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Autorin Kerstin Apel Autorin Kerstin Apel: «Ich bin keine Mörderin»

Von Johannes Dörries 08.02.2013, 21:01

Halle (Saale)/MZ. - Die Autorin Kerstin Apel ist erstaunt über die Ermittlungen gegen sie, die klären sollen, ob sie der Beihilfe oder Mittäterschaft schuldig ist. Es geht um den Mord an dem siebenjährigen Lars in Halle-Neustadt von 1981, den die 49-Jährige in ihrem Buch "Der Kreuzworträtselmord: Die wahre Geschichte" schildert. "Ich bin keine Mörderin," sagt Apel. Sie war als 18-Jährige die Freundin des gleichaltrigen Täters. Er brachte sein Opfer in Apels damaliger Wohnung um, er hatte das Kind zuvor missbraucht.

Apel äußert sich nicht direkt, sondern lässt Anfragen durch ihren Verlag beantworten. Ihre Erlebnisse als Teenager hätten sie "über Jahrzehnte belastet", heißt es in ihrer Mitteilung. "Das Buch zu schreiben, war eine Möglichkeit, einen Schritt zur Bewältigung zu tun. Der fiktive Rahmen gab mir den nötigen Abstand."

In dem Buch beichtet der Täter der Ich-Erzählerin seine Tat. Als das Kind im Nebenraum sich noch bewegt, holt der Mann ein Messer, geht hinüber. Er kommt zurück: "Du musst mir jetzt helfen, ohne dich schaffe ich es nicht." Gemeinsam stecken sie die Leiche in einen Plastiksack, packen sie in einen Koffer und werfen sie auf der Bahnstrecke Halle-Leipzig aus dem Zugfenster. "Siehste, das war's, so schlimm war es doch gar nicht", sagt der Täter im Buch.

Diese viele Seiten füllende Schilderung ist es offenbar, die den Staatsanwalt ermitteln lässt. Als Zeugin berichtete Apel seinerzeit nicht, dass sie so dicht am Mordgeschehen war. Was ist Fiktion, was Tatsache? Das ist zu klären. Die Frage nach Beihilfe oder Mittäterschaft bei dem 32 Jahre zurückliegenden Verbrechen ist zu beantworten. Denn: Mord verjährt nicht.

Keine Fiktion ist, was Apel im Nachwort ihres Buches schreibt: "Mein Freund zwang mich, ihm bei der Beseitigung der Leiche des armen Jungen zu helfen." Und "für eins muss ich ihm beinahe dankbar sein: Es gelang ihm, mich komplett aus der ganzen Angelegenheit herauszuhalten", schreibt sie weiter. "Von meiner Rolle in der Geschichte ahnte niemand etwas."

Bis zum Schreiben ihre Buches "hatte ich mit niemandem über meine Erlebnisse gesprochen", erklärte Kerstin Apel am Freitag. Sie hätte damals Todesangst gehabt. "Ich dachte, dass er mir etwas antun würde, wenn ich ihn anzeigen würde. Dass er dazu fähig war, das wusste ich ja."