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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Doppelhaushälfte im Stadtteil Ziebigk explodiert

24.07.2009, 09:26
In Dessau ist am Freitagmorgen eine Doppelhaushälfte explodiert. (FOTO: Lutz Sebastian)
In Dessau ist am Freitagmorgen eine Doppelhaushälfte explodiert. (FOTO: Lutz Sebastian) (C)Lutz Sebastian

Dessau-Roßlau/MZ. - Einsam und stumm steht Heinz Nickel am Rand der Straße und lehnt an einer Einfahrt. Die vielen Menschen, die in Uniformen an ihm vorbeihasten, nimmt der 85-jährige Rentner kaum war. Sein Blick geht zum Haus gegenüber, das kein Haus mehr ist. Auf der einen Seite fehlt die komplette Vorderfront, ist ein wüstes Durcheinander, aber eben keine Wohnung mehr zu sehen.

Dumpfer Knall am Morgen

8.35 Uhr war es am Freitag, als ein dumpfer Knall ein Mehrfamilienhaus in der Saarstraße erschütterte und Nickels Ehefrau Ellen kurz darauf aufgeregt in die Wohnung kam. "Raus hier. Es brennt", hörte der 85-Jährige, lief - so schnell es ging - die Treppe runter auf die Straße, die in dunklen Qualm gehüllt und mit Gesteinsbrocken übersät war. "Es war einfach nur schrecklich." Nickel kann noch Stunden später gar nicht recht glauben, was passiert ist.

Eine schwere Explosion hat am Freitag in Ziebigk eine Doppelhaushälfte komplett zerstört. Drei Personen wurden verletzt ins Städtische Klinikum nach Alten gebracht. Es grenzt an ein Wunder, dass alle überlebten. Ein 46-jähriger Mann und eine 26-jährige Frau hatten sich noch vor dem Eintreffen von Feuerwehr und Polizei selbst aus dem Dachgeschoss gerettet und waren über das Dach in das Nebenhaus geklettert. Beide wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung eingeliefert. Der 61-jährige Eigentümer, der allein im Erdgeschoss wohnte und sich ebenfalls selbst befreien konnte, wurde mit Brandverletzungen ins Krankenhaus gebracht und liegt nach Angaben der Kriminalpolizei auf der Intensivstation. Die Wohnung in der mittleren Etage des Hauses war unbewohnt.

Die Unglücksursache ist unklar - und Teil der kriminalpolizeilichen Ermittlungen. "Aufgrund unserer Erfahrungen und der gleichmäßigen Wucht der Explosion gehen wir von Gas als eine Zündquelle aus", sagte Ralf Moritz, Pressesprecher der Polizeidirektion Ost. Genauere Aussagen sind vorerst nicht möglich. Gegen 12 Uhr hatten die insgesamt 34 Kameraden der Dessauer Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Feuerwehren aus Roßlau. Kühnau und Alten zwar das Feuer in der komplett abgesperrten Saarstraße gelöscht. Doch die Brandermittler konnten noch nicht vorrücken. "Die komplette linke Haushälfte ist stark einsturzgefährdet und kann derzeit nicht betreten werden." Polizei und Feuerwehr schätzen den Sachschaden auf 200 000 Euro. Am Nachmittag wurde mit dem Abriss begonnen.

An einen Unfall mag allerdings nicht jeder glauben. Für 9 Uhr am Freitag war nach MZ-Informationen die Zwangsräumung der Wohnung im Erdgeschoss anberaumt. Für die nächste Woche - für Dienstag, 28. Juli, 13 Uhr - war im Amtsgericht Dessau die Zwangsversteigerung des Hauses in der Saarstraße 67 geplant. Der Verkehrswert des Hauses war auf 167 500 Euro festgesetzt. Die Polizei wollte diese Information nicht bestätigen. Mitte der 30er Jahre erbaut

Das Mehrfamilienhaus in Ziebigk war Mitte der 30er Jahre erbaut worden. "Es ist mein Elternhaus", berichtet Heinz Nickel. Der wohnte seit über 70 Jahren in der Saarstraße - und kann dies auch weiter tun. Befürchtungen, die heftige Explosion hätte auch das Nebenhaus in Mitleidenschaft gezogen, bestätigten sich nicht. Eine Statikerin konnte am Freitag noch Entwarnung geben. "Die Bewohner", bestätigte Polizeisprecher Moritz, "konnten nach Beendigung der Löscharbeiten in ihre Wohnungen zurück."