Deutsche Bahn Deutsche Bahn : "Streckenagent" soll über Verspätungen informieren

Halle (Saale) - Kryptische Durchsagen, Hinweise auf Anzeigetafeln, die mehr Fragen aufwerfen als beantworten - die Kunden-Information der Deutschen Bahn AG steht seit langem in der Kritik. Das Unternehmen will das nun ändern. In Mitteldeutschland sollen Reisende künftig besser und verständlicher über Verspätungen, Zugausfälle und Behinderungen informiert werden, sowohl via Smartphone als auch auf den Bahnhöfen.
Reiseauskunft für das Smartphone
Möglich macht es der sogenannten Streckenagent: Per Whatsapp-Nachricht, SMS oder Mail werden Störungen für eine bestimmte Strecke angezeigt, die der Kunde vorher auswählen kann. Zugleich werden, falls vorhanden, alternative Routen vorgeschlagen. Funktionieren soll das System über die bereits vorhandene Bahn-App DB Navigator, eine Reiseauskunft für das Smartphone. Daneben sollten die gewünschten Informationen auch getwittert werden, kündigte Frank Klingenhöfer an, Chef der für den Regionalverkehr zuständigen Bahn-Tochter DB Regio Südost. In Bayern und Nordrhein-Westfalen wurde das System laut Bahn bereits erfolgreich getestet. In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen startet es Klingenhöfer zufolge voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres.
Hinter dem virtuellen „Streckenagenten“ stehen echte Streckenagenten: Vier Mitarbeiter werden sich laut Klingenhöfer in der Bahn-Betriebszentrale in Leipzig ausschließlich um Kunden-Informationen kümmern. „Sie sollen die Informationen so aufbereiten und übersetzen, dass der Kunde sie besser versteht“, sagte Klingenhöfer der MZ. Das gelte nicht nur für den neuen Smartphone-Service, sondern auch für Durchsagen auf Bahnhöfen und Texte auf Anzeigetafeln.
Bisher kommen Hinweise über Störungen und Verspätungen zwar auch schon aus der Betriebszentrale. Wenn es irgendwo klemmt, müssen sich die Mitarbeiter dort aber vorrangig darum kümmern, dass der Verkehr wieder rollt. Informationen für Reisende fielen bisher quasi nebenbei ab.
Bauarbeiten im halleschen Hauptbahnhof
Die Bahn reagiert mit der Neuerung auch auf massive Kritik von Pendlern im Zusammenhang mit Bauarbeiten im halleschen Hauptbahnhof. Vor allem im Dezember und im Januar häuften sich Verspätungen und Zugausfälle, weil die Hälfte des Bahnhofs gesperrt war. Reisende bemängelten immer wieder, dass Informationen schwer verständlich oder unzureichend seien oder sogar ganz fehlten.
Der Fahrgast-Verband „Pro Bahn“ hält den Vorstoß der Bahn für überfällig: „Es ist höchste Zeit, sich moderner Kommunikationsmittel zu bedienen“, sagte der Landesvorsitzende für Mitteldeutschland, Carsten Schulze. Er bezweifelt allerdings, dass das System fehlerfrei funktionieren werde. Dafür seien die Abläufe zu komplex und die Ansprüche der Kunden zu unterschiedlich. Der Verband bemängelt seit langem auch das bürokratische Bahn-Deutsch. Schulze: „Wenn ein Ticket-Automat gesprengt wird, warum sagt man das dann nicht so? Warum redet man von ,Störungen im Betriebsablauf‘?“ (mz)