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Einheitskost statt Vielfalt Einheitskost statt Vielfalt: Minister reagiert auf Kritik und will Standards für gesundes Schulessen

Von Merle Sievers 25.11.2014, 13:31
Erstklässler holen sich in einer Schulmensa ihr Mittagessen ab.
Erstklässler holen sich in einer Schulmensa ihr Mittagessen ab. dpa/Archiv Lizenz

Berlin - Blumenkohl mit weißer Soße, dazu Kartoffeln und Bratwurst - dieses Gericht könnte so oder so ähnlich auf dem Menüplan einer Schulmensa in Hamburg, München oder Halle stehen. Und zwar nicht nur im November, sondern auch im Sommer oder Frühling. Die Speisepläne an deutschen Schulen unterscheiden sich in regionaler oder saisonaler Hinsicht fast gar nicht. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage zur Qualität von Schulessen, die von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg durchgeführt wurde. Am Dienstag wurde die Studie beim ersten Bundeskongress zur Schulverpflegung in Berlin vorgestellt.

Nur 30 Prozent essen Mittag

An dem beschriebenen Essen ist nichts verwerflich. Blumenkohl ist gesund, Kartoffeln ebenfalls und auch gegen eine Bratwurst ist von Zeit zu Zeit nichts einzuwenden. Kritisch ist, dass derlei Essen zu häufig und mit wenig Variationen in fast allen deutschen Schulkantinen zu finden sind. Ein Grund dafür, weshalb nach wie vor wenig Kinder und Jugendliche überhaupt in der Schule essen.

In Grundschulen ist die Teilnahme am Mittagessen oft verbindlich, deutschlandweit nehmen hier im Schnitt 50 Prozent teil. In Sachsen-Anhalt sind es sogar 67 Prozent. An weiterführenden Schulen essen im Land und bundesweit aber nur rund 30 Prozent in der Schule zu Mittag, obwohl fast alle Kinder angeben, dass ein warmes Mittagessen für sie eine zentrale Rolle am Tag spielt und sie gleichzeitig immer mehr Zeit in der Schule verbringen. Warum also entscheiden sich einige für und andere gegen ein Essen in der Schule?

„Die Angaben der Eltern und Kinder dazu sind vielschichtig“, sagt Ulrike Arens-Azvedo, Leiterin der Studie. „Geschmack und Aussehen des Essens sind am wichtigsten, doch auch die Organisation des Mittagessens hat erheblichen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen ein Schulessen.“ Demnach geben viele Schüler an, dass ihnen die Wartezeiten an der Essensausgabe zu lang sind oder dass ihnen die Räumlichkeiten der Mensa nicht zusagen, etwa, weil es dort zu laut ist.

Ein Punkt, den auch viele Eltern bemängeln, ist, dass die Anbieter von Schulessen oft unflexibel in der Planung sind. Während es in Kantinen für Berufstätige normal ist, dass man hingeht, sich das Angebot anschaut und dann spontan entscheidet, was man essen möchte, verlangen die Schulmensen oft Monate im Voraus eine genaue Bestellung für die Gerichte. In Sachsen-Anhalt muss das in 95,9 Prozent der Einrichtungen gemacht werden - also in nahezu allen.

Qualitätsstandards gefordert

Als problematisch bezeichnet die Studie die kurzen Essenszeiten. Empfohlen werden von der Deutschen Gesellschaft (DGE) für Ernährung mehr als 45 Minuten. In Sachsen-Anhalt ist das nur bei sieben Prozent der Schulen der Fall. Über zwei Drittel haben sogar nur 20 bis 30 Minuten Zeit zum Essen.

Insgesamt sieht Arens-Azvedo die Verpflegung in den Schulen aber auf einem guten Weg: „Lange Zeit hat sich niemand wirklich zuständig gefühlt für die Qualität des Mittagessens. Das ändert sich langsam.“ Dennoch gibt es noch keine verbindlichen Qualitätsstandards.

Da setzt auch Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) an: „Wir haben anerkannte und beachtete Sicherheitsstandards für sämtliche Turngeräte in der Sporthalle, aber keine festgelegten Qualitätsvorgaben für das Essen in der Schule. Das müssen wir ändern.“ Daher sollen die DGE-Standards für ein gesundes Schulessen in den Ausschreibungen verankert werden. Jeder Caterer muss also jeden Tag Gemüse und Mineralwasser und mindestens zweimal in der Woche Obst, Milchprodukte und Seefisch anbieten. Fleisch darf höchstens zwei Mal pro Woche auf dem Speiseplan stehen.

Schülerinnen eines Gymnasiums essen während einer Pause ihre Mittagsmahlzeit.
Schülerinnen eines Gymnasiums essen während einer Pause ihre Mittagsmahlzeit.
dpa/Symbol Lizenz
Kinder nehmen im Speiseraum einer Schule ihr Mittagessen zu sich.
Kinder nehmen im Speiseraum einer Schule ihr Mittagessen zu sich.
dpa Lizenz