Generalbundesanwalt Generalbundesanwalt: Karlsruhe ermittelt zu Anschlägen

Naumburg/MZ/sre. - Nach den Brandanschlägen auf das Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft in Naumburg hat jetzt Generalbundesanwalt Kay Nehm in Karlsruhe die Ermittlungen übernommen. Das Wiesbadener Bundeskriminalamt wurde mit weiteren Untersuchungen beauftragt. Das bestätigte der Naumburger Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang der MZ. Damit ist klar, dass die Ermittler nach Prüfung zweier Bekennerschreiben einer "militanten gruppe" (mg) von einem terroristischen Hintergrund ausgehen.
Sind die zwei Bekennerschreiben authentisch, so wäre das dem Magdeburger Verfassungsschutz zufolge die erste Aktion der Gruppe außerhalb Berlins und Brandenburgs. In Naumburg war ein Fahrzeug der Justiz komplett ausgebrannt.
Der Verfassungsschutz Berlin hat eine Gruppierung unter dem Namen "mg" bereits seit Sommer 2001 im Visier. Damals waren Otto Graf Lambsdorff als Chef der Entschädigungsstiftung für Zwangsarbeiter eine scharfe Patrone und ein Brief mit den Worten "Auch Kugeln markieren einen Schlussstrich" zugegangen. Später wurde eine Berliner Niederlassung von DaimerChrysler mit Brandsätzen attackiert. "Die Militante Gruppe", so Verfassungsschutz-Sprecher Claus Guggenberger, "führt eine permanente Diskussion um die Kernfrage, ab wann Gewalt nicht mehr legitim ist. Ziel ist die Vernetzung militanter Gruppierungen."
Und tatsächlich haben sich an Strategiedebatten, ausgetragen über das Szeneblatt "Interim", neben der "mg" unter anderem die "revolutionäre aktion carlo guiliani" und das "kommando freilassung aller politischen gefangenen" beteiligt - beide waren in Sachsen-Anhalt gewaltsam aktiv geworden. Während der "revolutionären aktion" ein Anschlag auf eine Daimler-Filiale zur Last gelegt wird, soll das "kommando" zwei Anschläge auf das Landeskriminalamt und den Bundesgrenzschutz verübt haben. Drei mutmaßliche Täter sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.