Dorferneuerungspreis Dorferneuerungspreis: Steckby prahlt mit renoviertem Antlitz
Steckby/MZ. - Doch dieses Mal will sich Steckby mitden vermeintlichen Dorfschönheiten über bundesdeutscheGrenzen hinweg messen - und tut es: als Wettbewerbsteilnehmerum den Europäischen Dorferneuerungspreis 2002.
Preis hin, Preis her. Boris Krmela weißlängst zu schätzen, was seine Wahlheimat ihmzu bieten hat. Krmela ist Stadtplaner, Dorfplaner.Sein Büro hat er im nahe gelegenen Dessau,sein Haus in Steckby. Die alte, verlasseneMühle des Ortes hatte es ihm gleich angetan."Jetzt wohnen wir drin", freut er sich undträumt längst verstohlen den Titeltraum. "Eswäre toll für Steckby." Aber egal, "Hauptsache,wir fühlen uns wohl hier". In einem Ort, dessenrenoviertes, sehenswertes Antlitz er maßgeblichmit seinen Gestaltungsideen geprägt hat; einemOrt, wo sonntags die frischen Brötchen ander Türklinke hängen, wo jeder jeden kenntund neun Vereine sich um Mitglieder nichtsorgen müssen. "Die Menschen hier sind sehraufgeschlossen", hat der Hinzugezogene vielfacherfahren. Und auch die Jury ist neugierigauf einen Menschenschlag, der sich mit seinemDorf schmückt.
Ein Vormittag lang bleibt Zeit, mit Episodenund Fakten, mit Geschichte und Gegenwart vomSchmuck zu prahlen. Strahlend stellen sichdie Dörfler der fachkundigen Jury. MarkanteGebäude, wie die Storchenmühle, in der ausgestelltund beköstigt wird, öffnen Tür und Tor, dieVoltigiergruppe des Reit- und Fahrvereinslässt die Jüngsten zeigen, was sie gelernthaben, der Zerbster Weltmeister im Spargelschälen,Günter Richter, schält für Steckby so schneller kann. Und der aus den köstlichen Stangenbereitete Salat mundet. "Dort, wo er wächst,schmeckt er eben doch am besten", sehen dieReisenden ein und drängen wieder zur Eile- geübt konsequent. Anderen Orten räume manauch nicht mehr Zeit ein.
Steckby in drei Stunden. Von acht bis elf.Eine Dame, Iveta Kavcakova aus der Slowakei,und zwei Herren, der Luxemburger Camille Giraund der Bayer Peter Jahnke, sind gespannt- und bereit, ihr Urteil zu fällen, ein wohlwollendeswenn möglich. Steckby ist einer von 33 Bewerberortenaus elf Regionen oder Ländern Europas. Diekleine Jury doch sieht nicht jeden. Unter16 ist die Arbeit aufgeteilt.
Boris Krmelas Verschönerungsarbeiten habenJahre in Anspruch genommen. Seit der Ort 1991ins Dorferneuerungsprogramm des Landes aufgenommenwurde, sind 1,5 Millionen Mark an Fördermittelngeflossen. Bis 1998. "Es gibt bei uns keineStraße, die nicht gemacht ist", verkündetzufrieden die stellvertretende BürgermeisterinBrigitte Bergt. Planer Krmela vertritt geradebeim Straßenbau im ländlichen Raum "die weicheVariante". Weiche Übergänge. "Die Natur kenntauch keine harten Kanten." Hohe Bordsteinehat er deshalb gemieden, wo es ging. Die neugepflasterten Straßen laufen zu den grünenRandstreifen hin aus. Das gefällt ihm, "dasmacht den Ort im Ganzen weich".
Weich machen ihn auch die Farben. Weiße Fassadensucht man hier beinahe vergebens. Weil dieDörfer ursprünglich viel farbiger waren, inZeiten der DDR dann auf trauriges grau gesetztwurde, hat Krmela den Dorfbewohnern Mut zugesprochen.Das Ergebnis: sandgelb, grün, leuchtend rot,sogar blau und auffallend oft warmes beigean den Häuserwänden.(...)
Der Text wurde gekürzt. Die vollständige Fassung lesen Sie in der Druckausgabe der Mitteldeutschen Zeitung vom 4. Mai 2002.