Bevölkerung in Sachsen-Anhalt Bevölkerung in Sachsen-Anhalt: Alles schrumpft - nur Biederitz nicht

Magdeburg - Wir befinden uns im Jahre 2030 nach Christus. In ganz Sachsen-Anhalt hat die Bevölkerungszahl drastisch abgenommen... In ganz Sachsen-Anhalt? Nein! Ein von Unbeugsamen bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem demographischen Wandel Widerstand zu leisten: Biederitz.
Das ist, in Asterix-und-Obelix-Manier formuliert, die Bevölkerungsentwicklung in Sachsen-Anhalt laut einer gestern veröffentlichten Vorausberechnung der Bertelsmann-Stiftung. Demnach wird das Land in den kommenden 15 Jahren um rund 310 000 Einwohner schrumpfen - ungefähr soviel wie die Bevölkerung von Halle und Dessau-Roßlau zusammen. Dann soll es nur noch 1,95 Millionen Sachsen-Anhalter geben. In allen Orten wird geschrumpft - nur eben in Biederitz nicht. Die Gemeinde im Jerichower Land soll stabil bleiben. Das erklärt die Prognose nicht, dürfte aber daran liegen, dass Biederitz unmittelbar an die Landeshauptstadt grenzt und in den vergangenen Jahren mit vergleichsweise günstigem Bauland unter anderem Beamte der Landesministerien angelockt hat.
Der sachsen-anhaltische Bevölkerungsverlust ist laut Stiftung mit 13,6 Prozent so groß wie in keinem anderen Bundesland. Die anderen Ostländer verlieren ebenfalls deutlich, das Saarland auch, nur die Stadtstaaten Berlin, Hamburg, Bremen und die reichen Südländer legen zu (siehe Grafik). Sachsen-Anhalt ist nur die Spitze des Eisbergs. Laut Bertelsmann ist der generelle Trend in Deutschland, dass die städtischen Regionen wachsen und die Einwohnerzahlen in den ländlichen Regionen rückläufig sind. „Es wird immer schwieriger, eine gute Infrastruktur in den schrumpfenden und alternden Regionen zu gewährleisten“, sagte Stiftungsvorstand Brigitte Mohn. Denn die Leute im Land werden nicht nur wenige, die Bevölkerung überaltert auch. Laut Prognose wird 2030 die Hälfte der Sachsen-Anhalter älter als 53 Jahre sein - auch damit ist das Land Schlusslicht.
Die Landesregierung reagierte gestern verhalten auf die Prognose. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) beließ es bei dem Hinweis: „Für das erste Halbjahr 2014 ergab sich erstmals seit fast 20 Jahren ein positiver Wanderungssaldo für unser Land.“ Es zogen also mehr Leute her als weg. Die Bertelsmann-Stiftung hat für ihre Vorausberechnung Daten aus den Jahren 2008 bis 2012 benutzt. 2012 hat Sachsen-Anhalt noch 4 255 Einwohner verloren, 2013 waren es nur noch 850 und für 2014 wird es vermutlich ein leichtes Plus geben - konkrete Zahlen gibt es noch nicht, die sollen zum Jahresende vorliegen. Erst dann werde sich zeigen, „wie sich die Bevölkerungszahlen in den kommenden Jahren voraussichtlich entwickeln werden“, sagte Peter Mennicke, Sprecher des Ministeriums für Landesentwicklung. Die Bertelsmann-Prognose entspricht der Entwicklung seit der Wiedervereinigung. Lebten 1990 noch 2,9 Millionen Einwohner in Sachsen-Anhalt, so sind es heute nur noch 2,23 Millionen Einwohner.