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Gesetz zur Kinderbetreuung Gesetz zur Kinderbetreuung: Sozialassistenten können auf neue Jobs hoffen

Von Sylke Hermann 05.02.2003, 20:51
Erzieherin Rosemarie Pfeifer mit Kindern auf dem Spielplatz der Kinderkrippe «Wiesenschlümpfe» in Magdeburg (Foto: dpa)
Erzieherin Rosemarie Pfeifer mit Kindern auf dem Spielplatz der Kinderkrippe «Wiesenschlümpfe» in Magdeburg (Foto: dpa) ZB

Naumburg/MZ. - Uwe Baumgart ist vorsichtig geworden - und zurückhaltend in seiner Freude. Trotz der guten Nachricht für seine Berufsgruppe. Wenn der Landtag am Freitag das novellierte Gesetz zur Betreuung und Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen (Kibeg) wie erwartet verabschiedet, tut sich für den Sozialassistenten ein völlig neues Betätigungsfeld auf: die Kinderkrippen. "Sollte es tatsächlich so kommen, dann wäre das sicher ein großer Fortschritt", sagt er.

Baumgart gehört zu einer Gruppe von 20 Umschülern, die an der Medizinischen Berufsakademie in Naumburg als erste im Arbeitsamtsbezirk Merseburg zu Sozialassistenten mit Schwerpunkt Sozialpädagogik ausgebildet wurden. Der zweifache Familienvater hat nicht vergessen, wie euphorisch die Behörde damals für das neue Berufsbild geworben hatte. Von 80-prozentiger Vermittlungschance auf dem ersten Arbeitsmarkt sei im Arbeitsamt stets die Rede gewesen. Ernüchterung stellte sich ein, als die Umschüler Praktika absolvierten. Baumgart: "Unser Beruf war scheinbar so neu, dass potenzielle Arbeitgeber damit gar nichts anfangen konnten." Sozialassistenten waren zudem nicht Bestandteil staatlicher Förderrichtlinien. "Und Kindereinrichtungen waren sowieso tabu für uns. Vom Gesetz her."

Jetzt liegt den Landtagsabgeordneten ein entsprechender Gesetzentwurf vor, "natürlich nicht, um uns damit einen Gefallen zu tun", bleibt der Naumburger realistisch und lacht. In den Kibeg-Paragraphen 20 sind Sozialassistenten als "geeignete Hilfskräfte" aufgenommen worden. Nach wie vor gelten staatlich anerkannte Erzieher und Diplom-Sozialpädagogen als Fachpersonal. Im Verhältnis von zwei pädagogischen Fachkräften zu einer Hilfskraft dürften Sozialassistenten künftig in Kinderkrippen eingesetzt werden. Für Kindergärten gilt diese Regelung nicht.

Des Einen Freud, des Anderen Leid. Die neue Regelung könnte Erzieherinnen in Krippen künftig den Job kosten. Christiane Baumann, Sprecherin im Sozialministerium, sieht das nicht so. "Wir erschließen Sozialassistenten ein neues Betätigungsfeld. Das heißt aber nicht, dass wir Erzieher ersetzen wollen."

Die Gefahr freilich, dass die billigeren Assistenten künftig von den freien und kommunalen Trägern begehrter denn je sein könnten, hat das Kultusministerium durchaus im Blick. In einem Brief vom Oktober vergangenen Jahres reagierte es auf eine schriftliche Anfrage der Naumburger Umschüler wie folgt: "Eine Gesetzesänderung ist vom Ministerium für Gesundheit und Soziales abgelehnt worden, da die Öffnung der Fachkraftquote eine Verschärfung der Beschäftigungssituation der Erzieherinnen und Erzieher zur Konsequenz hätte." Christiane Baumann vom Sozialministerium vertraut hingegen auf die "verantwortungsvolle Arbeit der Träger". Diese müssten entscheiden, wen sie in den Krippen beschäftigen wollen. Die Politik schaffe lediglich die gesetzlichen Voraussetzungen.

Wohl wahr. Wie aus einem Schreiben des Naumburger Arbeitsamtes hervorgeht, werde im Sozial- und Kultusministerium an einer Änderung von Richtlinien gearbeitet, die finanzielle Zuwendungen des Landes bei Personaleinstellungen für soziale Träger regelt. Bisher gab es nur für Leute mit diplomiertem Abschluss Geld. Das soll sich nun ändern. "Davon könnten dann auch die Sozialassistenten profitieren", schreibt Amtsleiterin Helga Bernutz. Und nicht nur die. Auch die sozialen Träger dürften davon Nutzen haben.

Ministeriumssprecherin Baumann sagt, sie kennt diese Richtlinie nicht. "Vielleicht kommt sie ja aus einem anderen Ministerium."