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Archäologie Archäologie: Himmelsscheibe von Nebra umfangreich restauriert

Von Thomas Schöne 07.03.2004, 13:57

Halle/dpa. - Mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten haben Spezialisten der 3600 Jahre alten «Himmelsscheibe von Nebra» ihr ursprüngliches Aussehen wieder gegeben. «Erstmals wird die restaurierte Scheibe im Mittelpunkt der Landesausstellung «Der geschmiedete Himmel» am 15. Oktober 2004 der Öffentlichkeit gezeigt», sagt Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vorgeschichte in Halle, Harald Meller.

«Die Entscheidung, ob die Scheibe restaurierte werden soll, war ein langer Prozess, an dem zahlreiche Wissenschaftler auch außerhalb unseres Hauses beteiligt waren.» Die Bronzescheibe mit Goldauflagen ist die älteste genauere Sternenabbildung der Welt.

   Bisher wurde die Scheibe zwar gereinigt, aber immer nur mit den Beschädigungen gezeigt, die zwei Raubgräber beim Ausgraben verursacht hatten. Sie schlugen die Scheibe mit einem Maurerhammer aus dem Erdboden. «Wir haben diese Entstellungen rückgängig gemacht und die Wunden auf der Scheibe in mühevoller restauratorischer Kleinarbeit wieder geschlossen», sagt der Chef-Restaurator des Museums Christian- Heinrich Wunderlich.

   Die Goldauflagen auf der im Durchmesser 32 Zentimeter fast kreisrunden Bronzescheibe zeigen den Archäologen ein Schiff, dazu Mond, Sonne und Sterne. Mit Hilfe von zwei Bögen am Rand der Scheibe kann die Winter- und Sommersonnenwende bestimmt werden. Eine Ansammlung von sieben Goldpunkten wurde als Sternenhaufen der Plejaden in einer Konstellation wie vor 3600 Jahren erkannt.

   «Jetzt ist die Sonne auf der Himmelsscheibe wieder rund», sagt Wunderlich. Das herausgeschlagene, trapezförmige Stückchen Goldblech wurde durch eine originalgetreue Nachbildung ersetzt. «Leider konnten wir das Originalteil, obwohl vorhanden, nicht wieder einsetzen», sagt Wunderlich. Das kleine Goldstück wurde beim Herausschlagen durch den Maurerhammer zu stark deformiert und eine Glättung des Teils hätte die originale Materialstruktur zerstört.

   Bis zum Herbst wird es nach Angaben des Museums keine neuen Bilder von der Scheibe geben. «Bei der Landesausstellung wird das herausgebrochene Sonnenstückchen extra gezeigt», erzählt der Experte. Dagegen konnte ein ebenfalls bei der Raubgrabung abgefallener Stern wieder problemlos auf die Bronzescheibe gesetzt werden. Ebenso wurde jetzt die Rückseite der Himmelsscheibe vollständig von den steinharten Erdanhaftungen befreit. «Natürlich werden diese zwei Gramm Erde aufbewahrt. Sie beweisen, dass die Scheibe tatsächlich in Sachsen-Anhalt gefunden wurde», sagt Wunderlich.

   Allerdings konnten nicht alle der zehn markanten Beschädigungen beseitigt werden. Dazu gehören im Wesentlichen Schlag- und Kratzspuren sowie die eine leichte Verbiegung der Scheibe.

   Zwei Raubgräber aus der Region hatten die Himmelsscheibe am 4. Juli 1999 auf dem 252 Meter hohen Mittelberg bei Nebra zusammen mit einem Bronzeschatz entdeckt. Nach jahrelanger Odyssee wurden die Teile am 23. Februar 2002 in der Schweiz bei einer fingierten Verkaufsaktion sichergestellt. Die beiden Männer wurden wegen Unterschlagung und Hehlerei im September 2003 vom Amtsgericht Naumburg zu Bewährungsstrafen und einer Geldstrafe verurteilt.