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Erlebnisbäder Erlebnisbäder: Kreativität soll vor Verlusten bewahren

Von Johannes Dörries 15.10.2001, 16:35

Halle/MZ. - In Wolfen sieht sich die Stadt in der Pflicht.Die Kommune trägt das Defizit, in diesem Jahrrechnen die Betreiber mit 500000 Mark. Inden kommenden Jahren, hofft Born, lässt sichdiese Summe halbieren. Aufgebracht werdensoll das Geld für den teuren Badespaß ausdem Überschuss der Stadtwerke, eine steuergünstigeQuerfinanzierung im kommunalen Verbund.

Was in Wolfen mit Optimismus betrachtet wird,zeigt sich anderenorts in düsteren Farben.Zum Beispiel in Bad Schmiedeberg (Kreis Wittenberg).Das Basso war das erste Spaßbad in den neuenBundesländern, als es 1993 öffnete. Nach Erfolgenund Andrang direkt nach der Eröffnung entwickeltees sich zum Sorgenkind. Die angepeilten Besucherzahlenwurden bald nicht mehr erreicht, die nötigenEinnahmen blieben aus. Tummelten sich in Spitzenzeitenbis zu 1000 Besucher in dem Bad, hat sichdie Zahl später erheblich verringert. Nichtzuletzt, weil im nur 15 Kilometer entferntensächsischen Bad Düben ein weiteres Erlebnisbadlockte. Der Einbruch bei den Besucherzahlenbescherte der Kommune Bad Schmiedeberg alsEigentümerin eine Kostenexplosion. Verkaufsversucheder finanziell gebeutelten Stadt scheitertenzunächst mehrfach, trotz des Schnäppchenpreisesvon nur einer Mark . Auch weil für einen lukrativenweiteren Betrieb hätte investiert werden müssen,sprangen Interessenten ab.

Inzwischen wird das Bad schrittweise in neueHände übergeben. War bislang die städtischeFreizeit GmbH allein für den Betrieb verantwortlich,ist eine neu gegründete Gesellschaft mit eingestiegen.Sie führt nun Regie.

Dass sie das Bad auch als Eigentümerin übernehmenkann, ist vorerst unwahrscheinlich: Weil dieZweckbindung von Zuschüssen für den Bau bis2004 gilt, ist derzeit offen, ob die Stadtsich vorher komplett von ihren Anteilen trennendarf. Unsicherheit, die wiederum Problemeproduziert: Die Betreiber werden vorerst keinegrößeren Summen in das renovierungsbedürftigeBad stecken. Die neuen Herren des Basso wollenzunächst mit Aktionen und Sonderveranstaltungenfür frischen Wind und steigende Besucherzahlensorgen.

Steinig ist auch der Weg des Maya Mare, dasErlebnisbad in Halle. Am 1. April 1999 eröffnet,schreibt auch dieses Spaßbad Verluste. Konsequenz:Der Berliner Unternehmer Harald Frisch, zunächstmit 37,5 Prozent an der Betreibergesellschaftdes Bades beteiligt, will sich fast völligzurückziehen. Die Stadtwerke Halle, die schonbislang den Rest der Anteile hielten, müssennoch stärker einsteigen.

Ein Lichtblick unter den Spaßbädern ist dasjüngste Erlebnisbad im Süden Sachsen-Anhalts, das Bulabana inNaumburg. Oberbürgermeister Hilmar Preißerist zufrieden mit dem Betrieb. Seit der EröffnungMitte Juni kamen 43000 Besucher, "damit liegenwir gut über dem kalkulierten Schnitt". Dabeisetzt Preißer auf "kaufmännische Kreativität.Einfach nur Baden und Saunieren ist nichtzeitgemäß." Um Gäste zu locken, müsse "manimmer etwas Neues auf Lager haben". Ein Erfolgsrezept,nach dem es Mondscheinschwimmen und Nackt-Bade-Abendegibt, "Karibische Nächte" und eine Halloween-Party,Schwimmen für Frühaufsteher und Senioren-Verwöhnnachmittage.

Was in Naumburg als Erfolgsrezept gehandeltwird, hat sich allerdings auch bei der Konkurrenzin anderen Orten herumgesprochen. So gründetWolfens Oberbürgermeister Lutz Born seinenOptimismus ebenfalls auf Aktionen wie Saunierenzur mitternächtlicher Stunde und ein Rabattsystem,das die Kunden auch künftig binden soll.