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Forst am Butterberg Forst am Butterberg: Im Wald der Weihnachtsbäume

Von Steffen Höhne 10.12.2004, 20:48

Teutschenthal/MZ. - Schon auf den ersten Blick erkennt Carl-Stefan Wentzel, welche noch unscheinbare Tanne mal das Zeug zu einem prächtigen Weihnachtsbaum hat. Noch reichen ihm viele der Bäume bis zu den Knien. "In ein paar Jahren werden sie sehr schmuck im Wohnzimmer aussehen", sagt Wentzel. Er muss es wissen. Seit 1992 habe seine Familie im Bereich des Butterberges zwischen Röblingen am See, Erdeborn und Alberstedt (Kreis Mansfelder Land) einen 109 Hektar großen Forst angelegt - der erst noch ein Wald werden will. Nach seinen Worten ist es das größte privat aufgeforstete Gebiet in Sachsen-Anhalt seit der Wende. Voller Begeisterung erzählt der verantwortliche Förster Manfred Dammköhler davon: "Wir haben hier 616 000 Laubbäume und 65 000 Nadelbäume gepflanzt." Ein Teil davon, rund 14 000 Tannen und Fichten, sind als "Weihnachtsbaum-Wald" angelegt worden. "In diesem Jahr werden die ersten Bäume geschlagen", so Wentzel. Mindestens acht Jahre brauchen die Christbäume, bis sie gefällt werden können. Zur Premiere dürfen die Kunden am Samstag selbst mit der Axt Hand anlegen (siehe "Bäume ab fünf Euro").

Mit seinem Bestand zählt Wentzel zu den kleinen Weihnachtsbaum-Farmern in Deutschland. Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wandern alle Jahre wieder 25 Millionen Tannen und Fichten in die deutschen Wohnzimmer - zwei Drittel stammen aus Kulturen wie am Butterberg.

Dass die leuchtenden grünen Tannen zur Wohnzimmerzierde am Butterberg überhaupt gepflanzt wurden, verdanken sie der deutschen Bürokratie. "Wir hatten lange Jahre Hochspannungsleitungen über dem Gebiet", erklärt der Förster. Daher sollten dort keine Laubbäume gepflanzt werden, die möglicherweise in Jahrzehnten zu hoch gewachsen wären. Die Leitungen sind längst weg, die Weihnachtsbäume geblieben. Sie bedürfen mehr Pflege als normaler Wald. Dammköhler: "Unkraut muss gejätet, doppelte Spitzen herausgeschnitten und die Rinde unterhalb der Spitzen aufgeritzt werden, damit die Bäume nicht hochschießen und oben licht werden."

Von größeren Waldschäden ist der Forst unberührt, größtes Probleme sind die tierischen Räuber. Überall auf der Plantage stehen Pfähle, die den Bussarden die Jagd nach Mäusen erleichtern sollen. "Früher war dies Ackerland, da sind Nager nur schwer zu vertreiben", sagt Wentzel. Ein Wildzaun rund um das gesamte Gelände soll Rehe abhalten, die gern die jungen Triebe abreißen und ganze Bestände vernichten können. Für Wildschweine gibt es extra kleine Pforten im Zaun. "Die fressen mit Vorliebe die Mäuse."

Reich kann und braucht Wentzel mit den Weihnachtsbäumen nicht werden. "Es ist ein Zubrot", sagt er. Die Familie besaß vor dem Zweiten Weltkrieg mehrere tausend Hektar Land in Sachsen-Anhalt. Wentzels Großvater Carl war am Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 beteiligt. Er wurde von den Nationalsozialisten hingerichtet, die Familie 1945 von den Kommunisten vertrieben. 1991 kehrte sie nach Teutschenthal zurück. Carl-Stefan Wentzel und sein jüngerer Bruder Carl-Friedrich bauten danach den Landwirtschaftsbetrieb wieder auf.

Der neue Forst, sagt Pferdeliebhaber Wentzel, "liegt mir sehr am Herzen". Ein großer Jäger ist er trotz nachgesagter Treffsicherheit nicht. Er liebt die Ruhe und will der Natur ein Stück Land zurückgeben. "Ein Wald muss dennoch gepflegt werden", sagt er. "Sonst kippt er um und geht kaputt." Natürlich erstrahlt Heiligabend bei den Wentzels auch ein Weihnachtsbaum vom Butterberg. "Ich nehme eine Nordmanntanne." Geschlagen werde sie einen Tag vor Heiligabend.