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Sachsen-Anhalt  Ärzteschaft in Sachsen-Anhalt überaltert - bis 2025 werden 825 Hausärzte gesucht

Von Bärbel Böttcher 06.04.2016, 17:30
Ein Hausarzt mißt in seiner Praxis einer Patientin den Blutdruck. (Symbolbild)
Ein Hausarzt mißt in seiner Praxis einer Patientin den Blutdruck. (Symbolbild) dpa

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalts Ärzteschaft braucht dringend Nachwuchs. So beträgt das Durchschnittsalter der rund 1 400  Hausärzte im Land  knapp 55 Jahre. 177 Allgemeinmediziner sind bereits   65 Jahre und älter. Nicht viel besser sieht es auch bei den rund 2 000 niedergelassenen Fachärzten aus. Da ist das  Durchschnittsalter nur geringfügig niedriger. 143 von ihnen sind 65 Jahre und älter.

Während es aber nach Aussagen der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts (KV)   im fachärztlichen Bereich gelingt,   fast alle Stellen von ausscheidenden Kollegen nachzubesetzen, gibt es im hausärztlichen Bereich Probleme. Für etwa ein Drittel aller Hausärzte, die aus Altersgründen aufhören, findet sich laut KV kein Nachfolger. Derzeit sind etwa 140 Stellen frei.   Besonders viele Ärzte fehlen derzeit im Saalekreis, in Mansfeld-Südharz sowie in Dessau-Roßlau. KV-Chef Burkhard John nennt es vor diesem Hintergrund ein Glück, dass viele Mediziner  über das Rentenalter hinaus arbeiten. Denn theoretisch könnten jene 177 Hausärzte, die die 65 bereits überschritten haben, sofort in den Ruhestand gehen. „Sie kämen dann zu den 140 hinzu. Und dann hätten wir ein richtig großes Problem“, sagt John. Insgesamt 825 Hausarztstellen  müssen bis 2025  nachbesetzt werden.     Da nach den Erfahrungen der KV pro Jahr etwa 44 neue Hausärzte ihre Tätigkeit aufnehmen, bleibt ein Defizit von etwa 225 Stellen.

Maßnahmenpaket gegen das Problem

Um das Problem zu lösen, hat die KV ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt. Es setzt bei der Ausbildung von Studenten an, geht über die Förderung der Facharztausbildung und reicht bis zur Unterstützung von Niederlassungen. Es zeigt  erste Wirkungen.

Große Hoffnungen, der Lösung des Problems  näher zu  kommen,  richten sich auf die Ende 2015 von Gesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) ins Leben gerufene „Allianz für Allgemeinmedizin“. Ihr gehören 30 Fachverbände, Körperschaften, Kammern und Krankenkassen an. So sitzen auch der Städte- und Gemeindebund sowie der Landkreistag am Tisch. „Der Anfang ist gemacht. Jetzt gilt es die Allianz konkret mit Leben zu erfüllen“, betont  Bischoff. Ziel sei es, Kräfte zu bündeln, damit Ressourcen zielgerichtet und koordiniert eingesetzt werden.

John, der  die Allianz ausdrücklich begrüßt,  setzt außerdem auf neue Versorgungsstrukturen. Nur so sei das Problem nachhaltig zu lösen.  Der einzelne Arzt, der mit zwei, drei Helferinnen eine Praxis betreibt, werde in Zukunft immer seltener anzutreffen sein, sagt er.  Gebraucht würden  Versorgungsteams, in denen mehrere Ärzte und besonders qualifizierte Versorgungsassistenten - im Volksmund auch Schwester Agnes genannt - zusammenarbeiteten. „Vorstellbar ist es, dass an einem zentralen Punkt ein ländliches Versorgungszentrum entsteht und die Mitarbeiter von dort aus ausschwirren, in den kleinen Orten Stützpunkte haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten tätig sind“, erläutert er.  Solche Netzwerke von Praxen seien im Entstehen  - im Moment vor allem im Norden Sachsen-Anhalts. Der KV-Chef ist sich sicher:  „Wenn sie sich solche Modelle und andere innovative Strukturen durchsetzen, dann werden wir auch im ländlichen Raum die Versorgung aufrechterhalten können“ Er sei optimistisch. (mz)