Fraunhofer IWM in Halle Fraunhofer IWM in Halle: Forscher tüfteln an Autoteilen auf Holzbasis
Halle (Saale) - Biosprit und andere alternative Treibstoffe statt Benzin und Diesel, Karossen aus Kunststoff statt aus Blech: In der Autoindustrie wird sich vieles ändern. Wenn eines Tages beim Bau von Tür-Innenverkleidungen auch Naturmaterialien die heute vorherrschenden Kunststoffe auf Erdölbasis abgelöst haben, könnten Wissenschaftler aus Halle ihre Hände im Spiel gehabt haben. Am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) wird zurzeit an Kunststoffen aus Holz getüftelt.
Buchenholz und lange Fasern
Mit ihren Partnern, zu denen auch der Volkswagen-Konzern gehört, greifen die Forscher auf Buchenholz zurück. „Wir lösen das Holz mit Hilfe eines chemischen Verfahrens auf. Das Lösungsmaterial wird dann zu neuen Fasern versponnen“, erläutert Projektleiterin Ivonne Jahn. Vergossen mit einer ebenfalls auf Buchenholzbasis hergestellten Kunststoff-Grundmasse, würden Folien hergestellt und zu Bauteilen wie Türverkleidungen oder Hutablagen verarbeitet.
Das Neue ist laut Jahn neben der Verwendung von Buchenholz auch das Faser-Konzept: Endlos lange Fasern werden fein nebeneinandergelegt und mit der Grundmasse vergossen. „Das sichert eine enorme Festigkeit“, so Jahn. Bislang kämen kurze Faserstückchen (Glas- oder Naturfasern) zum Einsatz, die dem Material beigemengt werden.
Mit ihrem Konzept betreten Jahn und ihre 13 Mitstreiter am Institut dagegen technologisches Neuland, sie haben extra eine Apparatur dafür entwickelt. „Wir bauen im Augenblick eine Anlage zur Herstellung dieser Folien auf“, so die Ingenieurin für Kunststofftechnik. Der Standort: das Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum in Schkopau. „Mitte Januar soll die Anlage laufen.“
Folgeprojekte möglich
Erst im Oktober war das Projekt „Bio-UD-Tape“ gestartet worden. Eine Million Euro hat das Bundes-Forschungsministerium zur Verfügung gestellt, hinzu kommen Mittel des VW-Konzerns. Die Naturfasern und die Biokunststoff-Grundmasse werden von der Chemieindustrie geliefert. Ein Spezialunternehmen fertigt die Werkzeuge zum Gießen der Folien („Tapes“) an.
Das Projekt ist bis Juli 2017 befristet. „Wenn die Eigenschaften unseres Materials so sind wie erhofft, planen wir Folgeprojekte“, sagt Jahn. Denkbar seien Komponenten der Radaufhängung oder am Fahrgestell. (mz)