Erfolgsgeschichte Erfolgsgeschichte: Klietznick im Finale der weltbesten Dörfer

Klietznick/dpa. - Vom beschaulichen Jerichower Land in diekanadische Provinz Ontario - das klingt nach einer Urlaubsreise. Fürdas kleine Dorf Klietznick ist der Sprung über den Atlantik dagegenein weiteres Kapitel seiner Erfolgsgeschichte. Seit Anfang der 90erJahre haben die 150 Einwohner jede Menge Zeit und Ideen investiert,um aus ihrem Dorf ein besonderes Idyll zu machen: Liebevoll wiederhergerichtete Backsteinbauten, bunt verputzte Häuser undweinbewachsene Mauern, wohin man schaut. Dazu jede Menge neugepflanzter Bäume und einige kleine Attraktionen.
Am Wochenende soll sich nun zeigen, wie das Dörfchen im NordenSachsen-Anhalts im weltweiten Wettbewerb da steht, wenn es um dieLebensqualität geht: Als eine von drei Kommunen in Deutschland (nebendem Rhein-Hunsrück-Kreis und der Stadt Münster) steht Klietznick beim internationalen LivCom-Wettbewerb in Niagara (Kanada) im Finale derbesten 50. «In der Gruppe bis 20 000 Einwohner sind wir einer von 13ausgewählten Teilnehmern und der einzige aus Deutschland», sagtHarald Bothe, der den Verschönerungsverein Klietznick e.V. seitseiner Gründung 1991 leitet.
Nun führt der 45-jährige selbstständige Elektroinstallateur auchdie kleine Delegation in Kanada an. Die Klietznicker treffen dortunter anderem auf Konkurrenten aus Tunesien, England, Kanada und derTschechischen Republik. «Wir werden uns mit einem etwa halbstündigenVortrag präsentieren, zu dem auch ein zehn Minuten langer Videofilmgehört», sagt Bothe. In der Präsentation geht es um Punkte wieVerbesserung der Landschaft und Engagement der Einwohner.
Und genau hier hat Klietznick einen vielleicht entscheidendenPluspunkt, denn, so sagt Harald Bothe: «Alle ziehen kräftig mit».Praktisch jeder Einwohner ist Mitglied im Verschönerungsverein, derdas Dorf zu einem besonderen Anziehungspunkt herausputzt. Dank vielerehrenamtlicher Arbeitsstunden wurde aus Fördermitteln mehr gemachtals in manch anderem Ort. «Wir haben alle neu gepflanzten Bäume immerselbst gepflegt. Auch den Innenausbau des Dorfgemeinschaftshauses hatder Verein komplett übernommen», sagt Harald Bothe.
Daneben wurde eine kleine Naturbühne gebaut, auf der ein selbstgeschriebenes Musical die Geschichte des Dorfes erzählt. In einemrestaurierten Stall entsteht ein Museum, auch ein historischesBackhaus wurde wieder aufgebaut. Eine weiße Neubausiedlung wollen siehier nicht. Stattdessen werden alte Gemäuer saniert und Baulücken mitHäusern gefüllt, die ins Bild passen. «Klietznick kann sich schonsehen lassen», meint so auch nicht nur Petra Schönfeld, die erstkürzlich nach Klietznick zurückgekommen ist. Die 13-jährige Marinafindet es «cool zu wissen, dass man in einem schönen Dorf wohnt».
Und das haben die Klietznicker schließlich schriftlich. In denvergangenen Jahren wurde der Fleiß der Dorfbewohner mit so mancherTrophäe belohnt: 1996 gewann Klietznick den landesweiten Wettbewerb«Unser Dorf soll schöner werden», 1998 gab es eine Auszeichnung beimEuropäischen Dorferneuerungspreis und 2000 kam der Umweltpreis desLandes Sachsen-Anhalt dazu. «Irgendwann sind wir dann vom Landkreisgefragt worden, ob wir mal an einem weltweiten Wettbewerb teilnehmenwollen. Und Ende Juli kam die Nachricht: Wir haben es in denEndausscheid geschafft», sagt Harald Bothe.
Wie der ausgeht, sei nebensächlich. «Wir hätten nie gedacht, dasswir überhaupt eine Chance auf das Finale haben», sagt Bothe. Trotzdemdrücken zu Hause in Klietznick natürlich alle die Daumen für den ganzgroßen Wurf. «Gewinnen wäre aber wirklich sehr hoch gegriffen bei dergroßen Konkurrenz. Für uns ist schon die Teilnahme eineAuszeichnung», sagt Bothe.