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Betrug bei Autobahnbau Betrug bei Autobahnbau: Strabag löst Chemnitzer Standort auf

02.02.2007, 18:08
Oberstaatsanwalt Gerd Schmidt, Gunter Fromm vom LKA und LKA-Pressesprecher Tom Jährig (v.l.) auf einer Pressekonferenz zum Betrug beim Bau der Autobahn 72. (Foto: dpa)
Oberstaatsanwalt Gerd Schmidt, Gunter Fromm vom LKA und LKA-Pressesprecher Tom Jährig (v.l.) auf einer Pressekonferenz zum Betrug beim Bau der Autobahn 72. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Chemnitz/Köln/dpa. - Nach jetzigem Kenntnisstandseien mit Wissen der dortigen Geschäftsleitung Scheinrechnungen vonSubunternehmern der Gruppe ausgestellt worden, sagte eineStrabag-Sprecherin am Freitag in Köln. Das habe dem Konzern einenMillionen-Schaden verursacht. Auch Dritten seien Schäden entstanden.Durch Betrug und Korruption soll beim Bau der Autobahn ein Schaden von mindestens 27 Millionen Euro entstanden sein, hatten dieStaatsanwaltschaft Chemnitz am Dienstag erklärt.

Am Donnerstag war die Konzern-Zentrale von Strabag in Kölndurchsucht worden. Dabei wurden laut Staatsanwaltschaft ChemnitzUnterlagen der Innenrevision sichergestellt. Diese solltenmit dem Material verglichen werden, das am Dienstag bei einerDurchsuchungsaktion in drei Bundesländern beschlagnahmt wurde, sagteder Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schmit am Freitag. Es liege aberkein dringender Tatverdacht gegen Personen der Konzernzentrale vor.

Die Strabag habe die Durchsuchung «kooperativ begleitet», betontedie Konzernsprecherin in Köln. Das Unternehmen wolle damit zurAufdeckung eines kriminellen, systematischen Betrugs- undKorruptionsnetzwerks beitragen. Bereits im Dezember 2005 sei mit derVerhaftung eines Mitarbeiters der Strabag in Chemnitz die interneRevision auf den Plan gerufen worden. Zehn in die Affäre verwickelteMitarbeiter seien entlassen worden. Die genaue Schadenshöhe für denKonzern sei noch nicht ermittelt. Bereits feststehende Schäden beiDritten habe Strabag aber schon 2006 beglichen.

Bei den Betrügereien sollen Scheinrechnungen erstellt und Firmenplanmäßig in den Ruin geführt worden sein, um Löhne undSozialversicherungen zu sparen. Bei der Durchsuchungsaktion amDienstag waren in Sachsen, Berlin und Hessen unter anderem 3500Aktenordner beschlagnahmt worden. Auch das Autobahnamt Sachsen,Straßen- und Tiefbauämter sowie die bundeseigene BaugesellschaftDeges waren betroffen. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz ermitteltderzeit gegen rund 25 Beschuldigte wegen Betrugs, Bestechung undUntreue. In den 2005 aufgedeckten Skandal um den Autobahnbau sollen25 bis 30 Firmen verstrickt sein, die als Subunternehmen für deninternationalen Baukonzern Strabag tätig waren.

Das sächsische Wirtschaftsministerium hat gegen die beidenMitarbeiter von Straßenbauämtern, gegen die wegen Bestechlichkeitermittelt wird, ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das sei das insolchen Fällen übliche Verfahren, bestätigte MinisteriumssprecherinLea Mock am Freitag einen Bericht der «Sächsischen Zeitung». Bei denStraßenbauämtern habe es in der Vergangenheit schon einenKorruptionsfall gegeben.