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Ausbildung Ausbildung: Immer mehr Berufsbewerbern fehlt die Reife

Von Sabine Fuchs und Gitta Keil 02.10.2004, 15:44
Ein Lehrling im Metallhandwerk arbeitet an einer Drehbank. Die Wirtschaft schlägt Alarm: Immermehr Berufsbewerbern fehlt die nötige Qualifikation und Reife. (Foto: dpa)
Ein Lehrling im Metallhandwerk arbeitet an einer Drehbank. Die Wirtschaft schlägt Alarm: Immermehr Berufsbewerbern fehlt die nötige Qualifikation und Reife. (Foto: dpa) Bundesverband Metall

Magdeburg/Halle/dpa. - «Der Anteil der Nichtausbildungsfähigen steigt seit Jahren», sagtdie Geschäftsführerin der IHK-Magdeburg, Siegrun Ziechner. Der Trendsei offensichtlich. Für den geschäftsführenden Gesellschafter derSYMACON Engineering GmbH Magdeburg-Barleben, Klaus Hieckmann, istdiese Erscheinung ein Versagen in den Elternhäusern. «Was dortvernachlässigt wird, kann auch die Schule nicht mehr auffangen. Unddie im harten Wettbewerb stehenden Unternehmen noch weniger», sagteHieckmann, der auch IHK-Präsident in Magdeburg ist.

Doch die Wirtschaft werde sich kümmern müssen, ist sich Hieckmannsicher. Denn die Zahl der Schulabgänger sinke aus demografischenGründen. Nach Ansicht von Ingeborg Kuhne, bei der IHK Halle-Dessauverantwortlich für Ausbildung, spitzt sich das Problem dann weiterzu. Die Bewerberzahlen nehmen ab, aber die Zahl der Abgänger mitniedrigem oder ohne Schulabschluss bleiben konstant.

Ende August waren nach Angaben der Agentur für Arbeit in Sachsen-Anhalt noch 7300 Bewerber ohne Lehrstelle. Ihnen standen 1100 freieStellen gegenüber. Insgesamt hatten sich in diesemBerufsberatungsjahr 33 100 Jugendliche um eine Ausbildung beworben.Davon hatten 16,1 Prozent einen Hauptschulabschluss, 12 Prozent warenohne Schulabschluss. 71,9 Prozent hatten demzufolge einen mittlerenoder höheren Abschluss.

Die IHK Halle habe noch 96 freie Stellen in Berufen vom Buchbinderbis zu Digital- und Printmedien, sagte Kuhne. «Es haben sichJugendliche gemeldet, die hatten so grottenschlechte Zeugnisse, dassman sagen musste, sie werden den Anforderungen nicht gerecht».Vielfach fehle es auch an Werten, wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit,Beharrlichkeit.

Dies bestätigt auch der Hauptgeschäftsführer der HandwerkskammerHalle, Willi Schlegel. Bei aller Tradition müsse sich das Handwerkdie Zukunft und moderne Berufe erschließen. Dazu brauche es junge,leistungsstarke und vor allem auch leistungswillige Menschen. «Nichterst PISA hat gezeigt, dass es Schwachstellen gibt. Die Kritik hilftuns nicht weiter, wir sehen, dass wir weiterkommen».

Er sprach sich für eine engere Zusammenarbeit von Schule undWirtschaft aus. Berufsorientierung müsse zeitig einsetzen und nichterst mit dem Abschlusszeugnis beginnen. Gute Beispiele seienBetriebspraktika sowie Partnerschaften zwischen Schule undWirtschaft. Dafür sprach sich auch IHK-Präsident Hieckmann vehementaus.

Um zu retten, was zu retten ist, bietet auch die IHK Magdeburg nundie so genannte Einstiegsqualifizierung für schwer vermittelbareJugendliche an. «Irgend eine Stärke hat doch jeder, und die wollenwir dabei herausfinden», sagte Ziechner. Dabei erhalten junge Leutedie Möglichkeit, für ein Jahr ein Praktikum anzutreten. Beientsprechender Eignung sei die Übernahme in ein Ausbildungsverhältnisunter Anrechnung der bislang geleisteten Zeit möglich. DieseEinstiegsqualifizierung gibt es unter anderen in den Bereichen Bau,Gastgewerbe und Handel. 169 Plätze sind bereits eingeworben.