Bärenpark Worbis Bärenpark Worbis: Bärin Conny aus Halle lockt Besucher an

Worbis - Der alternative Bärenpark Worbis feiert am 12. Juni seinen 20. Geburtstag. Mit dabei beim großen Bärenfest ist auf jeden Fall Conny. Sie ist ein Grund, dass in den zurückliegenden Monaten mehr Besucher aus Halle und Umgebung nach Worbis gekommen sind als eigentlich üblich.
Conny wurde 1989 in Stendal geboren und kam mit neun Monaten in den Zoo nach Halle. Dort lebte sie 26 Jahre, zum Teil in einer völlig neuen Anlage. Die Investition in ihr Gehege änderte letztlich nichts daran, dass die Bärin an der Saale nicht artgerecht gehalten werden konnte. Im vergangenen Jahr kam sie in den Alternativen Bärenpark nach Worbis. Hier, im thüringischen Eichsfeld, kann das Tier durch einen weitläufigen Wald streifen. Für einen Bären in Gefangenschaft fast schon das Paradies.
Das gilt übrigens für alle acht Petze, die südlich des Harzes ein Zuhause gefunden haben. Das große Areal ist naturnah belassen. Dass die Bären einen großen Teil ihres Lebens teilweise unter Qualen verbracht haben, weil sie als Tanzbären in Südosteuropa Touristen zu belustigen hatten oder im Zirkus Kunststücke machen mussten, ist ihnen nicht anzusehen.
Das erste Mal im Wald
Wer während der Fütterungen den Tierpflegern zuhört, der erfährt, dass die Tiere zum Teil lange Zeit gebraucht haben, um sich stressfrei zu verhalten. So ziemlich jeder Petz hat in Worbis zum ersten Mal in seinem Leben richtigen Waldboden unter seinen Füßen gespürt.
Von den Qualen der Tiere erfahren die Besucher auch auf Schautafeln, die allen bisher hier lebenden Bären gewidmet sind. Das gehört einfach dazu, um das Projekt zu erklären, das als Stiftung geführt wird. Aber für die Besucher zählen in erster Linie ganz andere Dinge. Die Tiere leben zwar ihr eigenes Leben und kümmern sich recht wenig um die Zaungäste.
Aber manchmal haben die großen und kleinen Besucher richtig Glück. Zum Beispiel dann, wenn zwei Tiere sich in den großen Teich stürzen und dort herumtollen. Da wird der umgekippte Baum am Ufer zur Kletterstange, da fliegen im munteren Spiel Äste durch die Gegend. Und wenn der Übermut noch größer wird, versuchen sich die Bade-Bären gegenseitig unterzutauchen. Das ist einfach nur schön anzusehen und kein Vergleich zu einem noch so schönen Gehege im Zoo. Das ist einer der Vorteile von Worbis: Das Gelände ist so weitläufig, dass mehrere Tiere in einem abgesperrten Areal leben können, ohne dass sie sich ständig in die Quere kommen und Revierkämpfe lostreten.
Na ja, Conny aus Halle ist die Ausnahme. Ihre Sozialisierung sei fehlgeschlagen, hat eine Tierpflegerin mal fragenden Besuchern erklärt. Sie wolle sich mit anderen nicht vertragen. Leidtragende sind ihre Mitbewohner im Gehege gewesen. Die Ex-Hallenserin griff mehrfach Jimmy und Katja an. Verletzungen sind die Folge gewesen.
Aus diesem Grund sei der Versuch, Conny zusammen mit Artgenossen leben zu lassen, vorerst aufgegeben worden, heißt es in Worbis. Inzwischen hat die Bärin im Wald ein eigenes abgeteiltes Areal bekommen. Sie habe zwar Blickkontakt zu ihren Artgenossen, heißt es, mehr sei aber nicht mit ihr zu machen. Dem Tier scheint das zu reichen. „Conny hat sich in ihrer neuen Freianlage hervorragend eingelebt und genießt die Natur in vollen Zügen“, sagt Parkleiter Ralf Wettengel in dieser Woche. Kein Wunder, sie muss Höhle und Badeteich im neuen Areal mit niemandem teilen.
Tierpfleger plaudern aus dem Nähkästchen
Ach ja, das Zusammenleben ist auch unter Bären nicht immer einfach. Aus diesem Grund ist Besuchern unbedingt eine Führung zu empfehlen. Weil nämlich die Tierpfleger aus dem Nähkästchen plaudern. So erfahren die Gäste, das Pedro, der größte und kräftigste Bär, anfangs von einer der Damen ganz schön drangsaliert worden ist. Beim Menschen würde man sagen, er stand unter dem Pantoffel. Die Dame hatte ihm immer mal wieder mit der Tatze klar gemacht, wer das Sagen hat. Dann hat Pedro mal zurückgelangt. Das muss ziemlich nachhaltig gewesen sein. Heute legt sich keiner mehr mit dem gebürtigen Spanier an, dessen Eltern als Zirkustiere in engen Käfigen dahinvegetierten.
Worbis ist einen Familienausflug wert. Neben den Bären lebt hier noch eine große Schar von Meerschweinchen. Schildkröten liegen in der Sonne und Vögel flattern in einer begehbaren Voliere durch die Luft. Ach ja, und Wölfe gibt es zu sehen. Sie teilen sich das Gelände mit einem Teil der Bären. Meistens gehen sie sich gegenseitig aus dem Weg, aber wer weiß, ob das Rudel mit seinen Mitbewohnern das Bärenfest gemeinsam feiern will.
Dämmerung, Lagerfeuer, heulende Wölfe: Am 18. Juni veranstaltet der Alternative Bärenpark in Worbis die Nacht der Wölfe. Los geht es um 21 Uhr mit einem Rundgang durch den Park. Danach sitzen die Besucher am Lagerfeuer und erfahren von Experten Wissenswertes über den Wolf.
Ein bisschen mystisch werde es auch, verspricht Parkleiter Ralf Wettengel. Isegrim und die Pest im 16. Jahrhundert in Worbis - da gebe es so manche seltsame Geschichte zu erzählen. Zum Programm gehört außerdem eine Fütterung des Rudels, das mit Bären zusammen in einem bewaldeten Areal lebt. Übrigens: Die Zweibeiner bekommen auch eine Stärkung. Die Veranstaltung dauert ungefähr zwei Stunden und ist für Erwachsene gedacht, Kinder mit Interesse sollten nicht jünger als sechs Jahre sein. Eine Anmeldung mindestens eine Woche vorher ist notwendig. Die zweite Nacht der Wölfe wird am 16. Juli stattfinden.
Anmeldung für Nacht der Wölfe unter Telefon 036074/200 90, Kosten pro Person: 20 Euro
Abgesehen von den tierischen Bewohnen können sich die Besucher am Sonntag über weitere Angebote freuen. Angekündigt sind eine Oldtimerschau, Livemusik, Clown-Show sowie etliche Spielgelegenheiten wie zum Beispiel Riesenrutsche. Los geht es um 10 Uhr.
Das Alternative Bärenpark ist nicht nur am Jubiläumstag ideal für Familien. Jede Altersgruppe findet hier etwas Interessantes. Menschen mit schwereren Gehbehinderungen und Rollstuhlfahrern ist ein Ausflug hierher allerdings nicht zu empfehlen. Die Wege im Gelände sind weitgehend naturbelassen und somit nicht behindertengerecht.
Alternativer Bärenpark Worbis in 37339 Leinefelde-Worbis, Duderstädter Allee 49, Eintritt: 6,50 Euro, Telefon 036074/200 90, im Internet unter www.baer.de. (mz)
