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Dieter Schütte Dieter Schütte: «Ein zupackender Unternehmer»

12.02.2013, 19:51

Köln/ksta. - Wechsel in eine fremde Branche

Zunächst jedoch führte ihn sein Weg - nach Wehrdienst in der Marine und Ausbildung - 1951 nach Holzminden, wo er eine Tätigkeit in der Riechstoffindustrie aufnahm. Da sich die Aussichten auf eine Karriere bei 4711 durch Veränderung der Verhältnisse in dem Unternehmen nicht entwickeln konnten, entschloss sich Dieter Schütte zu einem Wechsel in eine für ihn fremde Branche. Er ging nach Solingen, wo er als persönlich haftender Gesellschafter die Modernisierung eines Metallwarenbetriebs in Angriff nahm und mit der Produktion von Schirmen ein prosperierendes Unternehmen schuf.

1960 trat Dieter Schütte dann als persönlich haftender Gesellschafter in den Verlag M. DuMont Schauberg (MDS) ein. Der nun auch professionellen Verbindung war eine schon jahrelang private vorangegangen: Dieter Schütte hatte 1950 Brigitte Neven DuMont geheiratet, die Tochter von August Neven DuMont. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Eines davon, Christian DuMont Schütte, ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und heute Verleger und Vorstandsmitglied der Mediengruppe M. DuMont Schauberg.

In zweiter Ehe, aus der ebenfalls drei Kinder hervorgingen, war Dieter Schütte mit Ute Friederichs verheiratet.

Dieter Schütte leitet zunächst als Geschäftsführer die Tiefdruckerei und Akzidenzdruckerei "DuMont-Presse". 1967 wurden dann die Finanz- und die Personalabteilung des Gesamtunternehmens M. DuMont Schauberg seinem Aufgabenbereich zugeordnet.

Nach einer Neugliederung der Geschäftsführung und der Gründung einer Kommanditgesellschaft wurde Schütte einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens.

In den nun folgenden Jahren nahm MDS eine überaus positive Entwicklung. 1964 wurde der Express gegründet; es wurde der Fotosatz eingeführt, die Mitteldeutsche Zeitung erworben, und es gab den Umzug des gesamten Verlags aus der Innenstadt in den imposanten Glasbau an der Amsterdamer Straße nach Niehl.

Gegenseitiger Respekt

Im Jahr 1990 wechselte Dieter Schütte dann als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat der Verlagsgruppe. Nach seinem Ausscheiden im Jahr 2003 gehörte er dem Aufsichtsrat als Ehrenmitglied an.

Dieter Schütte arbeitete nach dem Rückzug der Senioren August und Dr. Kurt Neven DuMont seit Mitte der 60er Jahre Seite an Seite mit Alfred Neven DuMont. Es war eine von gegenseitigem Respekt geprägte Zusammenarbeit, die Alfred Neven DuMont so bewertete: Sie habe gezeigt, dass zwei Menschen unterschiedlichen Temperaments sich zusammenraufen und erfolgreich sein können. Dieter Schütte sei "fair und human" und er habe "groß gedacht", sagte Alfred Neven DuMont und fügte hinzu: "Dieter Schütte war ein entschlossener und zupackender Unternehmer." Und der beschrieb Alfred Neven DuMont als einen "genialen Publizisten." Und in dieses Metier des Herausgebers habe er nie hineinreden wollen: "Wovon ich nichts verstehe, da lasse ich die Finger weg. Ich habe lieber auf die Finanzen geachtet."

Dieter Schütte wurde neben seiner Tätigkeit im Verlag in viele Gremien berufen: Er saß im Wirtschaftsrat der CDU (Berlin); engagierte sich in nationalen und internationalen Organisationen der Jägerschaft.

Sein besonderer ehrenamtlicher Einsatz spiegelte sich auch in sozialen Fragen sowie in der Kultur- und Brauchtumspflege. Dieter Schütte war unter anderem Vorsitzender der Betriebskrankenkasse von MDS; er war Mitglied des Stifterrats des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud und hatte einen Sitz im Kuratorium der KölnMusik. Er förderte das Museum für Angewandte Kunst und die Gesellschaft für angewandte Strahlenforschung und Krebsbekämpfung. Und besonders eng verbunden war er dem von ihm mitbegründeten Förderverein Romanische Kirchen Köln.

Das ehrenamtliche Wirken Dieter Schüttes wurde 1992 durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse gewürdigt.

Zu seinem siebzigsten Geburtstag notierte der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel in einem seine Freundschaft begründenden Gruß: "Es ist die offene Bereitschaft zum Gespräch, zum Gedankenaustausch, und es ist seine Fähigkeit, Barrieren zu überspringen."

Dass Dieter Schütte den ihm eigentlich vorgezeichneten Schritt in die Führungsetage des Hauses 4711 nicht gegangen ist, hat ihn offensichtlich nie gereut. Der "Verlegerberuf", bekannte er in einem Interview, ist "ein Beruf, der meiner Idealvorstellung von einem Unternehmer sehr, sehr nahe kommt - und der insofern wirklich mein Traumberuf geworden ist."

Dieter Schütte starb am vergangenen Freitag.