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Gewaltverbrechen Gewaltverbrechen: Krankenschwester als Geisel genommen

20.02.2001, 20:03

Naumburg/MZ. - In der Krankenabteilung bedrohte der 34-Jährige, der in Naumburg wegen Mordes an seiner Freundin einsitzt, sein Opfer mit einem Besteckmesser und fesselte es. Er hatte sich, nachdem er die Krankenschwester in seine Gewalt gebracht hatte, per Telefon bei der Anstaltsleitung gemeldet. Der Grund dafür ist unklar. Forderungen stellte der Mann laut Justizministerium jedenfalls nicht.

Zwei Stunden später trafen rund 35 Beamte von Sondereinsatzkommandos der Polizei aus Sachsen-Anhalt und Thüringen in Naumburg ein, rollten um 12.38 Uhr mehrere schwere Limousinen auf den Gefängnishof. Die Beamten bezogen Position, warteten auf die Gelegenheit zum "Zugriff". Das Signal dafür kam um 13.20 Uhr von der Geisel: Die 28-Jährige rief von dem Behandlungsraum aus, in dem sie festgehalten wurde, bei der Gefängnisleitung an. Zwei Minuten später befreite das Sondereinsatzkommando die Frau. Sie blieb ebenso wie der Geiselnehmer unverletzt, steht aber unter Schock.

Geiselnehmer P., den die Beamten regungslos am Boden liegend fanden, soll Beruhigungsmitteln geschluckt haben und wird jetzt im Haftkrankenhaus behandelt. Weder er noch sein 28-jähriges Opfer waren laut Staatsanwaltschaft gestern vernehmungsfähig. So gibt es bislang keine Aussagen darüber, was sich zwischen 10.40 Uhr und 13.22 Uhr in dem Behandlungszimmer abspielte.

Der 34-jährige Thorsten P. stammt aus Oschersleben (Bördekreis). Der Chemiearbeiter lebte seit Anfang der 90-er Jahre im Ruhrgebiet. Vom Landgericht Duisburg ist er im Mai 1993 wegen Mordes verurteilt worden. Am 28. Dezember 1992 tötete er seine Freundin: Er hatte die 27-Jährige zunächst gefesselt. Sie sollte angeblich dabei zuschauen, wie er sich mit Tabletten das Leben nahm. Dann aber erdrosselte er die junge Frau mit einer rosafarbenen Wäscheleine. So zumindest wurde der Fall vor dem Landgericht in Duisburg geschildert. Dort lautete das Urteil damals auf 13 Jahre Haft, die Thorsten P. kurz darauf in Naumburg antrat.

Es gebe indes Ermittlungsverfahren wegen Zwischenfällen während seiner Haftzeit gegen P, sagte Neufang. Was ihm vorgeworfen wird, wollte er gestern nicht sagen.