemeinsamen Zechgelage in seinem Zimmer der Wohnanlage miteiner brennenden Zigarette im Sessel eingeschlafen zu sein. In derFlammenhölle waren am Freitag neun Männer im Alter von 35 bis 54Jahren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Fünf Bewohner, darunter der55-jährige Verdächtige, wurden verletzt.
Die Obduktion der Leichen ist abgeschlossen. «Bislang konnte einePerson eindeutig identifiziert werden», sagte Timpe. «Wir rechnendamit, dass die eindeutige Identifizierung der weiteren acht Opferbis Mitte übernächster Woche abgeschlossen ist. Dafür muss jetzt vonder Polizei-Sonderkommission Vergleichs-DNA-Material beschafftwerden.»
Das am Freitagmorgen ausgebrochene Feuer hatte sich in Windeseilein der Containeranlage ausgebreitet. Die Ermittler gehen davon aus,dass die Zigarette Auslöser der Katastrophe gewesen sein könnte. Der55-jährige Obdachlose hatte sich retten können. Er wurde wie die vierweiteren verletzten Bewohner der städtischen Unterkunft insKrankenhaus gebracht.
In Halberstadt kamen am Samstag Einwohner der Stadt zum Ort desGrauens, um der Toten zu gedenken. Sie legten Blumengestecke undeinzelne rote und weiße Rosen an der verkohlten Containeranlagenieder. Am Nachmittag versammelten sich rund 70 Menschen zu einemökumenischen Gottesdienst in der St. Laurentiuskirche.
Mit Blick auf Diskussionen um die Sicherheit der Containeranlagesagte Halberstadts Oberbürgermeister Harald Hausmann: «BeiKohlenmonoxid helfen leider auch keine Rauchmelder. Es ist geruchslosund auch deshalb äußerst gefährlich.» In dem Objekt habe es keinAlkoholverbot gegeben, denn es sei keine geschlossene Anlage gewesen.Der Oberbürgermeister verwies darauf, dass bei einem Überlebenden derKatastrophe einen Alkoholspiegel von 3,6 Promille festgestellt wurde.Im Unterschied zu vielen Obdachlosenheimen, wohin Menschen in derRegel nur zum Schlafen kommen und tagsüber auf der Straße sind, lebteein Großteil der Opfer regelmäßig in der Halberstädter Unterkunft.
Nach Angaben des Ordnungsamtes bestand die Containeranlage amRande der Stadt seit 1996. Platz gab es für 24 Obdachlose. Es habedort nie Probleme mit der Sauberkeit gegeben. Nach Angaben der Stadtgab es dort die letzte Brandschutzkontrolle im Januar 2001, dieletzte Sicherheitskontrolle war am 28. Januar 2005. Mängel wie derAbstand von Heizgeräten zur Wand seien den Auflagen entsprechendbehoben worden. Die Anlage war laut Stadt 1996 für die Dauer von zehnJahren genehmigt worden.
