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Coswig Coswig: Tödliche Unfallserie auf der Autobahn reißt nicht ab

Von DIRK SKRZYPCZAK 19.01.2009, 20:30

KÖSELITZ/MZ. - Auf der A 9 hat es im Zuständigkeitsbereich der Autobahnpolizei Dessau den nächsten schweren Verkehrsunfall gegeben. Am am Montagmorgen starb ein 51-jähriger Pkw-Fahrer aus Bayern, als sein Wagen um 6.40 Uhr zwischen Köselitz und Klein Marzehns (Brandenburg) in einen Sattelzug krachte. Der 43-jährige Beifahrer musste mit schweren Verletzungen ins Klinikum nach Dessau gebracht werden. Seit Anfang des Jahres sind auf der A 9 zwischen der Landesgrenze und der Anschlussstelle Brehna bereits vier Menschen ums Leben gekommen - so viele wie im gesamten Jahr 2008 auf dem 60 Kilometer langen Abschnitt. Rechnet man die schweren Unfälle am 30. Dezember nahe Coswig hinzu, ist die Zahl der Todesopfer innerhalb der vergangenen drei Wochen auf sechs gestiegen.

"Wir können uns diese Entwicklung nicht erklären", hieß es am Montag von der Autobahnpolizei. Ein Schwerpunkt sei nicht auszumachen. "Die Unfälle haben sich an unterschiedlichen Orten ereignet. Wir müssen jetzt die Ergebnisse der Ermittler abwarten, um zu den einzelnen Ursachen mehr sagen zu können. Beispielsweise, ob die Witterung eine Rolle gespielt hat", erklärte Doreen Wendland, Pressesprecherin der Polizeidirektion Ost, gegenüber der MZ.

Eine Parallele ist auffällig. Bei den schweren Karambolagen am Dreikönigstag nahe Brehna und nun zweimal hintereinander bei Köselitz war immer ein Pkw in einen Lkw gefahren. "Die Schwere und die Art der Unfälle bestätigt die Haltung des Innenministeriums, dass ein generelles Tempolimit auf den Autobahnen sinnvoll ist", sagte Martin Krems, Pressesprecher des Magdeburger Ministeriums. Eine Reduzierung "auf 130 Stundenkilometer" würde die Gefahr von Auffahrunfällen mindern, "weil dann die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Fahrzeugen nicht mehr so groß wären". Nach wie vor fehle aber die politische Mehrheit, diesen Schritt auch umzusetzen.

Die Entwicklung auf der A 9 passe in den Landestrend. Die Zahl der Unfälle sinke, die der Verkehrstoten steige allerdings. Krems warnte indes vor Schnellschüssen und verwies auf das Beobachtungssystem des Landes. Auch müsse man die Lage über einen längeren Zeitraum analysieren.

Auch Andreas Schliemann sucht nach Antworten, "auch wenn die sich manchmal pauschal nicht finden lassen", meinte der Leiter der Cobbelsdorfer Feuerwehr. Innerhalb von drei Tagen wurde Schliemann mit seinen Einsatzkräften nun zum zweiten Mal zu einem tödlichen Unfall auf der A 9 gerufen. Die emotionale Belastung für die Retter unterschätzt er nicht. Bei Bedarf fordere er speziell geschulte Seelsorger des Paul Gerhardt Stifts Wittenberg an. "Ich habe die Kameraden gefragt, ob sie Hilfe brauchen. Nötig ist es nicht gewesen. Wenn es möglich ist, setzen wir uns aber nach den Einsätzen zusammen, um über die Ereignisse zu diskutieren. So etwas darf man nicht in sich hineinfressen."

Am Montag blieb den Feuerwehrleuten zunächst kaum Zeit, sich den Kopf zu zermartern. 6.50 Uhr hatte die Rettungsleitstelle Wittenberg Alarm ausgelöst; fünf Minuten später rückte das erste Fahrzeug aus. Unterstützt wurden die Cobbelsdorfer von den Wehren aus Coswig und Roßlau. "Das Auto hatte sich unter dem Sattelauflieger des Lkw verkeilt", berichtete Schliemann. Man habe das Gespann anheben müssen, um den Pkw hervorziehen zu können. Anschließend wurde der schwer verletzte Beifahrer aus dem Wrack geschnitten. Die Autobahn war in Richtung Berlin für vier Stunden gesperrt.

Zur Unfallursache gab es zunächst keine Angaben. Man ermittle noch, teilte die Polizei mit. Die Fahrbahn sei nicht glatt gewesen, berichteten unterdessen Augenzeugen der MZ.