Forschung Forscher: Lebewesen in tiefen Schichten sind sehr produktiv

Jena - Kleinstlebewesen in tieferen Erdschichten können laut Jenaer Wissenschaftlern trotz absoluter Dunkelheit ähnlich viel Biomasse produzieren wie solche in manchen Bereichen der Meere. Dafür untersuchten sie einen Grundwasserleiter - also einen Gesteinskörper mit Hohlräumen für Grundwasser - in 5 bis 90 Metern Tiefe mit einer hochempfindlichen Messmethode mit radioaktivem Kohlenstoff, wie die Universität Jena am Donnerstag mitteilte.
Dabei hätten die Wissenschaftler belegen können, dass diese Lebensgemeinschaften in absoluter Dunkelheit nicht auf Sonnenenergie angewiesen sind, hieß es weiter. Stattdessen könnten sie ihre Energie selbstständig aus der Oxidation von Gestein oder aus Stoffen gewinnen, die nach unten transportiert werden.
Eigentlich gelten die Meere und oberirdischen Lebensräume als die Ökosysteme mit der mit Abstand höchsten Primärproduktion auf der Erde. Pflanzen und andere Organismen binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre und produzieren mithilfe von Sonnenenergie biologisches Material durch Photosynthese. Die Theorie sei, dass dort, wo keine Sonne hinkomme, auch kaum Primärproduktion stattfinde, hieß es.
Trotzdem schätzen die Forscher auf Basis der Messungen die Nettoproduktivität der Lebewesen in etwa zwei Dritteln der globalen Grundwasserreservoirs auf 0,25 Prozent der weltweit produzierten Biomasse. „Da in diesen nährstoffarmen und ständig dunklen Lebensräumen nur sehr wenig Energie zur Verfügung steht, ist selbst ein geringer Anteil an der weltweiten Primärproduktion eine Überraschung“, sagte Mitautorin Kirsten Küsel.
Dem Erstautor Will Overholt zufolge lassen sich die gemessenen Werte mit denen in nährstoffarmen Meeresoberflächengewässern vergleichen. Sie seien auch sechsmal höher als in tieferen Meereszonen, wo gerade genug Licht für die Photosynthese hinkomme. Die Arbeit der Forscherinnen und Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) wurde im Fachjournal „Nature Geoscience“ veröffentlicht.