Asylbewerber in Sachsen-Anhalt Asylbewerber in Sachsen-Anhalt: Land schafft Quartiere für Flüchtlinge im Ferienlager

Magdeburg - Der landeseigene Betrieb für Bau- und Liegenschaftsmanagement sucht derzeit per Ausschreibung nach 44 Wohncontainern. Angesichts der täglich wachsenden Zahl von Flüchtlingen aus aller Welt ist die Beschaffung solcher Notunterkünfte, wie man sie sonst von Baustellen kennt, schwierig geworden. Kaufen kann man die Container de facto nicht mehr, das hat das Land bereits beim Versuch erfahren, so den Verfassungsschutz übergangsweise umzuquartieren. Vermieten ist viel lukrativer - für den Vermieter.
Die Bau- und Liegenschaftsmanager des Landes kalkulieren denn nach MZ-Informationen auch mit rund einer Viertel Million Euro für „Errichtung, Anmietung und Rückbau“ eines solchen Containerdorfes auf dem Gelände der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt (Harz).
Doch das löst die Probleme einer wachsenden Überbelegung in den einstigen Kasernen nicht auf Dauer. Die Opposition im Landtag fordert daher seit längerem, dass es eine zweite Anlaufstelle für Asylsuchende im Land geben soll. Dort stellen diese ihren Asylantrag, werden medizinisch betreut und nach mehreren Wochen auf die Landkreise verteilt. Die Zast war erst im vergangenen Jahr um 200 auf 1.000 Betten erweitert worden, doch laut Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) werden auch diese Zahl und die gut 80 Plätze in Containern auf Dauer nicht genügen: „Wir rechnen mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen.“ Von 8 500 Asylsuchenden geht das Land derzeit in diesem Jahr aus.
Stahlknecht bestätigte, dass man auf die Suche nach einer Nebenstelle für die Halberstädter Zast gegangen - und fündig geworden sei: Im Harzstädtchen Güntersberge befindet sich ein ehemaliges DDR-Pionierlager, das in den vergangenen 25 Jahren zum Kinder- und Erholungszentrum (Kiez) aus- und umgebaut worden war. Möglicherweise nicht nur auf legalem Weg - seit Sommer vergangenen Jahres ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Verantwortliche wegen Betrugsverdachts.
Der Trägerverein des Kiez hat Anfang des Jahres Insolvenz anmelden müssen. Ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb ohne staatliche Förderung gilt als unwahrscheinlich. Die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien in den Bungalows ist für Stahlknecht „eine Option, die wir uns sehr gut vorstellen können“. Zudem verfügt das Kiez über eine zentrale Küche mit Speisesaal und einen Kindergarten. Dem Vernehmen nach gibt es zwar weitere Immobilien, doch die seien ohne Aufwand nicht so schnell verfügbar.
Stahlknecht bezeichnet Güntersberge daher als „Hauptstoßrichtung“ - derzeit lässt er ein Konzept erarbeiten und noch offene juristische Fragen klären. Landrat Martin Skiebe (CDU) und den für Güntersberge zuständigen Harzgeröder Bürgermeister Jürgen Bendzius (SPD) habe er informiert und ihnen Unterstützung bei der Organisation von Informationsveranstaltungen zugesichert. „Wir werde relativ schnell eine transparente Kommunikation haben“, so Stahlknecht.
Bürgermeister Bendzius wollte sich gestern nicht äußern. Linken-Innenpolitikerin Henriette Quade begrüßte den Vorschlag, vor allem die Familien aus der Zast herauszuholen. „Ich habe aber meine Zweifel, ob die abgeschiedene Lage Güntersberges dafür der richtige Ort ist“, so Quade. Sie plädierte stattdessen dafür, Familien in Wohnungen in Halberstadt unterzubringen. (mz)