Halberstadt Halberstadt: Ermittler kommen groß angelegtem Müllbetrug auf die Spur
Halberstadt/dpa. - Die StaatsanwaltschaftMagdeburg ermittelt gegen sechs Beschuldigte, die in einemunterirdischen Stollensystem etwa 5000 Tonnen Abfälle illegalabgelagert haben sollen. Bei dem Müll handelt es sich nach Angabenvon Oberstaatsanwalt Helmut Windweh vom Montag um Bauschutt und Kunststoffe, die aus Baden-Württemberg stammen. Laut Gesetz hätte derAbfall in einer Müllverbrennungsanlage entsorgt werden müssen. ImZuge der Ermittlungen wurden am Montag drei Wohnungen und dasAbfalllager durchsucht.
Die Verdächtigen im Alter zwischen 30 und 62 Jahren sollen dieordnungsgemäße Entsorgung vorgetäuscht und den Müll dann nachHalberstadt gebracht haben, sagte Windweh. Gegen sie wird unteranderem wegen illegaler Müllentsorgung und wegen Betreibens einesunerlaubten Mülllagers ermittelt.
«Die Höhe der Gewinne aus den Geschäften sind noch nichtabzuschätzen», sagte der Ermittler. «Die Kosten für eineordnungsgemäße Verbrennung belaufen sich in der Herkunftsregion aufetwa 200 Euro je Tonne.» Den Beschuldigten drohen Geldstrafen oderbis zu drei Jahren Haft.
Ins Rollen kam der Fall nach den Worten von Windweh durchAnwohner, die die Behörden auf die verdächtigen Vorgänge an Eingängenzu dem Stollensystem aufmerksam machten. Die unterirdischen Hohlräumewaren Mitte der vierziger Jahre von KZ-Häftlingen geschaffen worden,weil die Nazis dort Waffen produzieren wollten. Anschließend wurdedas weit verzweigte Stollensystem von der Roten Armee und derNationalen Volksarmee der DDR militärisch genutzt.